Zwischen Liechtenstein und Zug ist eine Rivalität im Gange. Das Fürstentum und der Schweizer Kanton wollen sich beide als ein Zentrum für die Blockchainwirtschaft etablieren. Die Innerschweizer waren zuerst, und konnten viele Unternehmen rund um die digitale Verschlüsselungstechnologie in ihr «Crypto Valley» locken. Liechtenstein hat die Cyberwirtschaft erst etwas später für sich entdeckt, aber schnell Boden gutgemacht.
 

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Jetzt kann das «Ländle» einen weiteren Erfolg vorweisen: Liechtenstein erhält einen Ableger einer der weltgrössten Börsen für Kryptowährungen, Binance. Binance LCX heisst der neue Marktplatz. Es ist ein Gemeinschaftsunternehmen der chinesischen Binance und der Liechtensteiner Cryptoassets Exchange (LCX).

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Die beiden Gründer Monty Metzger und Max Wang: Die LCX soll bald den Betrieb aufnehmen.

Quelle: ZVG/Derek Uhm;Binance LCX

Start mit dem Währungshandel

Binance LCX wird professionellen Anlegern offenstehen, die die grossen Krypotwährungen gegen Euro oder Franken wechseln wollen. Mitbesitzer Binance wird die Technologie dafür liefern. Zu einem späteren Zeitpunkt will die LCX auch den Handel mit anderen digitalen Vermögenswerten – Security Tokens – ermöglichen. Ein solcher Token kann beispielsweise aus einem Urheberrecht, Aktienanteilen oder Pfandrechten bestehen, die auf Basis der Blockchain handelbar gemacht werden. «Alles mögliche kann tokenisiert werden», sagt der LCX-Mitgründer Monty Metzger.

Derzeit ist der deutsche Unternehmer mit seinem Team von 15 Personen daran, den Börsenbetrieb vorzubereiten, der Start soll «zeitnah» erfolgen. Noch wartet die LCX auf grünes Licht von staatlicher Seite. An der LCX – sie besteht unabhängig vom Joint-Venture mit Binance – sind das Managementteam sowie weitere Investoren beteiligt. Später will die LCX auch «Utility Tokens» im Gegenwert zwischen 15 bis 20 Millionen Franken herausgeben. Wer den LCX-Token mit der Cyberwährung Ethereum erwirbt, wird beispielsweise Dienstleistungen auf der Plattform begleichen können.

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Schloss Vaduz: Das Fürstentum Liechtenstein erhält bald ein Blockchain-Gesetz

Quelle: Keystone

Keine Angst vor Schweizer Konkurrenz

Die LCX wird gegen viele Kryptobörsen weltweit antreten. Auch in der Schweiz sind ähnliche Handelsplätze am Entstehen. So ist beispielsweise diesen Sommer die Swiss Crypto Exchange SCX gestartet, ein Marktplatz für Kryptoanlagen. Eine ähnliche Plattform plant die Schweizer Börse SIX. Und mit Bitcoin Suisse in Zug gibt es einen etablierten Finanzdienstleister für digitale Vermögenswerte. «Wir sehen diese Börsen nicht als Konkurrenten», sagt LCX-Mitgründer Monty Metzger. Der Markt wachse stark, und benötige zusätzliche Handelsplätze.

Metzger sieht für sein Projekt zudem mehrere Vorteile. So könnten die Anleger an der Binance LCX im Gegensatz zu anderen Börsen auch hohe Beträge in Franken und Euro wechseln. Dann werde die Zusammenarbeit mit Binance dem Liechtensteiner Marktplatz zu viel Umsatz verhelfen. «Wir rechnen mit einem Ansturm», sagt Metzger. Und schliesslich verspricht sich der Unternehmer auch viel von Liechtensteins neuem Blockchain-Gesetz. Das Fürstentum wird als einer der ersten Länder weltweit die neue Blockchainwirtschaft regulieren. Die Vorschriften werden auch für die Binance LCX und die LCX gelten.

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Bank Frick: Das Liechtensteiner Institut zeigt sich offen für die neue Blockchainwirtschaft.

Quelle: Keystone

Ein bewusster Entscheid für das Fürstentum

Diese gesetzgeberische Pionierrolle Liechtensteins war auch einer der Hauptgründe, wieso Metzger seine geplante Börse im Fürstentum ansiedelte – und nicht etwa in Zug, Singapur, Estland oder Malta. «Hier finden wir alles, was wir brauchen», sagt Metzger. So zeigt sich in Liechtenstein – im Gegensatz zur Schweiz - auch die Finanzwirtschaft sehr offen für eine Zusammenarbeit mit Kryptobörsen. Binance LCX arbeitet mit der Bank Frick sowie zwei weiteren Finanzinstituten zusammen. In Liechtenstein unterstützten Politik und Wirtschaft die neue Branche, sagt Metzger. In der Schweiz werde der Kanton auf nationaler Ebene gebremst. «Liechtenstein setzt um, was im Zuger Crypto Valley erst angedacht wurde.»