Welche Aktie am Schweizer Aktienmarkt gefällt Ihnen derzeit am besten?
Der Halbleiterhersteller AMS ist die grösste Position im Fonds, den ich verwalte. AMS ist als österreichische Firma zwar ein Exot, aber in der Schweiz kotiert. Das zeigt auch die Schönheit des Schweizer Aktienmarktes, wenn AMS in Zürich und nicht in Wien gelistet sein will.

Was mögen Sie an AMS?
AMS erfüllt so ziemlich alles, was ich an einer Aktie schätze: Es ist ein Technologie-Leader, das Unternehmen wächst stark, seit 2016 um 60 Prozent pro Jahr. AMS ist im Sensorgeschäft aktiv – das ist sehr gefragt. Mit solchen Sensoren kann man Licht, Temperatur, Luftqualität oder auch den Blutzucker messen. Bei der Gesichtserkennung, die in Apple-Geräten eingebaut ist, oder Abstandsmessung bei selbstfahrenden Autos sind solche Sensoren ebenso gefragt.

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Sie kaufen kräftig AMS-Aktien zu?
Ich bin schon länger investiert bei dem Unternehmen. Ich frage mich jeden Tag: Wenn ich heute mit 100 Prozent Cash starten würde, würde ich zum heutigen Kurs diesen Titel kaufen? Die Antwort bezüglich AMS war bis anhin ja.

Ist AMS die grosse Ausnahme am Schweizer Aktienmarkt?
Wenn man den SMI oder SPI als Massstab für den heimischen Aktienmarkt nimmt, gilt: Die drei Titel Novartis, Roche und Nestlé dominieren mit knapp der Hälfte den Index. Wer sich als Anleger fragt, wohin sich der Schweizer Aktienmarkt in den kommenden Monaten entwickelt, muss überlegen, was bei diesen drei Firmen passiert. Ich erwarte bei Nestlé nichts Spektakuläres, weder positiv noch negativ. Die Pharmatitel hingegen könnten den Gesamtmarkt noch ein wenig nach oben ziehen. Ich präferiere dabei allerdings Roche gegenüber Novartis, die noch stark im Umbau steckt. Roche ist hingegen stärker bei Forschung und Entwicklung.

Spielt in den nächsten Monaten die Musik an der Schweizer Börse bei den grossen oder kleinen Werten?
Das kann man so nicht pauschal sagen. Bei 180 kleineren Werten und 20 grossen Titeln in der Schweiz findet man in der Tendenz allerdings eher spannende Investments bei den kleinen Titeln. Ich habe aber auch grosse Werte wie ABB und Holcim im Portfolio. Ich suche Aktienkurs-Fantasie nach oben, egal ob klein oder gross.

Urs Beck
Quelle: Copyright Ed Taylor 2015
Urs Beck

Der Fondsmanager von EFG Asset Management ist auf Schweizer Aktien spezialisiert. Seit 2014 leitet er den Fonds New Capital Swiss Select Equity. Beck studierte in St. Gallen und arbeitete bei Banken wie UBS und ZKB, bevor er 2004 zu EFG kam. Sein Fonds, der ein Volumen von 230 Millionen Franken hat, legte in den vergangenen drei Jahren um rund 14 Prozent zu.

Wo sehen Sie das eher nicht?
Bei Swisscom bin ich eher skeptisch.

Warum?
Wir halten keine Swisscom, da wir denken, dass die Firma strukturelle Herausforderungen hat, weil sie international nicht wachsen kann. Ein Beispiel: Swisscom TV lässt sich nicht in Bayern verkaufen. Hinzu kommt: Nun muss die Firma beim Umrüsten auf 5G quasi um jede Antenne in der Schweiz kämpfen. Derweil bleiben die Einnahmen aus Natelverträgen eher gleich hoch, Mehreinahmen gibt es also nicht. Zudem sehe ich auch kaum mehr Spielraum auf der Kostenseite.

Und die Banken?
Statt in eine der beiden Grossbanken Credit Suisse oder UBS zu investieren, halte ich lieber die Valiant Bank. Sie hat ein einfaches Geschäftsmodell und kein Investmentbanking, das in der Lage wäre, über Nacht einen Drittel des Buchwertes auszulöschen. Dieses Risiko besteht bei Valiant eben nicht.

Bisher lief die Konjunktur gut. Bald droht der Abschwung. Was sind die Folgen?
Wir kommen aus Anlegersicht aus der perfekten Welt. Rund um den Globus lief es für fast alle Aktienmärkte beinahe perfekt. Nun schwächt sich die Konjunktur auf hohem Niveau ab. Da die Finanzkrise von 2008 ja schon eine Weile her ist, frage ich Firmenchefs nun umso genauer: Wie stellt ihr euch ein auf einen Abschwung? Manche Branchen wie die Maschinenindustrie, also ein klassisch zyklischer Sektor, sind nun sehr anfällig, wenn es abwärts geht. Und diese Branche ist in der Schweizer Wirtschaft traditionell stark vertreten. Dort kommen die Margen schnell unter Druck, wenn es konjunkturell schwieriger wird.

Sie setzen stark auf Swatch Group. Warum?
Auch wenn der Aktienkurs in den vergangenen Wochen gelitten hat: Für mich ist das ein sehr gut geführtes Unternehmen. Die Auslastung der Swatch-Uhrenwerke für Drittparteien war in den vergangenen Jahren nicht sehr gut. Das sollte sich aber in den Jahren 2019 und 2020 deutlich verbessern. Ausserdem hat Swatch ein einmaliges Markenportfolio, die Marken werden nicht verwässert.

Und welche Nachteile sehen Sie bei Swatch Group?
Ich bin langfristig in Swatch investiert und setze auf die Tatsache, dass weltweit der Wohlstand zunimmt. Dementsprechend sollte auch das Interesse für Uhren zunehmen. Man kauft sich eine Omega-Uhr für 10 000 Franken nicht, weil man an der Uhrzeit interessiert ist, sondern weil es ein Statement, ein Schmuckstück ist. Was die Kritikpunkte angeht: Ich frage mich, warum Swatch zwei Aktienkategorien hat. Das reduziert die Liquidität. Auch das Batteriegeschäft mit Belenos gehört nicht zum Kerngeschäft von Swatch.

Liebäugeln Sie mit Richemont?
Ich bin dort nicht investiert. Die Marke Cartier ist aber auf jeden Fall eine Perle. Das Uhrengeschäft ist sehr gut aufgestellt. Doch im Portfolio von Richemont gibt es noch viele andere Marken, die sich zum Teil kannibalisieren. Das missfällt mir. Wenn ich Richemont als eine reine Luxuswaren-Aktie kaufen könnte, würde ich sehr gerne inves-tieren. So lange aber Waren wie Ledergürtel und Kugelschreiber mit im Sortiment sind, kommt es für mich nicht infrage.

Alle reden von Digitalisierung, Automatisierung und Big Data. Sind Schweizer Firmen gerüstet oder haben sie das Rennen gegen das Silicon Valley längst verloren?
Ich bin nicht der Meinung, dass Schweizer Firmen verloren haben. Was die Automatisierung angeht, sind sie gut aufgestellt. Lange Zeit war dies ein Thema in der Automobilindustrie. Nun ist das aber längst in vielen anderen Branchen ange-kommen. Nehmen sie das Beispiel Lebens-mittelherstellung: Längst gibt es Produktionsstrassen für Pizza, der Roboter schnippelt dann den Schinken drauf. Das macht kein Mensch mehr. So kommt die Robotik in immer mehr Industrien zum Einsatz.

Daher haben Sie auch ABB im Portfolio?
ABB ist eine grosse Position wegen der Innovationskraft. Generell haben Schweizer Unternehmen viele Patentanmeldungen. Das zeigt: Innovation ist Teil der Schweizer DNS.