Corona stellt seit einem Jahr unser Leben auf den Kopf. Welchen Einfluss hat die Pandemie auf unsere Geldanlagen? 
Pia Bradtmöller: Aufgrund des Lockdowns und der Beschränkungen durch die Pandemie hatten die Menschen weniger Möglichkeiten, Geld auszugeben. Viele Frauen haben das Einkommen, das nicht ausgegeben werden konnte, gespart und auf das Konto gelegt. Ein kleinerer Prozentsatz der Frauen investierte dieses zusätzliche Einkommen in Finanzprodukte. Das wichtigste Ziel, das Frauen während der Pandemie mit dem Sparen verfolgten, war, auf Unvorhergesehenes vorbereitet zu sein. Wenn man nicht weiss, wie die Zukunft aussehen wird, hat man lieber ein grösseres Finanzpolster. Es gibt bei Frauen eine Tendenz, Geld lieber auf dem Sparkonto zu lassen – auch wenn es dort längst keine Zinsen mehr gibt –, als zu investieren. In der Schweiz haben die Frauen mehr Geld zurückgelegt als in anderen Ländern. Was natürlich auch daran liegt, dass das Einkommen hierzulande höher ist und die Krise in anderen Ländern grössere wirtschaftliche Einbussen mit sich brachte.  

Warum halten so viele Frauen lieber Bargeld als Aktien?
Es herrscht bei vielen Frauen noch immer die Fehleinschätzung vor, dass Anlegen kompliziert und nur etwas für Reiche ist. Doch nicht bei allen. Es ist ein Vorurteil, dass alle Frauen risikoavers sind und nicht investieren wollen. Es gibt sehr erfahrene Anlegerinnen, die gut informiert sind. Speziell in der Schweiz ist der Prozentsatz an Frauen, die bereits anlegen, mit 69 Prozent der befragten Frauen sehr hoch. In unserer Studie zeigte sich, dass gerade Schweizerinnen sich damit beschäftigen, den optimalen Ein- und Ausstiegszeitpunkt bei Aktienkäufen zu kennen. Market Timing ist ein wichtiges Thema für sie. Dabei ist dieses Wissen eigentlich Profiwissen und gar nicht nötig, wenn man langfristig investiert ist. Fast ein Drittel der Frauen, die heute investieren, gibt an, dass sie in Zukunft mehr investieren werden, im Umfang von etwa einem Drittel ihrer Ersparnisse. Unsere Befragung hat ergeben, dass das zusätzliche Investitionspotenzial bei Frauen im Alter von dreissig bis sechzig Jahren in der Schweiz hochgerechnet bei 41 Milliarden Euro liegt.

 

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Pia Bradtmöller

Pia Bradtmöller ist Studienleiterin bei J.P. Morgan Asset Management.

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