Frau Jenni, wie nervös machen Sie die Corona-Fallzahlen?
Sie machen uns schon nervös. Umso wichtiger sind unsere ausgereiften Schutzkonzepte, damit sich die Kunden sicher fühlen in den Läden.

Die Läden müssen ab 19 Uhr schliessen und dürfen am Sonntag nicht öffnen. Wie hart trifft das die Branche?
Uns hat diese Regelung irritiert. Vom gesundheitspolitischen Blickpunkt aus ist sie nicht nachvollziehbar. Wir forderten ja genau das Gegenteil.

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Wie bitte?
Eine weitere Flexibilisierung wäre sinnvoller gewesen. So würden sich die Kundenströme von alleine besser verteilen.

Haben sich die Läden zu wenig angestrengt?
Nein, überhaupt nicht. Unser Schutzkonzept ist ein ausgeklügeltes System. Und wir wissen, dass es greift, weil sich Mitarbeiter weniger oft angesteckt haben als der Durchschnitt der Bevölkerung.

Aber teils bedrängen sich die Kunden.
Es gibt kein Indiz dafür, dass Läden Ansteckungsherde sind. Im Wallis und im Kanton Waadt gingen ja die Fallzahlen jüngst deutlich runter, ohne dass die Läden schliessen mussten, aber andere Massnahmen verfügt wurden.

Wie hoch sind die Umsatzeinbussen?
Schliesst man im Weihnachtsgeschäft die Läden, sind das gemäss unseren Hochrechnungen pro Woche rund 800  Millionen Franken.

Wann wird es wieder besser für den Detailhandel?
Eine Entspannung erwarten wir erst, wenn flächendeckend geimpft werden kann, also erst Mitte 2021. Die Liquiditätspolster sind allmählich aufgebraucht.

Dabei bräuchte es doch nun einen Online-Effort.
Das geht nicht so leicht. Die Kapazitäten sind bereits erreicht. Und die Post ist schon jetzt praktisch am Anschlag. Die zweite Welle wird für den Handel wohl nicht mehr so glimpflich ausgehen wie die erste.

Rechnen Sie mit vielen Konkursen?
Das hängt stark von den Segmenten ab. Food ist ja nicht betroffen. Im Nonfood steht es besonders kritisch um die Fashionbranche. Eine allfällige Konkurswelle dürfte aber erst noch kommen, da es bis zum Sommer noch Kredite für Härtefälle und einen Betreibungsaufschub gab.

Was sind die Lichtblicke in diesem schwierigen Jahr?
Die Branche hat eine enorme Agilität bewiesen. In kürzester Zeit wurden Dinge umgesetzt, die sonst ein Jahr gebraucht hätten.