Der Boom der neuen digitalen Währungen erreicht die klassischen Anlageformen der Finanzbranche. In der Schweiz soll noch dieses Jahr ein Fonds auf den Markt kommen, der mit Bitcoin, Ether und weiteren Kryptowährungen unterlegt ist. «Mit der Finanzmarktaufsicht Finma sind wir im Gespräch», sagt Jan Brzezek, Chef der Crypto Fund AG mit Sitz in Zug, die den Fonds lancieren will. «Im vierten Quartal wollen wir live gehen. Es wird der schweizweit erste regulierte Fonds für Kryptowährungen sein.» Zur Zeit laufen Verhandlungen mit der künftigen Depotbank in der Schweiz. Beraten wird die Firma von der Anwaltskanzlei MME, Prüfgesellschaften sind voraussichtlich PWC und EY.

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An Bord des Projekts sind prominente Köpfe. Im Verwaltungsrat der Crypto Fund sitzt etwa Marc Bernegger, Fintech-Spezialist und Investor in zahlreichen Startups. Chef Jan Brzezek kommt von der UBS, wo er zuletzt als Business Manager beim President Asset Management und President UBS Group EMEA tätig und zudem Teil des Innovations-Teams war.  Mitgründer ist Tobias Reichmuth, Chef des Finma-regulierten Asset Managers SUSI Partners. Im Sommer soll der Verwaltungsrat zudem mit einer weiteren bekannten Person aus der Schweizer Bankbranche besetzt werden.

Für qualifizierte Investoren

Die Kurse von Bitcoin und Ether haben dieses Jahr gegenüber Franken und Dollar massiv zugelegt, zum Teil um mehr als 1000 Prozent. Noch immer stecken die neuen digitalen Assets in ihrer Pionierphase und bergen zahlreiche Risiken, auch bezüglich der zugrundeliegenden sogenannten Blockchain-Technologie. Doch das Interesse von Investoren ist trotzdem enorm. Täglich werden Schweizer Banken von vermögenden Kunden angefragt, wie sie in die neue Anlageklasse investieren können.

Bisher ist es nicht ganz trivial, im grösseren Stil Bitcoins und Ether zu kaufen und vor allem zu verwalten. Das dürfte sich mit einem Anlageinstrument mit einer gebräuchlichen Valoren-Nummer ändern. «Wir wollen Brücken bauen zwischen der alten und der neuen Welt», sagt Brzezek. Der Fonds von Crypto Fund steht allerdings vorerst nur qualifizierten Investoren offen, also etwa Pensionskassen, Versicherungen, Banken, Family Offices und anderen berechtigten Anlegern. Der Grund liegt in der Regulierung. Es gibt weniger Hürden, wenn ein Fonds nur qualifizierten Investoren angeboten wird und nicht dem breiten Publikum. «Wegen der Risiken sollten Kryptowährungen zur Zeit nur zur Diversifikation in der Kategorie Alternative Anlagen genutzt werden», sagt Brzezek.

«The Cryptocurrency Fund»

Der neue Fonds mit Namen «The Cryptocurrency Fund» wird die wichtigsten Kryptowährungen Bitcoin und Ether umfassen, aber auch andere wie Ripple oder Litecoin beinhalten. Der Asset Manager um Brzezek wird das Portfolio regelbasiert in die einzelnen Währungen investieren und mit mehreren Handelsplätzen zusammenarbeiten. Die Verantwortung über die Nettoinventar-Berechnung und Ausgabe und Rücknahme von Anteilen hat eine FINMA-regulierte Fondsleitung, und die gekauften Währungen werden nicht bei der Crypto Fund AG aufbewahrt, sondern bei einer ebenfalls FINMA-regulierten Depotbank in der Schweiz. Konkret wird diese Bank die sogenannten privaten Schlüssel – eine Art Passwörter – verwalten, die zum Transferieren der digitalen Assets berechtigen. Entsprechende technische Lösungen für Depotbanken sind in Arbeit.

Brzezek strebt ein Fonds-Volumen von 100 Millionen Franken im ersten Jahr an, rund 10 Millionen sind von Investoren bereits zugesagt. Gegen oben sind Grenzen gesetzt, da die Liquidität der Kryptowährungen noch immer zu gering ist, um grosse Handelsaufträge ohne massives Bewegen der Kurse zu ermöglichen. Immerhin werden sie aber weltweit täglich bereits im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar gehandelt. Die Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen beträgt rund 100 Milliarden Dollar.

Neuheit

Bis heute gibt es kaum regulierte Fonds, wie ihn Crypto Fund plant. In der Schweiz führt einzig Vontobel ein Zertifikat, das dem Kurs von Bitcoin folgt. In den USA steht gewissen Investoren der Bitcoin Investment Trust offen. Daneben gibt es einige wenige andere Finanzinstrumente, unter anderem auch in Deutschland, welche aber meist nur auf eine einzige Währung fokussieren.