Es tut sich etwas, wenn auch nur langsam. In den letzten zehn Jahren ist hierzulande der Anteil der Frauen in Führungspositionen auf 27 Prozent gewachsen – ein Anstieg um 4 Prozent, wie eine Auswertung des Informationsdienstleisters CRIF zeigt.

Manche Branchen hinken jedoch hinterher. Düster in Sachen Gleichstellung sieht es etwa bei den Finanzinstituten aus. Sie sind wahre Männerbastionen, wie eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group (BCG) zeigt.

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So sitzen in den Geschäftsleitungen der 60 grössten Privatbanken der Schweiz insgesamt 368 Personen – nur 39 davon sind weiblich, gerade mal zehn Prozent. Und nur sieben Banken haben eine Frau als CEO oder Managing Partner. Der Frauenanteil sei schon sehr tief, sagt Anna Zakrzewski, die bei BCG das globale Wealth Management leitet. Dass die Frauenquote so niedrig ist, hat sie überrascht.

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«Banking ist in diesem Punkt grundsätzlich etwas schlechter als andere Branchen», sagt sie. «Ich hätte jedoch erwartet, dass der Anteil in den Geschäftsleitungen mindestens 15 bis 20 Prozent betragen würde.» Die Schweiz hinke damit anderen Regionen, etwa Asien, weit hinterher.

Hier ist die Frauenquote am höchsten

Zu einzelnen Banken äussert sich BCG zwar nicht. Recherchen zeigen jedoch, dass von den grösseren Privatbanken die BNP Paribas Schweiz den höchsten Frauenanteil hat. Geführt wird die Bank mit 1400 Mitarbeitenden in der Schweiz von Monique Vialatou.

Nimmt man Geschäftsleitung und Verwaltungsrat zusammen, kommt BNP auf einen Frauenanteil von 28  Prozent. Der zweite Platz geht an die Société Générale mit 27  Prozent, gefolgt von Julius Bär (25  Prozent), Rothschild & Co (24  Prozent) sowie Vontobel (22  Prozent).

Im hinteren Feld finden sich LGT (7  Prozent) sowie Dreyfus Söhne und EFG mit je 5 Prozent. Mit der Nominierung von Elif Aktuğ als neuer Partnerin hat sich Pictet nun mit einem Anteil von neu 11 Prozent ins Mittelfeld katapultiert. In der Männertruppe ist sie die erste Frau (siehe auch Seite 19).

Gar keine Frauen in der Führungsetage haben etwa traditionelle Institute wie J. Safra Sarasin, Rahn + Bodmer oder Reichmuth & Co. Weibliche CEOs, Partner oder Präsidentinnen sind selten.

Oft besetzen Frauen noch immer klassische Rollen in HR oder Marketing. Ausnahmen sind neben Monique Vialatou etwa Annika Falkengren, die einzige geschäftsführende Teilhaberin bei Lombard Odier, oder Edmond-de-Rothschild-Präsidentin Ariane de Rothschild.
Etwas besser steht es um die Quote, wenn man den Verwaltungsrat allein betrachtet. Insgesamt sind dann immerhin 18  Prozent weiblich.

Dass der Frauenanteil im VR höher ist, überrascht Zakrzewski hingegen weniger. «Im Verwaltungsrat ist man verpflichtet, dass man nicht nur Banker hat.» Das vergrössere die Flexibilität. So würden oft auch Frauen aus anderen Industrien in eine VR-Position geholt. Möchte eine Bank jedoch eine Finanzchefin verpflichten, ist der Pool an möglichen Frauen sehr klein.

Mehr Diversity, mehr Umsatz

Umso wichtiger ist es laut Zakrzewski, in unteren Stufen die nächste Generation weiblicher Toptalente zu fördern. Es geht dabei nicht nur um mehr Diversity. «Gemischte Teams sind innovativer, generieren mehr Umsatz und erzielen eine höhere Rentabilität», sagt Zakrzewski. «Es fliessen mehr Ideen und Perspektiven in die Entscheidungen.»

Dass der Grad an Diversity mit der Performance eines Unternehmens korreliere, sei reichlich dokumentiert. Zudem gibt es immer mehr wohlhabende Frauen. Bereits 32  Prozent des weltweiten Vermögens sind in Frauenhänden. Etwas mehr weibliche Perspektiven in den Finanzhäusern dürften daher nicht schaden.