Max Otte hat eine düstere Zukunftsvision. Die Weltwirtschaft stellt sich der Kölner Crashprophet wie einen Heissluftballon mit Löchern und Rissen vor. Noch bläst ihn das viele Geld der Notenbanken auf und hält das fragile Gefährt so in der Luft. Doch die Risse werden grösser und bedrohlicher. «In nicht allzu ferner Zukunft stürzt der Ballon ab oder geht in Flammen auf», prognostiziert Otte in seinem Buch «Weltsystemcrash». Otte rangiert mit seinem Werk auf Rang neun der «Spiegel»-Sachbuch-Bestseller. «Der grösste Crash aller Zeiten. Wie Sie jetzt noch Ihr Geld schützen können» befindet in der Liste auf Platz eins. Schwarzmaler, Angstmacher und Crashpropheten haben Hochkonjunktur.

Je länger der Aufschwung in der Weltwirtschaft und an den Börsen läuft, desto stärker wird er hinterfragt. Im März feiert die Aktienhausse ihr elfjähriges Bestehen, schon jetzt geht sie als die längste seit dem Zweiten Weltkrieg in die Geschichte ein.

Anfang 2009, als die Lehman-Pleite gerade einmal sechs Monate zurücklag, Präsident Barack Obama sein Amt als erster afroamerikanischer US-Präsident antrat und man mit dem iPhone 3 GS noch beeindrucken konnte, begannen die Kurse an der Börse nach der Finanzkrise wieder zu steigen. Der S&P 500 hat sich seither fast verfünffacht. Der Schweizer Blue-Chip-Index SMI legte in dieser Zeit 240 Prozent zu, allein 2019 werden es an die 30 Prozent sein.

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Kein Wunder, fragen sich immer mehr Anleger, ob eine derart lange Aufschwungphase an den Börsen noch weitergehen könne und ob nicht die Zeit für einen nachhaltigen Richtungswechsel gekommen sei. Im Dezember 2018 schien die Herrschaft der Bullen zu Ende zu gehen. Steigende Zinsen und nachlassende Wachstumsraten bildeten eine unheilvolle Kombination. Die Bären zeigten ihre Muskeln und prügelten die Indizes nach unten.

Erich Gerbl
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