Derzeit kracht es gewaltig in der europäischen Luftfahrtbranche – auch in der Schweiz sind die Schockwellen gewaltig: Air Berlin ist Geschichte, immerhin war die Gesellschaft Deutschlands zweitgrösste Airline und auch in Zürich nach Swiss International Air Lines stets auf Platz zwei. Ebenso wird die Schweizer Air-Berlin-Tochter Belair liquidiert. Und seit Sonntag fliegt die Berner Gesellschaft Skywork nicht mehr. Dort bleibt unklar, wie es weiter geht.

Auch interessant
 
 
 
 
 
 

Soviel Umbruch war selten in der Aviatik. Die Auslese am Himmel, die Konsolidierung in der Branche, ist in vollem Gange. Das Airline-Geschäft war immer schon sehr anspruchsvoll. Klar, es gibt auch profitable Anbieter. Doch Geld in der Branche zu verdienen ist alles andere als leicht. Kein Wunder, dass unter Investoren der Witz kursiert: Willst Du viel Geld verbrennen, gründe einfach eine Airline.

Swiss gehört zu den Profiteuren

Nun läuft der Verdrängungs-Wettkampf auf vollen Touren: Grosse Player wie Lufthansa, die in den vergangenen Jahren stets zu kämpfen hatten mit aufstrebenden Golfairlines, aggressiven Billigfliegern und dem eigenen Personal, das für mehr Geld streikte, können nun ihre Machtposition erheblich stärken. Davon profitiert natürlich auch die Swiss als Lufthansa-Tochter.

Zwar versuchen Airline-Bosse wie Lufthansa-Chef Carsten Spohr ihre Kunden zu besänftigen und argumentieren, dass die Ticketpreise nicht steigen würden, weil es weniger Fluganbieter gibt. Doch die Passagagiere fürchten genau dies: Weniger Auswahl an Anbietern, weniger Strecken und damit auch höhere Kosten für ihre Flugreisen. Denn wirtschaftshistorisch betrachtet wissen die Kunden, dass egal in welchem Markt sie sich befinden, weniger Anbieter in der Regel zu steigenden Preisen führen. Warum sollte diese Erkenntnis in der Airline-Welt plötzlich anders sein?

US-Markt als Blaupause

Erleben wir also nun eine Situation in Europa, wie es sie schon in den USA gibt – dem grössten Luftverkehrsmarkt der Welt? Dort hat ebenfalls eine starke Konsolidierung stattgefunden.

In den USA gibt es nur noch vier grosse Gesellschaften, die das Geschäft im US-Heimatmarkt dominieren und profitabel betreiben – auch wenn es dabei immer wieder absurde Beispiele für zum Teil gewaltätige Konfrontationen zwischen Reisenden und Flugpersonal gibt, die ein extrem schlechtes Licht auf die Servicequalität der US-Airlines werfen. Solch eine Konzentration von wenigen Anbietern ist allerdings nicht so schnell in Europa zu erwarten. Das liegt auch daran, dass die USA ein Nationalstaat sind und Europa aus vielen Nationen mit vielen eigenen ehemals staatlichen Airlines besteht.

Erfolg der Billigflieger funktioniert als Preis-Kontrolle

So prognostizieren Analysten der Beratungsfirma Oliver Wyman, dass sich in Europas Aviatikmarkt der Wettbewerbsdruck erhöhen werde. Denn die Airlines bauen ihre Kapazitäten massiv aus. Die Flottengrösse in Europa würden bis zum Jahr 2022 um rund 600 Maschinen auf 5700 Maschinen wachsen. Das Passagieraufkommen steige jedoch langsamer. Die Folge wäre ein weiterhin hoher Wettkampf um Passagiere, der auch zu sinkenden Ticketpreisen führen könnte.

Antreiben werden diesen Wettstreit vor allem die Billigflieger wie Ryanair und Easyjet. Sie zeigen den etablierten grossen Netzwerk-Airlines wie etwa Lufthansa wie man kostenbewusst und innovativ erfolgreich am Markt agiert. Auf den Erfolg der Billigflieger sind Europas Flugpassagiere deshalb angewiesen.