Vor fast zwei Jahren ging Molecular Partners an die Börse, eine Biotechnologie-Firma mit Sitz im schweizerischen Schlieren. Damals dachte ein Grossteil der Marktteilnehmer, es sei nun vorerst vorüber mit Börsengängen eidgenössischer Firmen aus der Biotech-Branche.

Investoren und auch die Firmen selbst waren skeptisch. Denn der Biotechnologie-Boom war noch nicht aus den USA nach Europa herübergeschwappt.

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IPO von drei Biotech-Unternehmen

Auch heute ist von einem Boom der Biotechnologie in Europa und in der Schweiz noch nichts zu spüren. Allerdings haben in der ersten Jahreshälfte einige Biotech-Unternehmen den Schritt aufs Börsenparkett gewagt. Überraschend kündigten jüngst auch gleich drei Schweizer Biotech-Unternehmen ihren Börsengang, kurz IPO, an: Adienne aus Lugano strebt eine Kotierung an der Schweizer Börse SIX an, Crispr Therapeutics mit Sitz in Basel und AC Immune aus Lausanne wollen mit ihrem IPO an der US-amerikanischen Nasdaq Geld einsammeln.

Ob die IPOs dieser Unternehmen erfolgreich verlaufen werden, ist noch nicht absehbar. Indes lenken sie die Aufmerksamkeit der Anleger erneut auf Aktien der Biotechnologie-Branche. Viele Titel haben schwankungsreiche Monate hinter sich, manche mussten herbe Kursverluste einstecken. Doch nun sind sie günstig bewertet.

Riskante Investments

Investments in Biotech-Firmen sind grundsätzlich riskant. Für Anleger kann es sich bei einigen Valoren aber lohnen, das entsprechende Risiko einzugehen, denn es könnte sein, dass der Biotech-Branche eine neue Aufschwungphase bevorsteht. Das liegt zum einen an den gut gefüllten Produkt-Pipelines der Unternehmen. Viele biopharmazeutische Medikamente befinden sich in der sogenannten klinischen Phase III, sie stehen damit kurz vor der Zulassung.

In den kommenden Jahren werde es einen Boom an Neuzulassungen geben, verkündete kürzlich Karl-Heinz Grajer, stellvertretender Geschäftsführer des mit etwa 18'000 Mitarbeitern weltweit grössten Biotech-Unternehmens Amgen. Zudem könnte es in Zukunft wieder verstärkt zu Übernahmen kommen. Der US-Pharmakonzern Pfizer etwa will den Onkologie-Spezialisten Medivation kaufen. «Mit dieser Übernahme erwacht die M&A-Aktivität im Biotech-Sektor wieder zum Leben», kommentierten die Analysten der Credit Suisse den Plan. Auch die US-Investmentbank Morgan Stanley sieht es als Kurstreiber für Aktien dieser Branche, wenn es zu weiteren M&A-Aktivitäten kommt.

Actelion – beeindruckende Wertsteigerung

Kein Übernahmekandidat, aber ein Star am Schweizer Aktienmarkt, ist Actelion. Die Aktie des Biopharma-Unternehmens zählt zu den erfolgreichsten im Leitindex SMI. Allein in den vergangenen drei Monaten kletterte der Kurs um 10 Prozent nach oben. Über fünf Jahre schaffte der Titel eine Wertsteigerung von beeindruckenden 431 Prozent. Actelion beglückt ihre Aktionäre immer wieder mit guten Nachrichten.

So gelang im ersten Halbjahr 2016 eine Umsatzsteigerung um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. CEO Jean-Paul Clozel führt das vor allem auf den Erfolg des Lungenhochdruck-Medikaments Opsumit zurück. Actelion erhöhte bereits die Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Angesichts der gut gefüllten Produkt-Pipeline und des Erfolgs der bereits am Markt erhältlichen Actelion-Medikamente rechnen Analysten auch für die kommenden Jahre mit einem starken Wachstum und mit weiteren Kurssteigerungen der Aktie.

Biogen und Amgen, amerikanische Grössen

Zu den bekanntesten Biotech-Firmen weltweit gehören Amgen und Biogen aus den USA. Bei Biogen stehen die Zeichen auf Veränderung: Konzernchef George Scangos hat Ende Juli seinen Rücktritt angekündigt – ein neuer Chef soll das Unternehmen nun «in die nächste Entwicklungsstufe» führen. In den vergangenen Jahren hat sich Biogen sehr gut entwickelt und zuletzt erneut starke Quartalszahlen vorgelegt, die Erwartungen der Analysten übertroffen und Aktienrückkäufe angekündigt.

Die Biogen-Aktie gilt allerdings als leicht überbewertet – ob sich die kräftigen Kurssteigerungen der Vergangenheit wiederholen lassen, wird sich im Laufe der nächsten Monate zeigen. Etwas mehr Phantasie steckt im Amgen-Valor. Dieser Ansicht ist zumindest Ian Somaiya, Analyst bei BMO Capital Markets. Er erwartet in den kommenden Monaten «eine überdurchschnittliche Kursentwicklung».

Mit BB Biotech indirekt profitieren

Nicht zuletzt sollten sich interessierte Biotech-Anleger die Aktie von BB Biotech genauer anschauen. Der Titel ist an der Schweizer SIX, an der deutschen Börse sowie an der italienischen Börse in Mailand kotiert. BB Biotech mit Sitz im schweizerischen Küsnacht ist eine der weltweit grössten Biotechnologie-Beteiligungsgesellschaften. Zu den grössten Positionen des Unternehmens zählen Celgene, Incyte, Actelion, Gilead und Radius Health.

Wer weder Einzeltitel auswählen noch einen Biotech-Fonds kaufen möchte, sollte sich den Valor genauer anschauen. Mit einem Investment lässt sich indirekt vom Erfolg der immer noch jungen Branche profitieren.

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