Die Swisscom, die Deutsche Börse und das Startup Sygnum wollen zusammen eine neue Finanzmarktinfrastruktur für Digital Assets schaffen. Damit zünden die drei Unternehmen die nächste Stufe der Digitalisierung von Vermögenswerten, der sogenannten Tokenisierung. Unter Tokenisierung versteht man, dass Werte durch einen digitalen Token vertreten werden. Zur Aufzeichnung der Transaktionen kommt die Blockchain-Technologie zum Einsatz. Diese Kryptobörse soll Investoren ermöglichen, neue Anlageklassen zu erschliessen. 

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Die Tokenisierung von Vermögenswerten ist zurzeit einer der grössten Trends in der Finanzwelt. Besonders bedeutend dabei sind Anlage-Token, welche beispielsweise Anrechte an Vermögenswerten wie Unternehmen, Startups, Immobilien oder Kunstwerken beinhalten. «Diese Art von Tokenisierung wird die Finanzwelt neu definieren», ist Roger Wüthrich-Hasenböhler, Chief Digital Officer der Swisscom, überzeugt.

Neben den beiden Big Playern Swisscom und Deutsche Börse ist das Startup Sygnum der Dritte im Bunde. Das in Zürich und Singapur beheimatete Fintech hat jüngst eine Schweizer Banklizenz beantragt und entwickelt eine Lösung, Digital Assets herauszugeben, zu speichern, zu handeln und zu verwalten.

Verschiedene Partner wie Daura oder Custodigit

Die am Montag bekannt gemachte Partnerschaft umfasst zudem auch Investition der Deutschen Börse in das Zürcher Startup Custodigit – einem Joint Venture von Swisscom und Sygnum. Das Startup bietet eine technische Lösung zur Verwahrung von Digital Assets für regulierte Finanzdienstleister wie etwa Banken an.

Das Startup Sygnum beteiligt sich wiederum mit der Deutschen Börse an dem Zürcher Unternehmen Daura. Es betreibt eine Plattform basierend auf der Distributed Ledger-Technologie, mit der etwa auch Bitcoin gehandelt wird. Damit soll erfüllt werden, dass eine sichere Übertragung und Registrierung von Schweizer Firmen möglich ist. 

Die digitalen Vermögenswerte sollen laut der Swisscom vor allem KMUs und Startups eine neue Möglichkeit der Kapitalbeschaffung ermöglichen: «Dieses Ökosystem für Digital Assets kommt vor allem nicht-kotierten Unternehmen zugute», sagt Wüthrich-Hasenböhler. Es verschaffe ihnen einen einfacheren Zugang zum Kapitalmarkt. 

Konkurrenz zu SIX

Darüber hinaus entwickeln die Deutsche Börse und Sygnum einen Marktplatz für die Notierung und den Handel von Digital Assets am Schweizer Markt. Dieser Zugang zu Liquidität über einen offenen Handelsplatz, der aber auch den regulatorischen Anforderungen entspricht, sei ein «wichtiges Element für den Aufbau eines skalierbaren Ökosystems für Digital Assets», sagt Wüthrich-Hasenböhler

Mit einer solchen Handelsplattform konkurrenzieren Swisscom, Deutsche Börse und Sygnum auch die Schweizer Börse. SIX startet in Kürze einen Cybermarktplatz. Hasenböhler verneint die Konkurrenzsituation: «Die SIX spricht vor allem notierte Unternehmen an. Wir wollen den Fokus auf KMUs und Startups setzen.» Die Beteiligung der Deutschen Börse sei auch aus Interesse am Schweizer Markt entstanden, sagt Jens Hachmeister von der Deutschen Börse. «Die Schweiz ist bekannt für Innovationen im Finanzmarkt. Deshalb ist sie für die Deutsche Börse geeignet, um neue Entwicklungen voranzutreiben.»

Swisscom

Die Plattform der Swisscom, Deutsche Börse und Sygnum.

Quelle: ZVG

Beteiligung an nicht-kotierten Unternehmen

Kryptowährungen haben in diesem Jahr starke Verluste verzeichnet und an Attraktivität eingebüsst. So auch die ICOs, die vor allem im Zuger Crypto Valley stattgefunden hatten. Diese Initial Coin Offerings sind in der zweiten Jahreshälfte 2018 eingebrochen und haben weitaus weniger Kapitalgeber gefunden.

Trotzdem scheint das Interesse an neuen Möglichkeiten von Assets durch die Blockchain-Technologie ungetrübt zu sein. Traditionelle Banken wollen ihren institutionellen Anlegern oder Private Banking-Kunden Zugang zu solchen Anlagen verschaffen. Weil sie ermöglichen, sich auf einfachem Weg an nicht-kotierten Unternehmen zu beteiligen. 

Die Abwicklung und Professonalisierung sei aber nur möglich, wenn sie klar reguliert sei, sagt Wüthrich-Hasenböhler. «Mit dem Zusammenschluss sind wir bereit Lösungen zu schaffen, die auf Sicherheit, Zuverlässigkeit und Compliane basieren», betont er. Damit die Kunden etwa ihre «Schlüssel» (Wallets) zu den Assets nicht «verlieren», kommt das Startup Custodigit zum Einsatz. 

Wir reden von Trillionen

Die Tokenisierung von Anlagen könnte die Wirtschaft revolutionieren, ist Wüthrich-Hasenböhler überzeugt. Sie kann die Liquidität von Immobilien oder Kunstwerken vorantreiben – und der Inhaber dieser Besitztümer kann durch eine Teil-Tokenisierung dieser Vermögenswerte zusätzlich Liquidität beschaffen. «Wir sprechen von einem Markt von rund 24 Trillionen Dollar bis 2027», sagt Wüthrich-Hasenböhler. Inbesondere, weil die Tokenisierung den Zugang zu Investitionsmöglichkeiten weiter öffne. Man könne dabei Kapital direkt über unterschiedliche Assets-Klassen diversifizieren. 

Der Einstieg der Swisscom in die Tokenisierung sowie der Verwahrung von digitalen Assets macht – vor allem auch im Hintergrund der angekündigten Digitalbörse der SIX – durchaus Sinn. Daneben plant auch das Zuger Startup Seba Crypto eine ähnliche Börse.

Dazu kommt eine weitere Entwicklung: Firmen platzieren ihre Aktien direkt auf ihrer Website – und verzichten damit auf jegliche Intermediäre.