Gold ist seit Monaten eine gesuchte Anlage. Der Preis des Edelmetalls gewinnt seit Anfang Jahr 13 Prozent. Silber hingegen verliert 13 Prozent. Dies zeigt sich auch in der «Gold-Silber-Ratio», die einen Wert von 110 angenommen hat. Ende März lag der Wert gar bei 120. Dazu muss man wissen: Eine Gold-Silber-Ratio jenseits von 80 gilt als hoch. Und nach Überschreiten der 80-Marke rutscht die Ratio häufig wieder ab. Grund: Der Silberpreis steigt jeweils schneller an als der Goldpreis. 

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Warum fällt der Silberpreis in diesem Jahr dermassen ab? Massgeblich für die Goldnachfrage sind neben der Schmuckindustrie vor allem auch Privatinvestoren. Silber hingegen wird auch von der Industrie, welche in der Coronakrise deutlich zurückfahren musste, stark nachgefragt. Rund 60 Prozent des Silbers gehen dorthin. Beim Gold sind es knapp 10 Prozent.

«Eine geringere industrielle Nachfrage sowie die Investment-Welt, die sich grösstenteils auf Gold fokussiert, liess die Gold-Silber-Ratio explodieren», sagt Hans Peter Schmidlin, Edelmetallexperte und Leiter Investment Advisory der Basler Kantonalbank und der Bank Cler, gegenüber cash.

Beim Silber muss man zudem bedenken, dass in den Jahren 2010 und 2011 eine spekulative Blase herrschte. Diese wirkt bis heute nach. Denn dadurch wurde im Silbermarkt sehr viel industrielle Nachfrage zerstört. Zum Beispiel konnte sich die Solarindustrie nicht mehr leisten, Silber als Leitpaste einzusetzen. Man hat deswegen bei den Solarzellen von Silber auf Aluminium oder Kupfer gewechselt.

Spekulativer Silbermarkt

Der Silbermarkt ist wegen seiner Grösse sehr empfänglich für spekulative Geldflüsse und hochvolatil. So können Trader mit ihrem Geld konzentriert einen Einfluss auf den Preis ausüben. Dies ist beispielhaft in der Periode von Ende Februar bis Mitte März geschehen, als der Silberpreis um 40 Prozent sank.

Silber hätte nun also einiges an Aufholpotenzial. Oder nicht? Carsten Menke, Edelmetallexperte bei Julius Bär, ist bezüglich der zu starken Fokussierung auf Kennzahlen in der Gold-Silber Ratio kritisch. «Ich glaube, man sollte sich zunächst mal davon lösen, dass dieses Gold-Silber Ratio zu einem langfristigen Mittelwert zurückkommen muss. Den Wert von 110 mit einem Wert von 60 oder 65 zu vergleichen, der über viele Jahrzehnte galt, geht meiner Meinung nach in die falsche Richtung.»

Sicher ist: In der jüngeren Vergangenheit stieg die Gold-Silber-Ratio in den Jahren 1995, 2003, 2008 und 2016 über die 80er-Marke. In diesen Fällen folgte jeweils eine Outperformance von Silber gegenüber von Gold. Zwischen 2008 und 2011 stieg der Goldpreis um 105 Prozent. Der Silberpreis nahm in der gleichen Periode um 407 Prozent zu.

Ein weiterer Grund für eine mögliche Outperformance von Silber ist das enge Verhältnis zwischen Gold und Silber. Die Preise beider Metalle bewegen sich mittelfristig in ähnlichen Mustern. Seit 1980 liegt die Korrelation zwischen Gold- und Silberpreis bei etwa 0,75. Und: In der Regel läuft der Goldpreis voraus. Doch in Situationen wie der Corona-Krise kann die Korrelation geringer sein. Denn wenn es hart auf hart komme, gehen Anleger ins Gold, nicht Silber.

Eine riskante Wette

Hans Peter Schmidlin sieht grundsätzlich einen Nachholbedarf von Silberpreis gegenüber Gold. Doch: «Die beiden Edelmetalle dürften sich während den nächsten Monaten weiterhin sehr volatil zeigen, grundsätzlich aber in der Bandbreite der letzten Monaten verbleiben. Unsere Einschätzung wird für Silber bullisher, sollten sich inflationäre Tendenzen manifestieren. Das sehen wir aktuell noch nicht.»

Menke von Julius Bär ist bezüglich Silber unter der Bedingung optimistisch, dass die Weltwirtschaft «nur» eine kurze und scharfe Rezession erfährt und nicht in eine länger anhaltende Depression abrutscht. «Dann sieht Silber doch recht günstig aus. Sowohl absolut gesehen wie auch relativ gesehen zu Gold. Wenn wir auf 12-Monate sehen und unterstellen, dass sich bis dahin eine gewisse Normalisierung eingestellt hat, dann sollte Gold tiefer und Silber höher notieren als heute.» Aber: Im Falle einer lang anhaltenden Depression würde die Divergenz weiter bestehen. Denn Gold sei das bewährte Krisenmetall und die industrielle Silbernachfrage würde weiter leiden. 

Eine Möglichkeit für die Silberanlage bieten börsengehandelte Fonds, die den Preisverlauf des Metalls nachbilden. Bespiele hierfür sind der «iShares Silver Trust ETF» (Exchange Traded Fund) oder der «iShares Physical Silver ETC» (Exchange Traded Commodities). Eine andere Möglichkeit für Anleger, an der Preisentwicklung des Metalls zu partizipieren, bieten Aktien von Förderunternehmen. Der weltgrösste Silberproduzent Fresnillo ist beispielsweise in London kotiert. Die Aktie hat in den letzten vier Wochen 25 Prozent zugelegt.

Dieser Artikel erschien zuerst auf cash.ch mit dem Titel «Gold steigt, Silber sinkt - was ist da los?»

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