2018 kostete die Anleger Nerven und Geld. Wird 2019 ein besseres Jahr?
Länger gediente Aktionäre wissen das: Schlechte Jahrgänge sind unangenehm, aber in der Regel Einzeljahre. Nach unten geht es schneller als nach oben. Das ist wie mit dem guten Ruf. Fragen Sie Politiker oder Schauspieler, die in die «MeToo»-Mühle geraten sind. Grundsätzlich sind mir schnelle Korrekturen lieber als ein schleichender Verfall, der sich über einige Jahre zieht.

Also stehen die Ampeln für Anleger wieder auf Grün?
Ja. Nicht zuletzt, da wir mit der Korrektur eine Wende bei den Zinserwartungen gesehen haben. Steigende Zinsen können in Europa schon alleine wegen hoch verschuldeter Länder wie Italien nicht kommen. In den USA befinden sich die Zinsen nun wieder im Rückwärtsgang. Produkte, die auf Zinsen basieren, sind für Aktien also nach wie vor keine Konkurrenz, und das ist entscheidend.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Aber was ist mit der drohenden US-Rezession, die von immer mehr Experten erwartet wird?
Die ist zum Teil schon eingepreist. Das schlagende Argument sind die Bewertungen. Unsere Fonds notieren am Buchwert. Das hatten wir seit 2009 nicht mehr. Die Erwartungen an den Börsen sind dramatisch negativ, zu negativ, wie ich finde. Die automatischen Verkäufe der passiven ETFs haben die Korrektur künstlich verstärkt. Weil ETFs nicht differenzieren und alle Indexmitglieder verkaufen, gibt es für Leute mit einem Blick für Werte sehr interessante Möglichkeiten.

Christoph Bruns

Christoph Bruns ist Fondsmanager und Vorstand bei der Frankfurter Aktienfondsboutique Loys. Man investiert in Unternehmen, die weniger kosten, als sie wert sind. Bruns lebt in Chicago.

Quelle: Piotr Banczerowski

Welche wären das?
Etwa SAF-Holland. Die machen Achsen und Bremsen. China hat jetzt Luftdruckfederungen gesetzlich verordnet. Für SAF ist das eine tolle Nachricht. Aber die Aktie wird in Sippenhaft genommen und stark verkauft. Da macht die Börse einen Fehler.

Wo finden sich an der Börse noch Schnäppchen?
Etwa in Japan. Fondsmanager sind dort krass untergewichtet. Dabei ist das Land einer der billigsten Märkte der Welt. In Japan gibt es sehr günstige Bewertungen solider Unternehmen. Den Baumaschinenhersteller Takeuchi Manufacturing kauft man mit einem einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis unter dem Buchwert. Dabei ist die Kasse voll. Ein klares Zeichen, dass der Markt hypernervös ist und Fehler macht. Da gibt es historische Möglichkeiten.

Erich Gerbl
Erich GerblMehr erfahren