Die UBS stellt in einer Studie zu Lafarge-Holcim die Frage: «Ist das Glas halb leer oder halb voll?» Und die Analysten geben, wenn auch indirekt, gleich selbst die Antwort: Sie empfehlen die Aktien zum Verkauf. Damit ist die Grossbank ein einsamer Rufer in der Wüste. Denn andere Institute wie Vontobel, Zürcher Kantonalbank, Credit Suisse oder J.P. Morgan empfehlen die Valoren zum Kauf. Und dies, obwohl die Aktien des weltgrössten Baustoffkonzerns in diesem Jahr mit einem Kursgewinn von rund einem Viertel einen beeindruckenden Höhenflug hingelegt haben.

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Ich bin ebenfalls positiv gestimmt. Das Tempo, mit dem Jan Jenisch (52) – unterstützt von VRPräsident Beat Hess (70) – in seinem ersten Jahr als CEO den Konzern umgebaut hat, ist beeindruckend. Vor allem im Management blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Dafür ist das Fundament des Unternehmens zunehmend solide. Bereits im zweiten Halbjahr 2018 machten sich die Aufräumarbeiten in besseren operativen Resultaten bemerkbar, der Umsatz wuchs im Schlussquartal organisch um 5,1 und das Ebitda um 6,5 Prozent. «Unser Spar- und Effizienzprogramm zahlt sich früher als geplant aus», meint denn auch Konzernchef Jenisch.

Für mittelfristig disponierende Anleger

Die Aussichten bleiben gut. Der Umsatz dürfte über die nächsten Jahre zwar nur minim wachsen, dafür legen Ebitda und vor allem Reingewinn weit überproportional zu. Das ist die Musik, aus der Aktienkursgewinne gemacht sind.

Das Glas ist bei Lafarge-Holcim halb voll, die Aktien bieten noch Raum nach oben. Darauf weist auch ein geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15,1 hin. Nach dem starken Jahresauftakt erachte ich die kurzfristigen Kurschancen allerdings als begrenzt. Die Valoren eignen sich also für mittelfristig disponierende Anleger. Als attraktive Beilage gibt es eine (steuerfreie) Dividendenrendite von 3,9 Prozent. Und wer mag, kann sich die Dividende in Form neuer Aktien auszahlen lassen.

Viel versprechen, wenig liefern

Einst zählte Ascom zu den Schweizer Vorzeigekonzernen: 20 000 Mitarbeiter verkauften Güter für über drei Milliarden Franken. Lang, lang ists her. Missmanagement, endlose Umbauten und Neuausrichtungen liessen das Unternehmen zum KMU schrumpfen; im letzten Jahr sorgten 1246 Beschäftigte für Verkäufe von 319 Millionen. Geblieben ist die Ertragsschwäche. So schmolz der Betriebsgewinn Ebita 2018 um ein Fünftel, die Marge stellt sich noch auf schmalbrüstige 8,4 Prozent. Dabei sollte man meinen, dass das aktuelle Tätigkeitsgebiet, Wireless Solutions für Spitäler, deutlich mehr abwerfen müsste.

Ascom CEO Holger Cordes posiert am Rande der Medienkonferenz zu den Halbjahreszahlen von Ascom an der Medienkonferenz in Zuerich am Mittwoch, 17. August 2016. (KEYSTONE/Siggi Bucher)

Ascom-Chef Holger Cordes: Auch in diesem Jahr werden die einst selbst gesetzten Vorgaben verfehlt.

Quelle: KEYSTONE/Siggi Bucher

Die Pressemitteilung zum Jahresabschluss vermittelt den Eindruck, dass es der Technologiefirma blendend geht. Dabei hat CEO Holger Cordes (50) die Mittelfristziele stark geschnitten, und auch in diesem Jahr werden die einst selbst gesetzten Vorgaben verfehlt. Nur hat das bei Ascom fast schon Tradition: Viel versprechen, wenig liefern.

Der Asset Manager Veraison als grösster Aktionär ist bezüglich Leistungen denn auch höchst unzufrieden mit Ascom und fordert, alle strategischen Optionen zu prüfen. Dazu gehört auch ein allfälliger Verkauf. Die Aktien haben seit Januar 2018 rund die Hälfte ihres Wertes verloren – für mich dennoch kein Grund zum Einstieg.

Für Investoren, die eine solide Anlage suchen

Stolze 90 Jahre alt ist Forbo – und kein bisschen müde. Das hat der Mischkonzern, der sein Geld mit Bodenbelägen sowie Antriebs- und Transportbändern verdient, auch 2018 unter Beweis gestellt: Der Umsatz nahm um 6,5 Prozent zu, das Ebit wuchs doppelt so stark. Allerdings war der Ertrag im Jahr davor wegen einer Kartellbusse mit über 80 Millionen Franken belastet. Bereinigt um diese Busse, bleibt immer noch ein flottes Ebit-Wachstum von 7,3 Prozent. Für das laufende Jahr dagegen zeigt sich Verwaltungsratspräsident This Schneider (66) vorsichtig. Neben der Konjunkturabkühlung könnten auch politische Unwägbarkeiten wie der Brexit oder das Gezerre zwischen den Vereinigten Staaten und China den Geschäftsgang etwas einbremsen.

This Schneider, CEO Forbo, macht einen zufriedenen Eindruck, anlaesslich der Bilanzpressekonferenz am Dienstag, 20. Maerz 2012, in Zuerich. Das Unternehmen hat 2011 in Lokalwaehrungen gerechnet seinen Umsatz um 7,5 Prozent steigern koennen. (KEYSTONE/Steffen Schmidt)

Forbo-Präsident This Schneider: Das bestens finanzierte Unternehmen wickelt umfangreiche Programme für Aktienrückkäufe ab.

Quelle: Keystone

Für das laufende Jahr dürfte dennoch eine «leicht geringere Steigerung des Umsatzes sowie des Konzernergebnisses» resultieren. Ab 2020 sollte Forbo erneut höhere Zuwachsraten erwirtschaften. Vor allem der Gewinn pro Aktie wird auch künftig überproportional zunehmen, denn das bestens finanzierte Unternehmen wickelt umfangreiche Programme für Aktienrückkäufe ab. Forbo eignen sich für Investoren, die eine solide Anlage suchen. Raum nach oben besteht bei der Dividende. Obwohl die Ausschüttung für letztes Jahr um ein Zehntel erhöht wird, hat sich die Rendite nur minimal auf 1,3 Prozent verbessert. Vom Gewinn wird gerade mal ein Viertel an die Aktionäre weitergereicht.

Wachstum als Credo

Umsatz: plus 5,8 Prozent, Ebitda: plus 14,5 Prozent, Gewinn: plus 38 Prozent, ein Zwölftel mehr Dividende. Der Pharmazulieferer Siegfried präsentierte Rekordzahlen für das vergangene Jahr – und die Aktien wurden zurückgestuft. Nur muss sich da das Management an der eigenen Nase nehmen. Noch im August wurde ein «Umsatzwachstum im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich» in Aussicht gestellt, worauf die Finanzanalysten ihre Umsatz- wie Ertragsprognosen nach oben anpassten. Die nun publizierten Resultate liegen etwas unter diesen Erwartungen, was breite Abgaben in den Aktien nach sich zog. Nur tut dies der exzellenten Leistung des Unternehmens keinen Abbruch. Zumal weiteres Wachstum angesagt ist.

Wolfgang Wienand

Zu viel versprochen: Trotz Rekordzahlen verlor die Siegfried-Aktie jüngst an Wert – weil der Vorgänger von CEO Wolfgang Wienand noch bessere Zahlen in Aussicht gestellt hatte.

Quelle: © Raffael Waldner

Der auf Anfang Januar für den langjährigen Konzernchef Rudolf Hanko (64) eingewechselte Wolfgang Wienand (47) übernimmt eine Firma, die tipptopp in Schuss ist. Für dieses Jahr erwartet die Bank Vontobel einen Umsatzzuwachs von 5,5 Prozent, Ebit und Gewinn sollten um 25 respektive 31 Prozent steigen. Auch danach bleibt der Zofinger Konzern auf Expansionskurs, nicht zuletzt dank Akquisitionen.

Die Aktien tummelten sich jahrelang unter den Spitzenperformern. Seit dem historischen Höchst im Herbst büssten sie allerdings mehr als ein Fünftel an Wert ein. Mit einem für 2019 geschätzten KGV von 19,6 sind die Valoren auf den ersten Blick kein Schnäppchen, hinsichtlich der Wachstumskraft allerdings attraktiv bewertet. Wenig berauschend ist einzig die Dividendenrendite von 0,7 Prozent.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch