Bei Nestlé hat man das Trendthema Nahrungsergänzungsmittel erkannt und will hier ganz gross mitmischen. Konzernchef Mark Schneider setzt auf dem Weg dorthin auf strategische Firmenkäufe. Die Übernahme der Kernmarken des amerikanischen Vitaminherstellers The Bountiful Company ist ein grosser Schritt in diese Richtung. Für 5,7 Milliarden Dollar erwirbt Nestlé die US-Firma von der Beteiligungsgesellschaft KKR – die Transaktion wurde Mitte August abgeschlossen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Es ist die zweitgrösste Akquisition im ersten Halbjahr und ein typisches Beispiel für einen spannenden Trend am Schweizer Markt für Fusionen und Übernahmen: Schweizer Unternehmen sind auf Einkaufstour rund um den Globus und haben im ersten Semester deutlich mehr ausländische Firmen gekauft als umgekehrt.

Die Übernahme von Bountiful ist eine von mehr als 100 Firmenkäufen dieser Art im ersten Halbjahr – mehr als 40 Prozent aller Transaktionen.Das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen ist in der Schweiz voll in Gang gekommen. Während 2020 aufgrund der Corona-Pandemie kein gutes Jahr für Mergers and Acquisitions (M&A) war, ziehen die Transaktionen im ersten Halbjahr 2021 deutlich an.

256 Fusionen und Übernahmen wurden seit Januar angekündigt – so viele Deals gibt es nur selten innerhalb eines Halbjahres, wie der neueste M&A-Be richt von KPMG zeigt.

Der langjährige Schnitt liegt bei 192 Transaktionen. Auch punkto Volumen lief der Markt in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf Hochtouren: Die Abschlüsse erreichten in diesem Zeitraum ein Volumen von insgesamt 61,3 Milliarden Dollar. Das ist fast so viel wie im ganzen Jahr 2020 (63,1 Milliarden).

BILANZ Briefing abonnieren
Abonnieren Sie kostenlos das wöchentliche BILANZ-Briefing von Chefredaktor Dirk Schütz und erhalten Sie spannende Einblicke in die Wirtschaftswelt aus einer speziellen Insiderperspektive.
BILANZ Briefing abonnieren

Zwar gab es 2021 bisher noch keine Mega-Deals mit einem Volumen von mehr als 10 Milliarden Dollar, doch eine Transaktion war immerhin nahe dran: Den grössten Abschluss machten die Investmentfirmen Partners Group und Canada Pension Plan Investment Board (CPP Investments).

Beide verkauften ihre Anteile am US-Softwareunternehmen Global Logic im März für insgesamt 9,6 Milliarden Dollar. Käufer war die japanische Hitachi. Vor knapp drei Jahren hatten die beiden Beteiligungsgesellschaften Global Logic für 2 Milliarden Dollar erstanden.

Viele Transaktionen waren letztes Jahr wegen der Corona-Pandemie auf Eis gelegt worden. Inzwischen hat sich die Stimmung deutlich verbessert. Wie an den Wertpapiermärkten ist auch am Markt für Firmentransaktionen die Zuversicht deutlich gestiegen. Einen positiven Einfluss auf die M&A-Aktivitäten haben auch die nach wie vor günstigen Finanzierungskonditionen. Der Zufluss von Liquidität in den Markt und die historisch niedrigen Zinsen sind für die Analytiker von Deloitte zwei wichtige Gründe für den Anstieg der Transaktionen, der auch bei Schweizer KMUs zu beobachten ist.

Bei der M&A-Aktivität kleiner und mittlerer Unternehmen gab es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres eine historische Zunahme. Auch hier hatte sich während der ersten neun Monate des vergangenen Jahres aufgrund der Pandemie ein Stau gebildet, der sich seit dem vierten Quartal nun auflöst.

Auch bei den KMUs ist ein deutlicher Anstieg der grenzüberschreitenden Aktivitäten zu erkennen. Diese Entwicklung sei ein Zeichen dafür, dass das Vertrauen in die Weltwirtschaft wiederkehre, urteilen die M&A-Experten von Deloitte. Auch in den kommenden Monaten wird mit zahlreichen Deals gerechnet. Vor allem in denjenigen Branchen, die von den pandemiebedingen Veränderungen profitieren, wird man zahlreiche Fusionen und Übernahmen sehen, erwarten die Marktbeobachter von KPMG. 

 

sdf
Anne-Barbara LuftMehr erfahren