Seit Juli 2016 kann man auf dem Zuger Einwohnermeldeamt mit Bitcoin zahlen – das Medienecho war enorm. Wie oft wurde davon Gebrauch gemacht?
50-mal. In erster Linie von Leuten, die im Crypto Valley arbeiten, und von Journalisten, die es testen wollten.

Wie bitte? In 18 Monaten 50 Zahlungen?
50 ist statistisch keine grosse Zahl, aber die Wirkung, die das Angebot hatte, ist nicht ohne.

Also war alles nur ein Marketing-Gag?
Sicher war es marketingtechnisch nicht ungeschickt. Medien wie die «New York Times» oder der «Economist» kamen nach Zug. Aber Marketing stand bei der Einführung nicht im Vordergrund. Die Technologie hat uns einfach interessiert. Wir haben dazugelernt.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Was zum Beispiel?
Etwa dass eine Währung mit so hohen Gebühren bei kleinen Zahlungen nicht funktioniert. Bitcoin läuft nicht mehr gross.

Sie könnten das Angebot doch um Kryptowährungen mit tieferen Gebühren erweitern.
Nein, das macht für uns keinen Sinn. Für uns stehen auch nicht Kryptowährungen im Vordergrund, sondern die Blockchain-Technologie. Diese hat ein riesiges Potenzial, das nach und nach genützt wird. Zug ist auf gutem Wege zum global führenden Blockchain-Zentrum.

Wie bemisst sich dieser Trend in Arbeitsplätzen?
2017 wurden in Zug im Blockchain-Bereich rund 200 Jobs geschaffen. 

Wie wichtig war es, den Blockchain-Guru Vitalik Buterin mit seiner Ethereum Foundation nach Zug zu locken?
Er war als Leitfigur wichtig. Aber jetzt sind andere am Zug. Wir haben erfolgreiche Start-ups wie Melonport. Ich bin noch einen Monat im Amt. 
In den zwölf Jahren als Gemeindepräsident war der Fokus auf Blockchain die wichtigste Weichenstellung. So stark am Puls der Zeit wie jetzt war Zug noch nie. Blockchain ist die innovativste und verrückteste Geschichte, die ich je gesehen habe.

Durch Ihr Bitcoin-Projekt haben Sie die Akzeptanz von Kryptowährungen gesteigert. Viele Experten halten diese gelinde gesagt für entbehrlich.
Man sollte Kryptowährungen nicht verteufeln, das bringt nichts. Mit Bargeld kann man auch ganz viele schlechte Dinge machen. Wichtig ist, dass diese Branche reguliert wird. Die schwarzen Schafe müssen weg.

Erich Gerbl
Erich GerblMehr erfahren