Die Ärzte verdienen zu viel! Saftige Zahlen aus dem Bundesamt für Gesundheit und aus den Krankenkassen befeuerten vergangenes Jahr mehrmals die politische Debatte: Die ganze Schweiz diskutierte, ob nicht ein zu grosser Teil der Gesundheitskosten in den Taschen der Ärzte lande.

Alain Berset, der Gesundheitsminister, enervierte sich einmal zu bester «Tagesschau»-Zeit vor den Kameras, dass einzelne Mediziner bis zu 90'000 Franken pro Monat verdienten, «bezahlt durch die Prämien!» Das sei inakzeptabel.

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Die Mediziner, vertreten durch ihren Verband FMH, widersprachen mit Verve. Da würden ein paar Einzelfälle aufgeblasen, da werde Umsatz mit Gewinn verwechselt – und überhaupt werde nicht berücksichtigt, dass der Berufsstand der Ärzte auch enorm viel arbeitet. 

Neuer Akzent

Um hier den Akzent zu wechseln, beauftragte die FMH nun das Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie mit einer Studie: Die Wissenschaftler sollten mal die Ärzte-Stundenlöhne eruieren – und diese ins Verhältnis setzen zu vergleichbaren akademischen Berufen. 

Das Ergebnis, erarbeitet von Gesundheitsökonomin Beatrice Brunner: Im Schnitt verdienten die erfassten Schweizer Ärzte 67 Franken pro Stunde – ausgedrückt als Medianwert; die Hälfte verdient also mehr, die andere Hälfte weniger. Der Durchschnitt lag bei 78 Franken.  

Etwas besser sind die Einkünfte der Zahnärzte, hier erreicht das Medianeinkommen 73 Franken. 

Die Zahlen wirken auf den ersten Blick vielleicht ernüchternd – zum Beispiel wenn man sie mit den hübschen Stunden-Honorarsätzen vergleicht, welche Anwälte oder Berater gern einmal in Rechnung stellen. Allerdings liegen auch deren Stundenlöhne am Ende in einer anderen Realität. Bei den Anwälten und Richtern errechneten die Winterthurer Wissenschaftler einen Satz von 68 Franken pro Stunde, bei Ökonomen waren es 68 Franken, bei Wirtschaftsprüfern und Finanzanalysten 55 Franken, bei Ingenieuren auch etwa so viel.

Kurz: Die Ärzte liegen also tatsächlich mittendrin. Die Studie, die mit Daten der Arbeitskräfterhebung Sake und des Bundesamts für Statistik arbeitete, kam bei den Medizinern auf ein Brutto-Jahreseinkommen, das im Median bei 163‘000 Franken lag (Durchschnitt: 189‘000 CHF). Damit kamen die Humanmediziner auf Rang eins, vor den Dental-Kolleginnen und Kollegen (162‘000 Franken, Mittelwert: 195‘000 Franken) und den Juristen (Anwälten und Richter: 159‘000 Franken, Mittelwert: 207‘000 Franken).

Im Hintergrund steht also, dass die Mediziner tatsächlich – wie es dem Image entspricht – eher viel arbeiten: Im Schnitt sind es 45,2 Stunden. Bei den Anwälten, den Wirtschaftsprüfern und Finanzanalysten, bei den Architekten und den Ökonomen erreicht der Wert 42 Stunden; und in den Ingenieursberufen liegt der Median-Wert zumeist ziemlich genau bei 41 Stunden.

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