«Wäg dem Gvögel isch jetzt Schluss mit Umerenne,
Freilaufhenne müend drum i de Tenne penne.
D Roche verdient, und ihri Aktie stiigt im Nu,
und d Puure flueched Himmel-Gopfer-Tamiflu!»

So flachste die Gruppe Börnout an der Badener Fasnacht. Die Vogelgrippe hat den Roche-Aktien Flügel verliehen. Für den nachhaltigen Erfolg sind jedoch andere Produkte verantwortlich, beispielsweise die Krebsmedikamente der arrivierten US-Biotech-Tochter Genentech. Überhaupt erfreut sich die Roche-Gruppe guter Geschäfte. Der Basler Pharmakonzern hat jüngst erstklassige Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorgelegt: 20 Prozent Umsatzzuwachs, 30 Prozent mehr operativer Gewinn.

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Trotz diesen Superzahlen scheint den Roche-Valoren langsam die Luft zu entweichen. Für die Inhaberaktien und Genussscheine jedenfalls ist seit Wochen Treten an Ort angesagt. Nach dem Börsenhöhenflug der letzten Jahre ist das kein Wunder. Mit einem für 2006 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 29 für die Inhaber- und 26 für die Genusspapiere sind die Titel hoch bewertet. Dieser Meinung scheint auch mindestens ein Manager aus dem Führungsgremium rund um Roche-Chef Franz B. Humer (Bild) zu sein: Am 10. März 2006 wurden «von einem exekutiven Verwaltungsratsmitglied / Mitglied der Geschäftsleitung» – so vermeldete die SWX Swiss Exchange – 72 940 Beteiligungsrechte im Gesamtbetrag von 8,9 Millionen Franken versilbert.

Wer als Anleger Wert auf ein möglichst breit diversifiziertes Portefeuille legt, kommt an Roche kaum vorbei. Einen Teil der Kursgewinne würde ich allerdings realisieren, sprich mindestens die Hälfte der Roche-Position auflösen.

Trotz tiefem Zinsumfeld steigert die «Winterthur» die Gesamtverzinsung gegenüber dem Vorjahr um zwölf Prozent und übertrifft wie 2004 erneut den BVG-Mindestzins.» So meldete die von Leonhard Fischer geleitete «Winterthur». Wenn das mal keine Erfolgsmeldung von der Pensionskassenfront ist! Die «Winterthur» hat eine Anlagerendite von 3,7 Prozent erwirtschaftet und daraus die Altersguthaben mit 2,7 Prozent verzinst; der Bundesrat fordert mindestens 2,5 Prozent. Bereits 2004 konnte die «Winterthur» im Kollektiv-Leben-Geschäft ihren Versicherten satte 2,4 Prozent gutschreiben, gegenüber einer Mindestverzinsung von 2,25 Prozent.

2,7 Prozent Zinsgutschrift? Ja, ist denn die Schweizer Börse im letzten Jahr nicht um 33 Prozent gestiegen? Da sollte doch eine ausgewogene Anlagemischung ein besseres Resultat zeitigen als die 2,7 Prozent. Beispielsweise 13 Prozent: Diese Rendite haben laut einer Umfrage die heimischen Pensionskassen 2005 erzielt. Oder 10,4 Prozent: So viel hat der Index Pictet BVG-25, der aus 25 Prozent Aktien und 75 Prozent Obligationen besteht, zugelegt. Nur hinkt der Vergleich. Denn die «Winterthur» bietet eine Vollversicherungslösung an und muss damit auf höchste Sicherheit achten, also den Aktienanteil tief halten. Dieser stellte sich 2005 auf magere acht Prozent. Deshalb profitierten die bei der «Winterthur» Versicherten kaum von der Börsenhausse.

Ich empfinde die Situation als absurd: Während unabhängige Pensionskassen langfristig investieren können, also einen hohen Aktienanteil halten, sind Versicherungen im Kollektivgeschäft bei ihrer Anlagestrategie zu kurzfristigem Denken gezwungen. Doch auf lange Sicht erbringen Aktien bekannterweise eine deutlich bessere Rendite als Festverzinsliche. Der Bundesrat hat die freie Wahl der Pensionskasse abgelehnt. Der Handlungsbedarf bei der zweiten Säule bleibt bestehen.

Hut ab vor derart unternehmerischem Geschick: Nach der Zwangsheirat der Stahlgruppen von Moos und Von Roll zu Swiss Steel hat sich kaum noch ein Anleger getraut, auf diese Aktien zu setzen. Doch einige Jahre danach ist aus dem verrussten Entlein ein stolzer Schwan erblüht. Nach der Übernahme von zwei deutschen Edelstahlwerken präsentierte das Innerschweizer Unternehmen für das vergangene Jahr tolle Zahlen: Umsatz und Gewinn haben sich knapp verdreifacht, der Betriebsgewinn auf Ebit-Basis gar vervierfacht. Der Aktionär partizipiert am Superergebnis mit einer Verdoppelung der Dividende. Was grosszügig tönt, ist kleinlich. An der Pressekonferenz monierte denn auch ein Finanzanalyst, Swiss Steel führe gerade mal 15 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ab.

Die Antwort von Finanzchef Axel Euchner hat mir gefallen: Zuerst gelte es, die Bilanz des Unternehmens zu stärken. Eine kompromisslose Haltung – die auch vor den eigenen Salären nicht Halt macht. Die achtköpfige Konzern- und Geschäftsbereichsleitung kassierte im letzten Jahr 4,2 Millionen Franken plus 10 000 Aktien. Der Erfolg der Stahlkocher aus Emmenbrücke ist am Kursverlauf abzulesen: Seit Anfang 2004 haben sich die Valoren im Wert versechsfacht. BILANZ hat die Titel im Juli 2005 empfohlen, seither sind noch 100 Prozent zu verdienen gewesen. Swiss Steel dürfte sich auch künftig gut schlagen. Vorsichtig stimmt mich jedoch, dass die Papiere in den Tagen nach Veröffentlichung der 2005er Zahlen nochmals um ein Viertel nach oben schossen. Damit sind die Stahlaktien anfällig auf Gewinnrealisationen geworden.

Jüngst wurde der erste Exchange-Traded Fund (ETF) auf physischem Gold in Franken aufgelegt. Das war aber auch Zeit, schliesslich zeigt der Goldpreis schon lange steil nach oben.

Der ZKB Gold ETF mit der Valorennummer 2 439 100 lässt die Möglichkeit zur physischen Auslieferung zu. Bei Sachauszahlung in Gold wird eine Kommission von höchstens 0,2 Prozent erhoben. Die Fondsleitung liegt bei der Berner Swisscanto, Emissionsbank sowie Market Maker ist die Zürcher Kantonalbank. Die jährliche Verwaltungskommission stellt sich auf 0,4 Prozent.

An der Börse wurde das güldene Produkt zurückhaltend aufgenommen. Dabei bergen ETF gegenüber vergleichbaren Standardfonds einige Vorteile. Beispielsweise sind sie sehr kostengünstig – was anderseits die Einnahmen der Banken schmälert. Die Grossbanken UBS und Credit Suisse halten sich bei ETF zurück. Obwohl sie im globalen Vermögensverwaltungsgeschäft zu den grössten Playern zählen, stellt sich ihr Anteil im weltweiten ETF-Markt auf magerste 0,3 Prozent bei der UBS beziehungsweise 0,8 Prozent bei der CS.

Ihr Frank Goldfinger

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