Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Es gibt eine Reihe von Risiken, die in die Schlagzeilen geraten und die Märkte bewegen. Dazu gehören der eskalierende Welthandelskrieg, wachsende internationale Spannungen wegen Russland, Iran und Syrien sowie die politische und wirtschaftliche Instabilität in Italien und der Türkei. Die Märkte sind auch besorgt über die steigenden Inflationserwartungen und den wiederbelebten US-Dollar. Wir sehen diese Kräfte jedoch nicht als stark genug, um die Weltwirtschaft oder die Finanzmärkte dauerhaft zu destabilisieren. Wir gehen weiterhin davon aus, dass das globale Wachstum in diesem Jahr bei beeindruckenden 4% liegen wird und erwarten, dass sich Risikoanlagen weiterhin besser entwickeln werden.

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Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Die Frühindikatoren weisen nach wie vor auf ein robustes Wirtschaftswachstum in Europa hin. Gleiches gilt für die Weltwirtschaft im Allgemeinen. Diese bietet eine fruchtbare Grundlage für die zyklischeren Bereiche im Schweizer Aktienmarkt, beispielsweise die Industrie. Gleichwohl dürfte der Schweizer Aktienmarkt durch seine sehr defensive Branchenzusammensetzung gegenüber einigen der agileren Aktienmärkte weltweit das Nachsehen haben. Zumindest bis zur nächste Rezession.

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Für den Schweizer Aktienmarkt wird eine Dividendenrendite von ca. 3,5% erwartet, die in den nächsten Jahren im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen soll. Dies deutet darauf hin, dass Investoren nach wie vor mit mittleren bis hohen einstelligen jährlichen Gesamtrenditen aus Schweizer Aktien rechnen können, ohne dass eine Bewertung mit mehrfacher Expansion erforderlich ist.

Das Interesse von Anlegern an Bitcoin und anderen Cyberwährungen ist abgeflacht. Welche Gründe sehen Sie für das Ende der Rally der Internetgelder?
Bitcoin und andere Cyber-Währungen haben einige grundlegende Schwächen. Dazu gehört, dass man sie nicht anhand von traditionellen Investmentanalysemethoden bewerten kann. Investoren sollten sich weiterhin vergegenwärtigen, dass die Cyber-Währungen keine Wirtschaftsleistung erbringen und keine Cashflows generieren. Sie leiden auch unter übergrosser Volatilität, mangelnder Transparenz, schwachen regulatorischen Kontrollen und erheblichen Sicherheitsbedenken. Die Anleger wären viel besser bedient, wenn sie in die zugrunde liegende Blockchain-Technologie investieren würden, anstatt in die hochgejubelten und immanent risikoreichen digitalen Währungen.

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Für den Schweizer Aktienmarkt wird eine Dividendenrendite von ca. 3,5% erwartet, die in den nächsten Jahren im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen soll. Dies deutet darauf hin, dass Investoren nach wie vor mit mittleren bis hohen einstelligen jährlichen Gesamtrenditen aus Schweizer Aktien rechnen können, ohne dass eine Bewertung mit mehrfacher Expansion erforderlich ist.

Das Interesse von Anlegern an Bitcoin und anderen Cyberwährungen ist abgeflacht. Welche Gründe sehen Sie für das Ende der Rally der Internetgelder?
Bitcoin und andere Cyber-Währungen haben einige grundlegende Schwächen. Dazu gehört, dass man sie nicht anhand von traditionellen Investmentanalysemethoden bewerten kann. Investoren sollten sich weiterhin vergegenwärtigen, dass die Cyber-Währungen keine Wirtschaftsleistung erbringen und keine Cashflows generieren. Sie leiden auch unter übergrosser Volatilität, mangelnder Transparenz, schwachen regulatorischen Kontrollen und erheblichen Sicherheitsbedenken. Die Anleger wären viel besser bedient, wenn sie in die zugrunde liegende Blockchain-Technologie investieren würden, anstatt in die hochgejubelten und immanent risikoreichen digitalen Währungen.

Henk_potts

* Henk Potts ist Market Strategist – EMEA im Bereich Private Banking bei Barclays.

Quelle: ZVG

Die Verhandlungen über die künftige Beziehung zwischen Grossbritannien und der EU stocken – ein harter Brexit ist denkbar. Wie stark ist Grossbritanniens Wirtschaft auf freien Zugang zum EU-Raum angewiesen?
Die britische Wirtschaft hat vom Zugang zum grössten Wirtschaftsraum der Welt, ohne die damit verbundenen Handelshemmnisse und Zölle, profitiert. 44 % der britischen Ausfuhren gehen in die EU, was sie zu einem überaus wichtigen Handelspartner macht. Britische Unternehmen haben von der Freizügigkeit von Kapital und Arbeitnehmern profitiert. Sie hat es den Unternehmen ermöglicht, aus einem viel breiteren Talentpool zu wählen und hat die Arbeitsmarktkosten gesenkt.  Viele internationale Unternehmen sehen Grossbritannien als das Tor nach Europa, was die Auslandsinvestitionen angekurbelt hat. Vor diesem Hintergrund würde ein harter Brexit weiteren Druck auf die britische Wirtschaft ausüben und wäre für die Unternehmen sehr störend.

Am Donnerstag hat die Türkische Nationalbank ihren Zinsentscheid gefällt. Wie gravierend sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Schwellenlands?
Die Türkei hat ein unkontrolliertes Inflationsniveau, das derzeit mehr als das Dreifachen über dem offiziellen Zielwert liegt. Sie hat ein großes Leistungsbilanzdefizit, das extern finanziert werden muss. Besorgniserregend sind auch Hartwährungsschulden in den Unternehmensbilanzen, die angesichts der jüngsten Währungsschwäche immer schwieriger zu bedienen sein werden. Die Staatsverschuldung ist ebenfalls hoch und muss refinanziert werden. Die Märkte sind auch besorgt hinsichtlich der wirtschaftlichen Führung des Landes und der Unabhängigkeit wichtiger Institutionen. Positiv ist, dass die Türkei über eine gute demografische Entwicklung, ein breites Spektrum an natürlichen Ressourcen und eine günstige geografische Lage verfügt. Die türkische Wirtschaft kann sich erholen, aber es wird wahrscheinlich ein langer und beschwerlicher Weg sein.

Die EZB hat am Donnerstag ihre Zinssitzung abgehalten. Wie schnell schreitet EZB-Chef Mario Draghi in Richtung Zinswende – und was heisst das für den Euro/Franken-Kurs?
Der EURO/Franken-Kurs wird stark von der globalen Risikostimmung abhängen, die kurzfristig von den Handelsspannungen, den italienischen Renditen und dem Anstieg des Populismus in ganz Europa geprägt sein wird. Es gibt keine konkreten Anzeichen dafür, dass die SNB bald intervenieren wird, um den Franken zu schwächen. Die Währungsreserven der SNB wurden kürzlich veröffentlicht und fielen zum ersten Mal seit 6 Jahren, da es der Schweizer Wirtschaft derzeit gut geht (das BIP im zweiten Quartal lag im Jahresvergleich bei +3,4% gegenüber erwarteten +2,4%). Wir gehen davon aus, dass die aktuelle Franken-Stärke vorübergehend sein wird und der Schweizer Franken längerfristig schwächer werden wird. Denn die SNB hat es nicht eilig, die Zinsen zu erhöhen oder ihre Bilanz zu reduzieren.