Das andauernde Tiefzinsumfeld fordert die institutionellen Investoren und Privatanleger heraus. Vorbei sind die Zeiten, als sinkende Zinsen an den Obligationenmärkten während Jahrzehnten für steigende Notierungen sorgten. Jetzt zeichnet sich eine Umkehr ab. Zwar beobachtet man an der Teuerungsfront noch keine Überhitzung, aber der Zinserhöhungsrhythmus ist in den USA in vollem Gang, und auch in Europa kündigt sich das Ende der Niedrigzinspolitik an. Für Marcel Zutter, Managing Partner bei Parsumo Capital, heisst das: «Bei den festverzinslichen Papieren ist das Portfolio zu schützen, wenn der Zinsanstieg kommt.»

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Die Zinswende ist für die Anleger langfristig durchaus positiv zu werten, aber auf dem Weg dorthin stellt sich sehr viel Unsicherheit ein. Bewegen sich die Zinsen nach oben, erleiden die Obligationen erhebliche Kursverluste. Trotzdem bleiben die Festverzinslichen ein wichtiges Element für die Stabilisierung des Portfolios. Das gilt speziell für die Vorsorgeeinrichtungen. Gemäss der Swisscanto-Studie haben die Pensionskassen den Anteil an Obligationen über die vergangenen zehn Jahre hinweg sukzessive zurückgefahren, er bleibt aber mit rund 30 Prozent immer noch respektabel. Finanzexperten warnen jedoch davor, nun mit einer Verlagerung auf höher verzinsliche Anleihen die gegen Null tendierende Rendite der Staatsobligationen aufzubessern. Für sie ist das einzugehende Risiko bei den High Yield Bonds zu gross, um damit lediglich einen kleinen Mehrertrag zu erzielen.

Renditestarke Anlageklassen

Wo aber sind die Ertragschancen deutlich besser? Die Pensionskassen setzen vermehrt auf Aktien, Immobilien und Alternative Anlagen. Bei der privaten Vorsorge sieht es ähnlich aus. Im Niedrigzinsumfeld ist der Anreiz für klassisches Sparen auf dem Konto markant gesunken. «Wer höhere Erträge erwartet, muss sich auf die Suche nach Alternativen wie Aktien oder Anlagefonds machen», sagt Hong Phuc Pham, Produktentwicklung Private Vorsorge bei der Pax. Für ihn bietet sich im Bereich der Vorsorgeversicherung die anteilsgebundene Lebensversicherung an, bei der die Sparprämie in einen oder mehrere Anlagefonds investiert wird. Bei einem langen Anlagehorizont kann der Aktienanteil erhöht werden.

Auch aus der Sicht von Parsumo-Spezialist Zutter haben «Aktien am meisten Potenzial». Allerdings müsse die Aktienquote laufend den Marktverhältnissen angepasst werden. Viele Pensionskassen würden die Bandbreite der taktischen Anlagedisposition von beispielsweise 20 bis 40 Prozent nicht nutzen, weil sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hätten. Stattdessen pendle jetzt die Aktienquote um einen Mittelwert von 30 Prozent. Besser sei es, die Bandbreite zwischen 0 und 40 Prozent festzulegen, und danach mit einem aktiven Investment je nach Risikoprognose den gesamten Spielraum für die Aktienquote auszunutzen.

Vorsorgeeinrichtungen müssen die Erträge steigern, um den Leistungsverpflichtungen für ihre Versicherten nachzukommen. Weil traditionelle Investments kaum noch eine Rendite bringen oder gar mit Negativzinsen belasten, wird Ausschau nach alternativen Anlagen gehalten, mit denen sich die Gesamtrendite unter Inkaufnahme gewisser Zusatzrisiken optimieren lässt. Dazu gehören Hedge Funds, Private Equity, Rohstoffe und Infrastrukturanlagen. In der jüngeren Vergangenheit sind zudem Senior Secured Loans, Private Debt und Insurance Linked Strategies dazugekommen. In diese Kategorie gehören auch nachrangige Kredite an Unternehmen, die im Fachjargon als Mezzanine-Finanzierungen bekannt sind. Dabei handelt es sich um eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital. Vorsorgeeinrichtungen zeigen zunehmend Interesse an dieser Kreditvergabe. Die verschärften Eigenmittelvorschriften gegenüber den Banken haben der Weitergabe von Kreditrisiken an eine breitere Investorenschaft in den vergangenen Jahren kräftig Schub verliehen. Vermehrt nutzen nun auch die Verwalter von Geldern aus der beruflichen Vorsorge die Ertragschancen mit nachrangigen Krediten. Bei solchen Spezialfonds basiert der Zins auf dem Schweizerfranken 3-Monats Libor plus einem risikoabhängigen Aufschlag zwischen 10 bis 12 Prozent. Die Mezzanine-Finanzierung nimmt im angelsächsischen Raum bereits eine wichtige Stellung ein. Doch mittlerweile holt Kontinentaleuropa auf. Auch für die Schweiz sehen die Finanzexperten ein weiteres Wachstumspotenzial. Vor allem grössere Pensionskassen nutzen die renditestarke Anlageklasse.

Neue Kreditgeber

Die Secured Loans spielen auch im Immobilienbereich eine immer gewichtigere Rolle. Diese kurzfristigen Darlehen, die mit Immobilien besichert sind, haben ihren Aufstieg dem teilweisen Rückzug der Banken aus dieser Geschäftssparte zu verdanken. Die Geldinstitute zögern, weil die Bankenaufsicht auch im Fall von Darlehen oder Hypotheken, die nicht der Norm entsprechen, eine deutlich höhere Eigenkapital-Hinterlegung verlangt. Nun springen private Darlehensgeber ein, die Zielrenditen zwischen 4 bis 6 Prozent erwirtschaften. Damit das Ausfallrisiko niedrig bleibt, ist allerdings eine rigide Kreditvergabe notwendig. Die Vergabe eines nachrangigen Kredits an ein Unternehmen erfordert ebenfalls eine detaillierten Due-Diligence-Prüfung. Die gesamte Analyse wird durch erfahrene Kreditspezialisten realisiert und meist noch von ehemaligen Führungskräften aus der jeweiligen Branche begleitet. Für die betreffenden Firmenlenker ist das ein hilfreicher Lernprozess, der zu einem verbesserten Financial Controlling im Betrieb beiträgt. Arrivierte Unternehmen schätzen diese Finanzierungsart. Im Wettbewerb mit anderen Anbietern ist es von Vorteil, wenn man einen Kreditgeber hat, hinter dem gewichtige Pensionskassen als Investoren stehen. Zudem droht kein Interessenkonflikt, wie er etwa bei einer Bank als Kunde und Geldgeber vorprogrammiert wäre.

Für die Pensionskassen eröffnen sich mit der neuartigen Finanzierungsform interessante Ertragsquellen, die überdurchschnittliche Renditen ermöglichen. Derartige Fonds generieren einen Zinsertrag basierend auf dem Schweizerfranken 3-Monats Libor plus 6 bis 8 Prozent netto. Hedge Funds und Private Equity werfen ebenfalls hohe Erträge ab, allerdings längst nicht alle. «Wer nicht selbst einen guten Manager auswählen kann, bei dem wird es rasch teuer», gibt sich Marcel Zutter von Parsumo überzeugt. Die Gebühren erreichen bei einem Fund of Hedge Funds oft 3 Prozent und mehr. Dazu kommt bei diesen Dachfonds, die in verschiedene Single Hedge Fonds investieren, eine prozentuale Beteiligung an der Performance, die zweistellig ausfallen kann.

Im Bereich der Alternativen Anlagen bieten auch private Infrastrukturinvestitionen attraktive laufende Erträge aus langfristigen Sachwerten wie Strassen, Flughäfen, Stromleitungen oder Glasfasernetzen. Realisieren lässt sich dies am einfachsten über den Erwerb von Aktien börsenkotierter Betreibergesellschaften oder Fonds mit solchen Titeln. Finanzexperten sehen bei den Infrastrukturanlagen aber auch ein Dilemma: Es gibt bei dieser in Mode gekommenen Anlageklasse nur eine limitierte Kapazität. Dem steht eine rasch wachsende Nachfrage gegenüber, die für steigende Preise sorgt.

Richtiges Timing

Wer mit Rohstoffen die Rendite aufbessern will, der muss bei den teils heftigen Kursschwankungen das richtige Timing finden. Einzig das richtige Erkennen eines bevorstehenden Preisanstiegs bringt den erhofften Mehrertrag. Für Laien sind diese Zyklen bei Edelmetallen, Energierohstoffen und Agrarprodukten aber nur schwierig abzuschätzen. Wird ein Portfolio in den Sektor Commodities diversifiziert, drängt sich am ehesten ein Exchange Traded Fund (ETF) auf. Etwa der S&P Goldman Sachs Commity Index, der rund zwei Dutzend wichtige Rohstoffe umfasst. Indexfonds haben zudem den Vorteil, dass die Gebühren deutlich niedriger sind als bei aktiv gemanagten Fonds. Im Niedrigzinsumfeld spielen die Kosten eine zentrale Rolle. Hohe Gebühren fressen die Rendite weg. Das ist auch ein Grund, weshalb passive Investments mit ETFs in der jüngsten Vergangenheit einen derartigen Aufschwung erlebten.