Greta Thunberg würde mit Nationalbank-Präsident Thomas Jordan Klartext reden: Wie können Sie nur in Aktien wie Exxon Mobil, Boeing und Raytheon investieren? Sie hat recht. Tatsächlich hat die SNB über 1 Milliarde Franken in Exxon Mobil investiert, den grössten Ölkonzern der Welt. Auch bei Boeing, dem zweitgrössten Waffenhersteller der Welt, ist Jordans SNB mit Hunderten Millionen dabei. Die Firma baut nicht nur Zivilflugzeuge, sondern auch den F/A-18-Kampfjet.

Und dann setzt die Nationalbank auf Raytheon, einen reinen Waffenhersteller, der bis vor kurzem Streubomben baute. Und wer wie Thomas Jordan Zeitung liest, der weiss, dass Raytheon-Bomben in Jemen auch gegen Zivilisten im Einsatz sind.

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Gemäss den Anlagerichtlinien der SNB würde Raytheon bloss ausgeschlossen, wenn sie weiterhin Streubomben oder ähnliche international geächtete Waffen produzieren würde. Das ist auch schon alles.

Man macht es sich zu einfach

In einem Standpunktpapier zum Thema Klimawandel schreiben die Nationalbank-Experten: «Zurzeit scheinen die Risiken, die der Klimawandel für die Stabilität der Wirtschaft und des Finanzsystems in der Schweiz mit sich bringt, nach Einschätzung der SNB mässig zu sein.»

Solange also ihre Ziele – stabiles Wirtschafts- und Finanzsystem – nicht gefährdet sind, investiert die Nationalbank, wo sie will. Waffenhändler oder Klimasünder inbegriffen. Man stelle sich vor, Sergio Ermotti, Chef der UBS, würde so argumentieren: Solange es der UBS Profit und den Aktionären Dividende einträgt, darf es auch das Klima schädigen oder Bomben regnen.

Genau das tut die SNB. Sie verdient Geld mit Kriegen. Wird mehr gekämpft auf der Welt, profitieren die Aktien von Boeing und von Raytheon. Wird mehr Öl verbrannt, freut sich Exxon Mobil. Und die Nationalbank.

In diesem Punkt hat Greta Thunberg recht: Thomas Jordan macht es sich viel zu einfach. Vor allem, weil die SNB durchaus einige Firmen ausschliessen kann – und es auch tut. In den Anlagerichtlinien der SNB steht weiter: «Auf Investitionen in Aktien mittel- und grosskapitalisierter Banken und bankähnlicher Institute von Industrieländern wird grundsätzlich verzichtet, um mögliche Interessenkonflikte auszuschliessen.»

Wenn also ein Ausschluss bei Banken möglich ist, müsste es doch in anderen Bereichen – Klimaschädigung, Waffenhandel – ebenfalls möglich sein.

Das Volk fordert schon bald eine Änderung

Diese Art der Geldanlage der Nationalbank schmeckt manchen Schweizern nicht. Über 100'000 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben es per Unterschrift bezeugt: So ist im Sommer 2018 die Kriegsgeschäfte-Initiative zustande gekommen. Wir werden also darüber abstimmen, ob die SNB weiter in Waffenschmieden investieren darf oder nicht.

Es wäre mehr als peinlich, wenn der SNB-Präsident, der unablässig auf seine Unabhängigkeit pocht, vom Volk zu einer Änderung seiner Anlagestrategie gezwungen würde. Viel gescheiter wäre es, er würde sie bereits heute anpassen. Freiwillig.