Das Thema Nachhaltigkeit dominiert die Schlagzeilen. Zunehmende Temperaturen und Landplagen wie Überschwemmungen, Stürme und Hitzewellen werden auf den zerstörerischen Umgang der Menschen mit der natürlichen Umwelt zurückgeführt. Dagegen etwas zu tun, ist Gebot der Stunde.

Auch Firmen werden vermehrt daran gemessen, wie sie mit knappen Ressourcen umgehen, aber auch wie sie ihre Mitarbeiter und sonstigen Stakeholder pflegen und, ganz allgemein, ob sie sich ethisch korrekt verhalten.

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Das Thema Nachhaltigkeit hat damit auch die Finanzmärkte erreicht. Die Fachleute sprechen von sogenannten Socially Responsible Investments (SRI). Was aber macht eine nachhaltige Anlage aus? Die Expertin Sabine Döbeli nennt drei generelle Kriterien: «Ein Unternehmen muss einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen pflegen, soziale Verantwortung wahrnehmen und sich zudem am langfristigen wirtschaftlichen Erfolg ausrichten.» Döbeli ist Leiterin Nachhaltigkeit bei der Bank Vontobel, die auch die Futura-Nachhaltigkeitsfonds der Raiffeisenbanken betreut.

Heute existiert eine grosse Anzahl von Verfahren, um eine nachhaltige Anlage als solche auszuzeichnen. Die grösste Bedeutung in der Schweiz hat der sogenannte «Best in Class»-Ansatz. Hier werden Unternehmen an einer Reihe von Nachhaltigkeitskriterien gemessen. Firmen, die deutlich besser abschneiden als der Durchschnitt, werden ausgewählt. Dieser Ansatz wird hierzulande meist mit einem anderen Verfahren kombiniert, nach dem Unternehmen oder Branchen mittels Negativkriterien gänzlich ausgeschlossen werden, zum Beispiel wenn sie im Waffen- oder Ölgeschäft tätig sind. In einem weiteren Verfahren werden die Anlagen nach einzelnen Nachhaltigkeitsthemen ausgewählt: etwa Anlagen in erneuerbare Energien oder in Sozialthemen wie Mikrokredite.

Bis vor wenigen Jahren führten nachhaltige Anlagen noch ein unbedeutendes Nischendasein. Das Thema war noch in der «Müesli-Ecke», wie es ein Kommentator nannte. Anleger auf solchen Märkten waren mehr religiös oder idealistisch motiviert als durch Profitstreben. Entsprechend wurden erste nachhaltige Anlagen für religiöse Glaubensrichtungen wie die Quäker im angelsächsischen Raum aufgelegt.

Das ist vorbei! Nachhaltige Anlagen haben die «Müesli-Ecke» verlassen und boomen gewaltig. In der Schweiz ist dieser Markt allein im ersten Halbjahr 2007 um 39 Prozent gewachsen – nach bereits 44 Prozent im vorherigen Halbjahr. Er umfasst jetzt ein Volumen von insgesamt 25 Milliarden Franken. Von Mitte 2006 bis Mitte 2007 hat sich das Marktvolumen an nachhaltigen Anlagen damit verdoppelt (siehe «Exponentielles Wachstum»).

«Für nachhaltige Anlagen spricht auch die Performance», widerlegt Sabine Döbeli energisch das alte Vorurteil, hier liege die Rendite hauptsächlich im guten Gewissen. Sie belegt dies eindrücklich anhand einer grossen Anzahl von Studienergebnissen mit dem eindeutigen Verdikt: Nachhaltige Anlagen rentieren insgesamt nicht schlechter als andere. Einige Studien bescheinigen solchen Anlagen sogar eine deutliche Überperformance.

Das Resultat erstaunt umso mehr, als die Auswahl von nachhaltigen Investitionen zusätzliche Research-Bemühungen erfordert, was die Kosten erhöht. Zudem mindert die Beschränkung des Anlageuniversums die Diversifikationsmöglichkeiten, was theoretisch die erzielbaren Renditen schmälert.

Dies wird jedoch durch andere Entwicklungen mehr als wettgemacht, die für eine Überperformance nachhaltiger Anlagen sprechen: der Preisanstieg von knappen Ressourcen wie Öl, zunehmende Regulierungen, Anreizsysteme zulasten von umweltschädigenden Produktions- oder Konsummethoden und das wachsende öffentliche Bewusstsein zu diesen Themen. Innovationen, die nachhaltiges Wirtschaften fördern, haben ohnehin besonders gute Wachstums- und Gewinnchancen.

Auch das Risiko (gemessen an der Volatilität) bei nachhaltigen Anlagen ist gemäss einer Reihe von Studien geringer als bei herkömmlichen. Das liegt in der Natur der Nachhaltigkeit: Wenn Firmen mit wilden kurzfristigen Aktionen auf ein Hochschiessen des Aktienkurses aus sind, geschieht dies nicht selten auf Kosten der langfristigen Gesundheit des Unternehmens und damit auch auf Kosten des langfristigen Kursverlaufs.

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