BILANZ: Der UBS Technology Fund hat dieses Jahr gegenüber dem Höchst bereits rund ein Drittel an Wert eingebüsst. Wie erklären Sie das Ihren Anlagekunden?
James Hansel:
Ich empfehle, nur langfristig in einen Technologiefonds zu investieren. Im Laufe bestimmter Anlageperioden wird es stets ausserordentlich hohe und dann wieder tiefe Bewertungen geben. Wenn jemand das Pech hat, bei hohen Kursen einzusteigen, wird es zwischenzeitlich zu Verlusten kommen, bevor sich Gewinne einstellen. Besser wäre es, einen gewissen Betrag jeden Monat einzusetzen. So wird verhindert, das ganze Geld beim Höchststand zu investieren. Die monatliche Rendite des UBS Technology Fund variierte bislang zwischen einem Minus von 20 und einem Plus von 24 Prozent. Normalerweise bewegen sich diese Werte bei Aktienfonds zwischen minus und plus 10 Prozent.

Sie legen bei Ihrer Investitionsstrategie Wert darauf, die Mittel breit zu verteilen und damit eine hohe Diversifikation zu erreichen. Das machen andere Fonds ebenfalls.
Viele andere Fonds konzentrieren ihre Mittel auf eine kleinere Zahl von Anlagen. Wir besitzen niemals mehr als 10 Prozent einer Firma. Die zehn wichtigsten Fondsanlagen machen niemals mehr als 30 bis 40 Prozent der Fondsgelder aus. Wir vermeiden auch, die Mittel in bestimmten Industrien zu konzentrieren. Die stärkste Branche machte nie mehr als ein Drittel aus. In diesem Jahr war es zeitweise die Halbleiterindustrie, die aber nie einen Anteil von mehr als 30 Prozent hatte.

Haben Sie dieses Jahr grössere Positionen im UBS Technology Fund ausgetauscht?
Ja, sicherlich. Der Bestand an Palm-Aktien stieg stark an, ebenso verstärkte ich einige der Telekom-Positionen wie Nortel. Verkauft habe ich alle Lucent-Aktien, was sich als Glücksfall erwies, weil Lucent dann sehr enttäuschende Resultate mitteilen musste. Zudem fuhr ich auch die Intel-Position zurück – zwar nach dem ersten Taucher, immerhin vor dem zweiten. Generell kann man nicht im Technologiebereich investiert sein, ohne weit reichende Risiken einzugehen.

Die Computerindustrie scheint als eine der bedeutendsten Technologiebranchen ihre besten Zeiten auch schon gesehen zu haben.
Vielfältige Trends bestimmen die Industrie derzeit. Offensichtlich ist beispielsweise der immer noch hohe Bedarf an Internetservern. Viele Firmen verlegen ja ihr Geschäft ganz oder teilweise ins Internet. Machen sie das bei einer gleichzeitig hohen Kundenzahl, dann benötigen sie wachsende Rechnerkapazitäten, auch zunehmende Speicherungsmöglichkeiten. Unsere grösste Fondsposition ist EMC, eine Firma, die genau in diesen Bereichen tätig ist. Das trifft für ein weiteres wichtiges Fondsinvestment zu, Sun Microsystems. IBM und Compaq gehören wegen ihres Server- und Systemangebots ebenfalls zu unseren bevorzugten Unternehmen. Personalcomputer sind zwar noch sehr beliebt und erfreuen sich guter Absatzzahlen, sie bringen den Firmen aber weniger Gewinn als früher.

Die meisten Ihrer Investitionen betreffen US-Firmen. Wird sich das im Zeichen einer erstarkenden europäischen Technologiebranche ändern?
Das wird sich ändern. Unser Anlagestil ist jedoch nicht geografisch ausgerichtet. Wir investieren vielmehr in die meistversprechenden global ausgerichteten Technologiefirmen. So genannte US-Firmen sind ja nicht einfach nur in den USA tätig, obwohl deren Mehrheit vor allem im Silicon Valley zu Hause ist. Ihre Tätigkeit erstreckt sich aber über die ganze Welt. AMD beispielsweise, eine unterdessen vom Fonds abgestossene Position, machte ihre hohen Gewinne dank der Produktionsstätte in Deutschland.

Was sind denn aus Ihrer Sicht in Europa viel versprechende Investitionsmöglichkeiten im Technologiesektor?
Die Telekommunikation ist in gewissen Bereichen in Europa weiter entwickelt als in den USA. Die Umstellung auf den digitalen GSM-Standard hat in Europa beispielsweise viel früher eingesetzt. Das Mobilfunknetz als Ganzes ist deshalb in Europa leistungsfähiger. Die europäischen Gesellschaften sind entsprechend auch technologisch den US-Unternehmen bei der drahtlosen Datenübermittlung voraus. Also werde ich nicht nur Nokia und Ericsson genau beobachten, sondern jene Ausrüster, die in erster Linie europäische Firmen beliefern.

In Ihrem Technologiefonds finden sich in erster Linie grosse und bekannte Firmen. Wie stöbern Sie neue Unternehmen auf?
Ich nehme an zahlreichen Präsentationen teil, die vor dem Börsengang der Firmen stattfinden. Gerade Firmen, die zuvor dank privatem Risikokapital gross geworden sind, sind häufig die technologischen Führer der Zukunft. Der Fonds kauft sich selten schon beim Börsengang in eine Firma ein. Im vergangenen Jahr fanden in den USA rund 500 Börsengänge statt, ich befasste mich näher mit deren 100, investierte Fondsmittel dann schliesslich in lediglich zehn Firmen und erst noch mit einem kleinen Anteil von rund sechs Prozent des gesamten Fondskapitals.

Woher nehmen Sie die Gewissheit, dass sich Ihre Auswahl lohnen wird? Ist das nicht reine Glückssache?
Schwierig ist das auf jeden Fall. Denn die meisten kommen an die Börse zu einem Zeitpunkt, zu dem die Firmen noch sehr jung sind. Da sind vielleicht einige Finanzkennzahlen verfügbar, aber in einem solchen Moment bedeuten sie noch nicht sehr viel. So muss man sich bei der Investition wie ein Risikokapitalgeber verhalten und abschätzen, wohin sich die Unternehmung im Zeitraum von etwa fünf Jahren entwickeln könnte. Weil es sich um ein Investment mit hohen Risiken handelt, diversifizieren wir und legen nur kleinere Beträge an. Der Fonds konzentriert sich in erster Linie auf grosse Unternehmen, die global ausgerichtet sind.

Werden sich die starken Schwankungen der Kurse in naher Zukunft fortsetzen?
Wir hatten schon über Jahre hinweg im Technologiebereich eine hohe Volatilität. Diese Entwicklung wird anhalten, wenn sie sich nicht gar noch verstärkt. Das hat mit der sich immer schneller verbreitenden Information zu tun, mit dem Internet und Kabel-TV, das eine starke Verbreitung des Börsenfernsehens ermöglicht. Jede Zusatzinformation findet sofort Eingang in die Bewertung von Börsenpapieren.

Sie haben den Index während der vergangenen Jahre mit dem UBS Technology Fund regelmässig geschlagen. Ist ein solcher Erfolg oberstes Ziel des Fondsmanagers?
Nein. Natürlich ist eine solch so genannt relative Performancemessung häufig Massstab, um die Qualität eines Fondsmanagers zu beurteilen. Das beruht auf der Theorie, nach der ein guter Manager den Index schlagen sollte. Jedoch ist mit dieser Theorie eine Annahme verbunden, nämlich dass der Index selbst quasi risikolos sei. Aber gerade ein Technologieindex weist in jedem Fall ein hohes Risiko auf. Also ist es wirklich wichtig, genau zu schauen, ob ein Index überhaupt zum Anlagegebiet des Fonds passt.

Nach dem wiederholten Einbrechen der Kurse im laufenden Jahr könnte man annehmen, es gebe viele unterbewertete Firmen.
Die gibt es immer. Die Psychologie der Anleger führt häufig dazu, dass unterbewertete Titel noch weiter absacken. Umgekehrt heisst das, dass überbewertete Titel häufig längere Zeit in diesem Zustand verbleiben. Eine solche Marktpsychologie wirkt nur kurz- und mittelfristig. Langfristig korreliert die Aktienrendite mit den fundamentalen Daten der Unternehmen, mit deren Geschäftsergebnis. Also gilt es, Titel von Unternehmen zu finden, die langfristig nachhaltige Geschäftsmodelle aufweisen mit wachsendem Umsatz und steigendem Gewinn über eine längere Zeitspanne. Mit solchen Titeln im Portefeuille vermindern wir das Einzelrisiko und fahren auch die Branchenrisiken herunter bei gleichzeitig langfristig guter Rendite des Fonds. Wir erwarten im Durchschnitt für das kommende Jahr ein Wachstum der Technologiefirmen von 57 Prozent, bei den Gewinnen gar 77 Prozent.
Partner-Inhalte