Vielerorts wird Schweden mit der Schweiz verwechselt. Das liegt vielleicht am ähnlichen Namen. Es kann aber auch daran liegen, dass die Länder ein gemessen an ihrer kleinen Bevölkerungszahl grosses wirtschaftliches Gewicht haben. Schweden ist wie die Schweiz ausgesprochen exportorientiert. Das EU-Mitglied, das sich der Euro-Einführung im Jahr 2003 per Referendum verweigert hat, ist ebenfalls stark von der Grosswetterlage der Weltwirtschaft abhängig. Da diese in den letzten Jahren ausgeprägt freundlich war, hat die schwedische Wirtschaft kräftig zugelegt:
laut Internationalem Währungsfonds (IWF) mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 3,1 Prozent zwischen 1999 und 2008 – mehr als doppelt so viel wie im Jahrzehnt zuvor.

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Die momentane Eintrübung der internationalen Wirtschaftsaussichten wird Schweden spüren, doch vorerst ist der Bremseffekt gering. Die vergangenen fetten Jahre haben für höhere Löhne und eine tiefere Arbeitslosigkeit gesorgt, was dem Inlandkonsum gehörig Auftrieb gab und gibt. Für das laufende Jahr rechnet der IWF noch immer mit einem BIP-Wachstum von 2,8 Prozent.

Die ausgeprägte internationale Ausrichtung des skandinavischen Landes zeigt sich auch an den Aktienmärkten. Wie der SMI, der führende Börsenindex der Schweiz, wird auch der schwedische OMX 30 von international tätigen Konzernen dominiert. Deshalb hat die Binnenwirtschaft für die Börse lediglich eine beschränkte Bedeutung.

Drei Wirtschaftsbereiche bewegen den Stockholmer Aktienmarkt vor allem: Industrie- und Telekomunternehmen sowie Banken. Zur Industrie zählen Namen wie beispielsweise ABB (die auch in der Schweiz kotiert ist), Sandvik, Atlas Copco, Volvo oder Scania. Im Telekombereich ragen Telia Sonera und Sony Ericsson heraus, die Nordea Bank, die Svenska Handelsbanken oder die Swedbank stehen für den Bankenbereich.

Die schwedische Börse ist durch diese Branchengewichtung stark zyklisch und damit überproportional empfindlich für Stimmungsschwankungen auf den Absatzmärkten. Trotz der weltweiten konjunkturellen Unsicherheit spricht dies laut Peter Karlsson, Leiter Research bei Svenska Handelsbanken, nicht gegen Investitionen in schwedische Titel: «Die schwedische Börse hat bereits deutlich korrigiert und ist mittlerweile günstig bewertet.» Tatsächlich liegt das für 2008 geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis des OMX 30 bei tiefen 10,5.

Besonders die Banken wurden von der Börse wegen der US-Subprime-Krise in Sippenhaft genommen, obwohl sie gar nicht involviert sind. Äusserst günstige Bewertungen sind die Folge. Swedbank zum Beispiel verfügt aktuell über ein KGV von bloss 7,4. Ein tiefes KGV weist mit 8,3 auch Handyhersteller Sony Ericsson aus. Allerdings spiegelt der Wert in diesem Fall nur mangelndes Anlegervertrauen aufgrund von Absatzproblemen.

Das Hightechunternehmen Sandvik ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwedische Titel selbst einem von den USA ausgehenden Wirtschaftseinbruch trotzen können. Die auf Metallverarbeitung spezialisierte Firma ist besonders in den aufstrebenden Ländern Osteuropas und
Asiens aktiv, deren Nachholbedarf an Infrastrukturinvestitionen sich nicht so rasch erschöpfen dürfte. Das langfristige Ertragswachstum von Sandvik liegt laut Bloomberg bei 17 Prozent.

Grösstes Gewicht im OMX 30 hat das Bekleidungsunternehmen Hennes & Mauritz. Auch diesen Titel gilt es im Auge zu behalten: Das Unternehmen zahlt eine Dividendenrendite von mehr als vier Prozent und verfügt über eine gesunde Bilanz ohne Nettoverschuldung.