Um die Auswirkungen der Frankenstärke zu mildern, greift Georg Fischer (GF) zu harten Massnahmen: 2500 Personen in der Schweiz arbeiten bis auf weiteres 44 statt 40 Stunden pro Woche. Noch vor wenigen Jahren hätte ein Ereignis wie die neuen Währungsrelationen die Schaffhauser Industriegruppe aus der Bahn geworfen. Nun hat GF zu alter Stärke zurückgefunden.

Verantwortlich für den Umbau ist CEO Yves Serra (61). Die Divisionen Piping Systems (Rohrleitungssysteme), Automotive (gegossene Komponenten für die Fahrzeugindustrie) und Machining Solutions (Hochleistungsfräs- und Elektroerosionsmaschinen) sind unabhängig voneinander und haben starke Marktpositionen. Mit Blick auf die lahmende Konjunktur zahlt sich aus, dass GF die Abhängigkeit vom Europageschäft laufend abbaut.

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Frankenschock, doch kein Nachfrageproblem

Die neue Stärke macht sich vor allem in der Ertragskraft bemerkbar. 2014 wuchs der Umsatz um magere 0,8 Prozent. Dafür stieg das Ebit um 9 und der Gewinn um 34 Prozent. Auch künftig legt Serra mehr Gewicht auf Rentabilität denn auf Umsatzwachstum. Der CEO zeigt sich für 2015 zuversichtlich: GF habe zwar einen Frankenschock, doch kein Nachfrageproblem, so Serra.

Er erwartet eine Ebit-Marge im Bereich von 8 Prozent, gegenüber 7,2 Prozent im Vorjahr. Die Aktien haben dank dem guten Ergebnis stark angezogen. Dennoch sind sie mit einem für 2015 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,8 nicht überbewertet. Kurzfristig ist die Fantasie etwas verpufft, auf längere Sicht jedoch lässt sich viel Kurspotenzial ausmachen.

Fett gebacken

Wird in den Medien über Managersaläre geschrieben, taucht der Name Aryzta auf. Das vierköpfige Management des 2008 aus der Fusion des Schweizer Gipfelibäckers Hiestand mit dem irischen Grossbäcker IAWS entstandenen Unternehmens kassierte im letzten Geschäftsjahr 15,6 Millionen Franken, also 3,9 Millionen pro Kopf. Alleine CEO Owen Killian (61) beanspruchte für sich 6,1 Millionen, gut 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Das sind saftige Vergütungen für ein Unternehmen, das mit einem Umsatz von 4,8 Milliarden Euro nicht gerade zu den Schwergewichten gehört.

Nicht dass Killian und seine Mannen schlecht gearbeitet hätten; seit der Fusion stiegen die Verkäufe um 50 und der Gewinn pro Aktie um 80 Prozent. Nur hat die Erfolgsgeschichte einen Makel: Der weltgrösste Anbieter gefrorener Backwaren expandiert seit Jahren vor allem dank zahlreichen fremdfinanzierten Übernahmen.

Neben dieser aggressiven Akquisitionsstrategie betreibt das Management eine etwas eigenartige Rechnungslegung: Der Gewinn wird um sogenannt ausserordentliche, obwohl jährlich anfallende Belastungen bereinigt. Dadurch fiel der «bereinigte» Gewinn fast dreimal höher aus als das gemäss IFRS ausgewiesene Resultat. Die Erklärung ist darin zu suchen, dass sich der Bonus des Managements nach dem Gewinn pro Aktie richtet. Womit die Versuchung gross ist, das Salär über die Zukäufe von Erträgen aufzupumpen. Für mich sind die Aktien ein No-Go.

Recht bleibt Recht

Der Bauzulieferer Sika hat für 2014 exzellente Zahlen vorgelegt: Der Umsatz stieg um 8, das Ebit um 21, der Gewinn gar um 28 Prozent. Die Dividende wird um 26 Prozent angehoben. Eine schöne Geste an die Aktionäre – mit einem schalen Beigeschmack. Denn Sika-Präsident Paul Hälg (60) will offensichtlich die Aktionäre bei Laune halten. Nicht die Gründerfamilie Burkard, die mit 16,4 Prozent des Kapitals 52,6 Prozent der Stimmen kontrolliert und dieses Paket für 2,75 Milliarden Franken an die französische Saint-Gobain verkaufen will.

Hälg hat vielmehr jene Aktionäre im Auge, die Sika im Abwehrkampf unterstützen – angeblich 50 Prozent des Aktienkapitals. Nun ist zwar die Dividendenerhöhung mit Blick auf den Gewinnfortschritt vertretbar. Nur hat sich die Firma in den letzten Jahren nie so grosszügig gezeigt: 2013 stieg der Gewinn pro Aktie um 23 Prozent, die Dividende wurde um 12 Prozent erhöht; 2012 verbesserte sich der Gewinn um 29, die Dividende nur um 13 Prozent.

Das Verhalten des VR ist absurd: Da wird mit einem Dividendengeschenk Stimmung gemacht unter grossen Aktionären, um die Reihen gegenüber dem Mehrheitsaktionär zu schliessen, der seine Beteiligung verkaufen möchte. Die Lage ist verworren, die Fronten sind verhärtet. Die Sika-Aktien sind zwar attraktiv. Dennoch würde ich mit einem Einstieg zuwarten, bis sich die Lage geklärt hat. Obgleich der Sieger längst feststeht: Die Sika-Leitung mag in der Öffentlichkeit moralisch obenaus schwingen, doch die Burkards haben das Recht auf ihrer Seite.

Applemania

Im September 2012 erreichten die Aktien von Apple 100 Dollar, die Anleger jubelten. Dann begann der Stern des Kultkonzerns zu sinken; in sechs Monaten verglühten 250 Milliarden Dollar an Börsenwert. In den Medien wurde schon über das Ende des Apple-Wunders spekuliert, der «Stern» titelte «Es war einmal ...». Nur haben sich die Aktien längst wieder erholt, ja erklimmen neue Rekorde. Die Firma mit Sitz im kalifornischen Cupertino ist mit einer Kapitalisierung von gegen 750 Milliarden Dollar das wertvollste Unternehmen der Welt.

Apple läuft es rund. Alleine im letzten Quartal fiel bei 75 Milliarden Umsatz ein Gewinn von 18 Milliarden Dollar an. Für die Superzahlen sorgt vor allem das iPhone. Die Schattenseite ist eine grosse Abhängigkeit vom Paradeprodukt; das iPhone generiert rund die Hälfte des Umsatzes und zwei Drittel des Gewinns.

CEO Tim Cook (54) setzt alles daran, um mit neuen Produkten zu glänzen. Im Frühjahr wird eine Smartwatch lanciert, und mit einem hochkarätigen Forschungsteam wird am Elektroauto iCar gebaut. Am Klimpergeld mangelt es nicht: 180 Milliarden Cash zählt Apples Kassenwart. Den Aktien ist jüngst etwas die Puste ausgegangen, und daran wird sich vorderhand nichts ändern. Wer in den Apfel beisst, muss viel Zeit mitbringen.

*Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch.