Vergangene Woche hielt Angela Merkel sich selbst in der Hand. Die deutsche Bundeskanzlerin eröffnete mit ihrem traditionellen Rundgang die Hannover-Messe, die weltgrösste Industriemesse. Am Stand von Siemens überreichte ihr Konzernchef Joe Kaeser eine Miniatur-Merkel – frisch aus dem 3D-Drucker. Auf ihrem weiteren Rundgang bekam sie an den Ständen der Hersteller vor allem eines immer wieder zu sehen, in verschiedenen Grössen und für verschiedene Zwecke: Roboter.

Der Einsatz von Robotern in der sogenannten Industrie 4.0 war eines der Kernthemen der Hannover-Messe. Damit ist die Zusammenarbeit von Robotern und Menschen ebenso gemeint wie komplett selbstständige Roboter. In den vergangenen Jahren hat das Thema Industrie-4.0 sich zu einem dauerpräsenten Trend gemausert. «Industrie 4.0 ist nicht nur ein Projekt», betonte Angela Merkel. Gerade die Industrieroboter gehören zu den Stars der Wachstumsbranche. Auch in der Schweiz: Auf 10'000 Arbeiter in der verarbeitenden Industrie kommen hierzulande inzwischen 119 Roboter, zeigt der «World Robotics Report 2016» des Branchenverbandes International Federation of Robotics (IFR). Tendenz: steigend.

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Das Kurspotential ist hoch

Auch Investoren und Fondsgesellschaften haben das Thema für sich entdeckt. Jüngst hat etwa die französische Fondsgesellschaft Candriam einen neuen Fonds aufgelegt, der auf Robotik und innovative Technologien setzt. Auch  die Fondsanbieter Allianz Global Investors und Deka haben kürzlich Produkte mit Fokus auf künstliche Intelligenz (KI) und Industrie 4.0 auf den Markt gebracht. Anleger, so das Kalkül, könnten von der fortschreitenden Entwicklung der Robotik-Technologie profitieren.

Analysten bescheinigen den Valoren der Hersteller hohes Kurspotenzial. «Sowohl grosse, multinationale und diversifizierte Unternehmen als auch immer mehr kleinere, innovative Unternehmen setzen auf Robotertechnologie. Diese Unternehmen haben sich in den vergangenen zehn Jahren stark überdurchschnittlich entwickelt», bestätigt Johan Van Der Biest, Fondsmanager bei Candriam.

ABB, Kuka & Co.

In der Schweiz zählt der Technologiekonzern ABB zu den führenden Robotik-Herstellern. Vor zwei Jahren galt der Valor noch als Geheimtipp, inzwischen ist er einer der Top-Titel am Schweizer Aktienmarkt. Im vergangenen Jahr stieg der Kurs um fast 17 Prozent. Analysten bescheinigen dem Konzern in manchen Geschäftsbereichen viel Nachholbedarf. Im Bereich Robotik aber hat ABB sehr gute Wachstumsaussichten.

Wenn es um Robotik geht, kommt man an Kuka nicht vorbei. Der Konzern mit Sitz im deutschen Augsburg wurde im vergangenen Jahr vom chinesischen Haushaltsgerätehersteller Midea übernommen. Der Deal hat Kuka, dessen Robotikgeschäft ohnehin gut lief, noch beflügelt. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt, wie der Konzern im Februar verlauten liess. Die Kuka-Aktie legte in den vergangenen drei Jahren um 187 Prozent zu. Solche steilen Kursanstiege verzeichnet der Titel inzwischen nicht mehr, es geht nun langsamer bergauf. Sven Diermeier, Analyst von Independent Research, bewertet den Kuka-Valor derzeit mit «Halten».

China nicht aus den Augen verlieren

Auch in Japan tut sich einiges im Robotik-Bereich. Yaskawa und Fanuc dominieren den Markt. Beide Unternehmen sind börsenkotiert, die Kurse in den vergangenen zehn Jahren stetig gestiegen. Investoren können auf einige weitere Unternehmen setzen, die direkt oder indirekt vom Robotik-Trend profitieren: Das schwedische Unternehmen Husqvarna etwa stellt vor allem Haushaltsroboter her, die US-Firma Aerovironment ist auf unbemannte Fluggeräte spezialisiert.

Auch in der Automobilbranche ist die Robotik längst angekommen: Autozulieferer Dürr baut Lackierroboter, Kawasaki als Hauslieferant von Toyota Industrieroboter. Technologieriesen wie Apple und Google investieren seit einigen Jahren ebenfalls verstärkt in Robotertechnik: Google testet Roboter als Paketboten und hat in den zurückliegenden Jahren verschiedene Roboterfirmen gekauft.

Nicht zuletzt hat China zur Aufholjagd in Sachen Robotik angesetzt. Die Kuka-Übernahme durch Midea war nur ein erster Schritt. Das Land will in den kommenden Jahren zunehmend Industrieroboter einsetzen. Allein Foxconn aus Taiwan, das die Fertigung des Apple-Smartphones iPhone nach China ausgelagert hat, hatte Ende des Jahres 2016 rund 40 000 Roboter in seinen Fabriken installiert. Zwar sind nicht alle chinesischen Hersteller von Industrie-4.0-Helfern börsenkotiert. Robotik-Investoren sollten die Entwicklungen im Reich der Mitte jedoch im Auge behalten. Bis dahin können sie die Valoren von Industriemesse-Stars aus aller Welt kaufen.

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