Als der Uhrenhersteller Swatch im Sommer vergangenen Jahres eine Gewinnwarnung für das erste Halbjahr herausgeben musste, gab der Konzernchef sich stoisch. «Wir sind keine Firma, die, um der Börse zu gefallen, Kurzarbeit einführt oder Entlassungen vornimmt», sagte Nick Hayek damals. So sei Swatch gut für den nächsten Aufschwung gerüstet, weil man nicht zuerst wieder Personal rekrutieren müsse.

Hayek hält nichts von übereilten Massnahmen, um Investoren bei Laune zu halten, so viel ist klar. Dabei hatte sein Unternehmen in der Vergangenheit mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen – vor allem mit einem heftigen Einbruch der Verkäufe in wichtigen Schlüsselmärkten wie Hongkong. Touristen zeigten sich weniger kauffreudig, die Schweizer Uhrenindustrie konnte im vierten Jahr in Folge kaum Wachstum verzeichnen. Swatch-Chef Hayek gab sich trotzdem stets optimistisch.

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Es geht wieder nach oben

Ein gutes Jahr später sieht es so aus, als habe der Daueroptimist richtiggelegen: Im vergangenen Jahr ist der Aktienkurs von Swatch um 44 Prozent gestiegen, allein seit Jahresbeginn ging es um 22 Prozent aufwärts. Viele Swatch-Produktionsstätten laufen wieder auf Hochtouren, wie Hayek jüngst in einem Interview berichtete.

Seit Juni habe es kontinuierlich Wachstumssteigerungen gegeben. Die bessere Lage des Konzerns war auch bei der Präsentation der Halbjahreszahlen erkennbar: In den ersten sechs Monaten des Jahres stieg der Gewinn gegenüber dem ersten Halbjahr 2016 um 6,8 Prozent auf 281 Millionen Schweizer Franken.

Die Besserung spiegelt sich in den Zahlen der gesamten Schweizer Uhrenindustrie: Seit Jahresbeginn gab es beim Exportwachstum ein leichtes Plus von 1,2 Prozent, teilte der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) vor wenigen Tagen mit. Daran lässt sich eine allmähliche Erholung der Branche ablesen. Zwar sollte ein einzelner Monat bei Uhrenexporten nicht überbewertet werden, selbst vier gute Monate in Folge bügeln die Krise der vergangenen zwei Jahre nicht aus. Dennoch: Sollte der Aufwind anhalten, dürfte auch der Swatch-Konzern davon profitieren.

Die Nachfrage steigt

Patrik Schwendimann, Analyst der Zürcher Kantonalbank (ZKB), hat den Valor bereits mit «Übergewichten» eingestuft. Er sieht vor allem bei der Marge grosses Erholungspotenzial. Zudem kommt die Abschwächung des Schweizer Frankens dem Konzern zugute: Swatch zählt zu den Schweizer Aktien, die am sensibelsten auf Veränderungen am Devisenmarkt reagieren.

Zuletzt hatte Swatch vor allem in China Probleme: Dort drückte eine Antikorruptionskampagne der Regierung auf die Verkaufszahlen. Die Volksrepublik ist für das Swatch-Luxussegment mit Uhrenmarken wie Longines, Tissot und Omega einer der wichtigsten Märkte. Allmählich steigt die Nachfrage in China wieder. Swatch hat derweil mit Indien einen weiteren Wachstumsmarkt ins Visier genommen, der dem Unternehmen künftig Geld in die Kasse spülen dürfte. Auch in Europa hat die Nachfrage zuletzt wieder angezogen.

Sollte der Aufwärtstrend für die Uhrenindustrie anhalten, dürfte auch der Hersteller aus Biel langfristig auf die Erfolgsspur einschwenken – zumal Swatch sowohl im Billigsegment als auch im Luxusuhren-Bereich gut aufgestellt ist. René Weber, Analyst der Bank Vontobel, hat den Swatch-Valor mit «Halten» eingestuft, sein Kursziel liegt bei 350 Franken. Das hat die Aktie längst übertroffen: Der Kurs hat in der letzten Woche bereits wieder die Marke von 400 Franken übertroffen.

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