Schweizer Sportler haben Crowdfunding für sich entdeckt. Dafür können sie sogar auf eine hiesige Plattform zählen. «I believe in you» wurde 2013 vom Kanuten Mike Kurt, Fechter Fabian Kauter und dem Online-Spezialisten Philipp Furrer gegründet. Laut ihrer Webseite hat das Team bisher 3 Millionen Franken – 130'000 Franken allein für Rio-Sportler – eingesammelt. Fünf von sechs Projekten hätten 2016 ihr Ziel erreicht – nach eigenen Angaben ist das die weltbeste Erfolgsrate.

Möglich wird dies dank den Spenden von zahlreichen Einzelpersonen. Wie typisch für Crowdfunding stellen die Sportler sich und ihre Projekte im Internet vor und hoffen, dass Leute ihre Idee mit kleinen und grösseren Geldbeträgen unterstützen. Die Menge macht den Erfolg.

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Dankesgeschenke von klein bis gross

Acht Schweizer Athleten oder Teams zählten im Hinblick auf Rio auf die Unterstützung von «I believe in you». Alle haben dabei ihren angepeilten Betrag zusammenbekommen. Mit 25'870 Franken hat die Frauen-Sprint-Staffel am meisten gesammelt. Die 94 Unterstützer haben den hoffnungsvollen Sprinterinnen ein Trainingslager in Südafrika ermöglicht.

Als Ansporn und Belohnung erhalten die Spender von den Athleten jeweils persönliche Geschenke. Signierte Autogrammkarten, einen Gruss auf Twitter oder eine Postkarte aus dem Trainingslager gibt es für Kleinspenden. Für 800 Franken kann man Mujinga Kambundji und Co. bereits beim Training zuschauen, 5000 Franken braucht es für ein gemeinsames Essen.

Knapp bei Kasse

Was für Schweizer gilt, ist generell so. Olympische Spiele sind ein Riesengeschäft – für Sponsoren und das IOK, nicht aber für den Grossteil der Athleten. Abgesehen von Superstars wie Michael Phelps haben sogar Goldmedaillenanwärter oft Mühe, ihr Sportlerleben und den Höhepunkt in Rio zu finanzieren. Die Unterstützung durch die nationalen Verbände und Sponsoringverträge reichen häufig nicht aus für Trainings, Ausrüstung und Reisen.

Laut einer deutschen Studie von 2010 müssen sich Spitzensportler den grössten Teil ihres Einkommens selbst erarbeiten. Wichtig ist zudem die Unterstützung von Eltern und Freunden. Sponsorengelder stehen an dritter Stelle und Preisgelder machen nur knapp 10 Prozent aus. Kein Wunder also, dass Crowdfunding-Plattformen von hoffnungsvollen Athleten als alternative Einnahmequellen entdeckt werden.

Soll über Erwartungen

«I believe in you» ist bei weitem nicht die einzige solche Webseite. Auf der Plattform «GoFundMe» haben laut Bloomberg über 100 Athleten 800'000 Dollar für ihre Teilnahme in Rio gesammelt. «RallyMe» vermeldet 350'000 Dollar von 160 Sportlern – 26 davon haben dann auch tatsächlich die Qualifikation für die Olympischen Spiele geschafft. Und bei «Dreamfuel» beträgt das Total der angehäuften Gelder gemäss Bloomberg 80'000 Dollar.

Zu den erfolgreichen Sammlern auf «MakeAChamp» gehört etwa Aisyah Rower, eine Ruderin aus Singapur. Sie hat ihr Ziel von 9000 Dollar zu 155 Prozent erfüllt. Auf ihrer Projektseite listet die Athletin ihre monatlichen Ausgaben auf. Für ihre Mitgliedschaft im Fitnesscenter sind im Monat 400 Dollar fällig, die Transportkosten belaufen sich auf den gleichen Betrag. Das gespendete Geld soll ihr für vier Monate das Training ermöglichen.

Erfolg nicht garantiert

Mit ihrem Ziel von 9000 Dollar ist die Singapurerin eher ambitioniert. Viele der Sportler sind mit weniger zufrieden, und nicht alle erreichen auch den vollen Betrag. Die kanadische Seglerin Brenda Bowskill etwa hat mit 5220 Dollar nur 52 Prozent erreicht. Das reicht nicht für ihre Segel (dreimal 800 Dollar), die Flüge nach Rio (1000 Dollar) und vieles andere mehr.

Viele Athleten sammeln das Geld aber nicht direkt für sich, sondern für ihre Angehörigen. US-Schwimmer Caeleb Dressel will seine Eltern und Geschwister nach Brasilien fliegen, damit sie ihn vor Ort anfeuern können. Das geht ins Geld. Bisher haben 166 Leute 11'595 Dollar zusammengetragen. Damit war sein Projekt nicht ganz so erfolgreich wie seine Olympiateilnahme. In Rio erschwamm er sich mit der Männerstaffel die Goldmedaille. Wohl auf ihre Familie verzichten muss Diskuswerferin Whitney Ashley, gerade einmal 820 Dollar spendeten Unterstützer für diesen Zweck.

Einträgliches Geschäft

Die Beispiele zeigen: Ambitionierte Sportler und ihre ehrgeizigen Ziele finden Anklang. Im Hinblick auf die nächsten Sommerspiele in Tokio dürfte Crowdfunding für Athleten noch zunehmen, meint Rob Solomon, CEO von «GoFundMe»: «Es wird nur noch viel grösser und mächtiger werden.» Das ist ganz in seinem Sinn. Denn die Plattformen finanzieren sich über die gesammelten Gelder. 5 Prozent beansprucht «GoFundMe», die Schweizer Crowdfunding-Plattform gar 8 Prozent. Dazu kommen jeweils Transaktionsgebühren.