Das Jahr 2018 brachte den Aktienmärkten erratische Kursausschläge, seit Oktober überwiegen die Verluste. Vor allem Papiere von konjunktursensitiven Firmen wurden heftig durchgeschüttelt. Dieser Trend wird sich wohl auch im neuen Börsenjahr fortsetzen. Viele Ökonomen prognostizieren eine Abkühlung der Konjunktur, manche sogar eine Rezession.

Doch Aktien bleiben für mich erste Wahl. Nur ist es nun an der Zeit, das Portfolio resistenter gegen einen Wirtschaftsabschwung zu machen. Ich halte mich primär an grosskapitalisierte, qualitativ hochwertige und weniger zyklische Titel von Unternehmen, die finanziell stabil sind sowie kontinuierliche, möglichst hohe Dividenden zahlen. Langweilig? Vielleicht. Dafür kann ich ruhiger schlafen.

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Givaudan bietet einiges fürs Geld

Einer meiner Favoriten ist Givaudan. Der globale Marktführer in der Aroma- und Riechstoffindustrie beliefert Unternehmen aus relativ konjunkturresistenten Branchen. Seit Jahren glänzt der Genfer Konzern mit konstantem und margenstarkem Wachstum. Auch in diesem Jahr: Für die ersten neun Monate meldete CEO Gilles Andrier (57) ein Umsatzplus von 8,4 Prozent, organisch sind es 5,7 Prozent.

Zum guten Wachstum beigetragen hat die steigende Nachfrage in den Schwellenländern, ein für Givaudan wichtiger Treiber. Die Aktien haben seit Februar gegen den Markttrend über zehn Prozent an Wert zugelegt. Mit einem für 2019 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 24,7 sind sie zwar beileibe kein Schnäppchen mehr. Doch Top-Qualität war noch nie günstig. Einzig die Dividendenrendite von 2,4 Prozent könnte etwas üppiger sein.

Gilles Andrier CEO GIvaudan

Gute Adresse für Investoren: Givaudan-Chef Gilles Andrier.

Quelle: Sébastien Agnetti / 13 Photo

Mit SGS auf Solidität und Wachstum setzen

Zu den attraktivsten Valoren im defensiven Sektor zähle ich SGS. Das Genfer Unternehmen prüft Rohstoffe, Agrarprodukte, aber auch Investitions- und Konsumgüter auf Qualität und Menge. Ein Geschäft, das zwar keine gewaltigen Wachstumsraten bringt, dafür solide ist. Am Investorentag von Mitte November bewies CEO Frankie Ng (52) Realitätsnähe, als er das Margenziel bis 2020 leicht nach unten revidierte. Beibehalten wurde ein organischer Umsatzzuwachs im mittleren einstelligen Prozentbereich. Zudem will der führende Prüfkonzern das Akquisitionstempo halten und zusätzlich für rund eine Milliarde Franken zukaufen. Bevorzugte Zielobjekte dürften Firmen aus dem Bereich Daten- und Cybersicherheit sein.

Über 2020 hinaus hat die angestrebte operative Marge von mindestens 18 Prozent – aktuell sind es 15,5 – dagegen Bestand. Um dieses Ziel zu erreichen, werden margen- und wachstumsschwache Aktivitäten einem Check unterzogen. Die Anstrengungen dürften sich mittelfristig in spürbar besseren Zahlen niederschlagen. UBS-Analyst Rory McKenzie rechnet bis 2022 mit einem jährlichen Umsatzzuwachs von durchschnittlich 8,6 Prozent, der Gewinn dürfte um 11,2 Prozent zunehmen. Nach dem Kursrutsch sind die Aktien mit einem für 2019 geschätzten KGV von 21,5 günstiger bewertet als auch schon. Wer Qualität und Solidität sucht, ist mit SGS gut beraten.

Swiss and Chinese Frankie Ng, CEO of the Societe Generale de Surveillance Group SGS, presents the 2015 Half Year results of SGS, the world's leading inspection, verification, testing and certification company, during a press conference at the SGS Corporate Headquarters, in Geneva, Switzerland, Friday, July 17, 2015. (KEYSTONE/Martial Trezzini)

Frankie Ng: CEO von SGS.

Quelle: Keystone

Versicherungsaktien: Für Dividendenjäger

Einen vergleichsweise sicheren Hafen in stürmischen Börsenzeiten bieten Versicherungsaktien. Neben positiven Punkten wie hoher Bonität, Spitzenqualität und defensivem Charakter kommt, zumindest bei zwei Versicherern, eine saftige Dividendenrendite dazu. Am meisten Prozent – nicht weniger als 6,1 – sind mit Zurich Insurance Group zu holen. Die Aktionäre werden weiterhin mit hohen Ausschüttungen verwöhnt. Der Schaden- und Lebensversicherer misst dem Ertrag weit mehr Bedeutung zu als dem Volumen, Grossübernahmen stehen nicht auf dem Programm. Und so werden, wie 2017, bis zu 93 Prozent des Gewinns an die Aktionäre abgeführt. Zurich sind etwas für Renditejäger.

In Sachen Dividendenrendite spielt auch Swiss Re in der obersten Liga; die Titel des führenden Rückversicherers rentieren mit 5,7 Prozent. Bei der Performance hingegen schneiden Swiss Re unter den drei Versicherungsaktien im SMI in diesem Jahr am schlechtesten ab. Den Kurs belastet haben Naturkatastrophen in Nordamerika und Fernost. Um die Abhängigkeit in diesem Feld zu mindern, wird das Geschäft mit Lebensversicherungen ausgebaut. Aktienrückkäufe und weitere Dividendenerhöhungen stützen Kurs und Rendite.

Mit 3,6 Prozent die geringste Dividendenrendite bietet Swiss Life. Dafür weisen die Aktien mit gegen zehn Prozent die zweitbeste Jahresperformance unter allen 20 SMI-Aktien auf. Zwar ist die Kursfantasie mittlerweile begrenzt, die Papiere sind aber noch nicht völlig ausgereizt. Darauf deutet das KGV von 10,9 hin. Der Lebensversicherer ist zunehmend auch als Finanzdienstleister aktiv. Und dort sind die Wachstumsraten höher als im angestammten Geschäft.

Auf Halt gedrückt

Ich setze nicht nur auf defensive Aktien, sondern auch auf Zykliker. Denn da wurden einige Papiere in den letzten Monaten zu heftig abgestraft. So auch Schindler. Der nach Otis zweitgrösste Aufzug- und Rolltreppenhersteller meldete im Oktober gute Zahlen für die ersten neun Monate: 7,9 Prozent mehr Umsatz, 15,1 Prozent Gewinnwachstum, plus 7,1 Prozent beim Auftragseingang. Worauf die Aktien innert weniger Tage um elf Prozent abschmierten, die Börsenkapitalisierung schmolz um gegen drei Milliarden Franken. Denn die Analysten hatten noch bessere Resultate erwartet.

Thomas Oetterli, CEO, spricht waehrend der Jahresbilanzmedienkonferenz von Schindler am Mittwoch, 15. Februar 2017, in Luzern. (KEYSTONE/Alexandra Wey)

Enttäuschte die Börse: Schindler-CEO Thomas Oetterli lieferte gute Zahlen – aber zu wenig gute für die Finanzgemeinde.

Quelle: © KEYSTONE / ALEXANDRA WEY

Nun ist es tatsächlich so, dass sich die Wachstumsraten beim Innerschweizer Konzern leicht zurückbilden. Hinzu kommt, gerade in China, ein Preisdruck wegen der Konkurrenz, auch wichtige Rohmaterialpreise steigen. Dennoch brummt das Geschäft. Schindler Schweiz klagt, insbesondere in der Montage und im Service, über Personalmangel. Gerade der Servicebereich bringt überdurchschnittlich hohe Margen, da wurden in diesem Jahr denn auch über 20 meist kleinere Akquisitionen getätigt, wie CEO Thomas Oetterli (49) sagt. Für weitere Einkäufe steht massig Cash bereit.

Auch wenn das Umsatzwachstum über die nächsten Jahre eher schwach bleibt, dürften Ebit- und Gewinnmargen ausgebaut werden. Die Dividenden sollten, so schätzt die Bank Vontobel, Jahr für Jahr um etwa zehn Prozent steigen. Für mich sind Schindler mit einem für 2019 geschätzten KGV von 19,9 ein Kauf – doch nur auf lange Sicht.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch