Fondsgesellschaften und Finanzmedien werden nicht müde, die wundersame Geldvermehrung dank Zinseszins zu loben. Wer beispielsweise eine Anlage zu jährlich zehn Prozent über sieben Jahre hinweg realisiert, hat nach dieser Zeitspanne den Ausgangsbetrag bereits verdoppelt. So weit, so gut. Im Falle der Fondsanlage bleibt ein Teil des Ertrags jedoch stets in den Fängen der Fondsgesellschaft, die für ihre Abwicklungs- und Verwaltungsdienste entlohnt sein will. Die entsprechenden Gebühren, jährlich und separat zu den Ausgabe- und allfälligen Rücknahmekosten anfallend, differieren von Gesellschaft zu Gesellschaft. Sie werden dem Fondsvermögen direkt angelastet, und die Anleger ersehen sie aus keiner Vermögensaufstellung. BILANZ hat eine grössere Anzahl von Fondsgesellschaften um Angaben zu den verrechneten Gebühren gebeten und eine Übersicht erstellt.

Ins Auge springen die stark unterschiedlichen Management-Fees (Verwaltungsgebühren), die sich selbst für gleichartige Fonds um bis das Doppelte unterscheiden. Auf der Ebene der Total-Expense-Ratio lässt sich der Vergleich nur beschränkt anstellen. Die Fondsgesellschaften weisen diese Verhältniszahl nach wie vor und im Gegensatz etwa zum amerikanischen Markt längst nicht alle aus. Besonders teuer in der Verwaltung erweisen sich Themenfonds (wie etwa Biotechnologie) oder Fonds zu exotischen Märkten (Emerging Markets), die teils über zwei Prozent jährlich in Rechnung stellen. Mit stark unterschiedlichen Ansätzen lassen sich die Gesellschaften auch die Verwaltung der an sich günstigeren Geldmarkt- und Obligationenfonds vergüten.

Dem Basler Finanzmarktprofessor Henner Schierenbeck kommt das Verdienst zu, die Wirkung unterschiedlicher Gebühren untersucht zu haben. Das Verdikt ist vernichtend, denn auf lange Zeit gesehen wirkt sich selbst ein Renditeunterschied von wenigen Prozenten fatal aus. Wer beispielsweise 50000 Franken über 20 Jahre anlegt und dabei durchschnittlich acht Prozent Rendite brutto erzielt, wird bei einer Fondsanlage mit einer Gebühr von einem Prozent am Schluss über 193 484 Franken verfügen. Verlangt die Fondsgesellschaft hingegen zweieinhalb Prozent, schmilzt die Endsumme auf nur noch 145 888 Franken.

Im Gespräch mit der Fonds-BILANZ hält Professor Schierenbeck fest, dass die Kosten in Form der Ausgabekommissionen und der jährlich wiederkehrenden Gebühren die Performance eines Fonds in erheblichem Ausmass beeinflussen. Allerdings sei zwischen der Höhe der Gebühren und der erzielten Fondsrendite kein Zusammenhang feststellbar. Teure Fonds beziehungsweise solche mit hohen Gebühren sind gemäss diesen Erkenntnissen längst nicht immer auch gute Fonds.

Unerfreulich auch eine weitere und angesichts der Entwicklung an den Wertpapiermärkten schmerzliche Erkenntnis: In Zeiten allgemein tieferer Erträge werden die Aktienfondsanleger durch hohe Gebühren besonders getroffen. Und im Falle aktuell negativer Renditen stossen hohe Sätze die Anlegerschaft nur noch mehr ins Jammertal. Das allerdings hat diverse Fondsgesellschaften nicht daran gehindert, die Gebühren seit der letzten Umfrage der Fonds-BILANZ (veröffentlicht in BILANZ 2/2000) noch zu erhöhen. Marktführer UBS setzte jeweils die oberen Limiten für die Management-Fee um bis zu 0,3 Prozentpunkte hinauf. Offensichtlich versuchen die Gesellschaften, dem Trend zu tieferen Ausgabekommissionen dadurch entgegenzuwirken, dass sie die jährlich anfallenden Verwaltungsgebühren erhöhen – langfristig und angesichts steigender Fondsvolumen erst recht eine lukrative Aussicht. Was bleibt als Fazit? Henner Schierenbeck sieht als Geheimnis der erfolgreichen Fondsanlage ein Vorgehen, das in erster Linie performancestarke Fonds auswählt und in zweiter Linie darauf achtet, die Kosten auf Grund der Gebühren im Rahmen zu halten. Eine Garantie allerdings, wonach früher ertragsstarke Fonds auch in Zukunft gut rentieren, kann niemand geben.
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