Die Steuersaison startet. Sind Gewinne mit Kryptowährungen ein Thema?
Zumindest in Zug sind sie das grosse Thema. Ich bekomme täglich Anfragen.

Aber Gewinne sind doch steuerfrei.
Grundsätzlich stimmt dies für Privatpersonen. Erfolgt der Handel aber gewerbsmässig, sind Steuern und Sozialabgaben fällig. Bei einer Million Gewinn liegen die Abgaben in Zug bei rund 33 Prozent. In anderen Kantonen sind es bis zu 50 Prozent.

Ab wann handelt man gewerbsmässig?
Sobald der Handel Ausmasse annimmt, die ihn als Job qualifizieren. Das wäre etwa bei einer Vielzahl von Transaktionen der Fall – oder wenn man den Job kündigt und sich nur noch auf den Cryptocurrency-Handel konzentriert.

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Von wie vielen Transaktionen sprechen wir?
So genau kann man das nicht sagen. Wird das Depot mehrmals im Jahr umgedreht, geht es in Richtung Gewerbe.

Wo liegt die Beweislast?
In der Praxis beim Anleger. Er muss seine Wallets offenlegen und beweisen, dass er die Gewinne mit nur wenigen Transaktionen gemacht hat. Kann er das nicht, tendiert seine Tätigkeit schnell Richtung Gewerbe. Es wird interessant, welche Beweise die Behörden zulassen und welche sie anfordern.

Lukas Wadsack

Lukas Wadsack ist Rechtsanwalt und diplomierter Steuerexperte. Er leitet die Steuer- und Rechtsabteilung der Wadsack Treuhandgesellschaft. Er ist der Steuerexperte der BILANZ.

Lukas Wadsack
Quelle: ZVG

Was raten Sie Bitcoin-Millionären?
Zum Jahresende möglichst viele Infos zu sammeln, am besten auf Papier. Man weiss nie, wie lange die Wallets oder Handelsplattformen existieren. Viele fragen mich, was sie machen können, um 2017 nicht als gewerbsmässig zu gelten. Ich kann ihnen keinen Rat geben, denn es ist alles bereits passiert.

Wie sieht es mit Gewinnen aus dem Mining aus?
Die fallen eindeutig unter selbständiges Erwerbseinkommen.

Wo scheinen die Gewinne auf?
In der Steuererklärung im Wertschriftenverzeichnis. Die Behörden werden fragen, was sich in der Wallet befinde und wie der Profit zustande gekommen sei. Trotz der Anonymität vieler Kryptowährungen ist es keine Option, Gewinne nicht auszuweisen. Denn führt man ein besseres Leben, fällt dies auf.

Sind Ihnen schon Bitcoin-Millionäre über den Weg gelaufen?
Schon einige. Ein extremes Beispiel ist ein Arbeitsloser. Der hat einige hundert Franken in Kryptowährungen investiert und ist jetzt Millionär. Die Jobsuche hat er abgebrochen.

Dieses Interview erschien in der März-Ausgabe 03/2017 der BILANZ.

Erich Gerbl
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