Mexiko steht im Visier: Donald Trump will illegale Mexikaner aus den Staaten ausweisen. Trump will auch eine Mauer zur rund 3000 Kilometer langen Grenze zu Mexiko bauen. Und der neue US-Präsident will obendrein hohe Zölle für Importe vom südlichen Nachbarn der USA erheben oder andere Handelsschranken aufbauen. 

Das alles klingt nicht gut. Börsianern sollten eigentlich die Haare zu Berge stehen, mexikanische Aktien und die Börse mit dem Leitindex IPC sollten unberührbar sein. Sollten. Doch: Entgegen den Erwartungen vieler Experten ist der IPC nicht im Keller, sondern im Höhenflug. 

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Börsenindex nahe Höchststand

Zwar fielen die Kurse an der Bolsa Mexicana de Valores in Mexiko City vom Allzeithoch wenige Tage vor der Präsidentenwahl Anfang November nach dem Erfolg von Trump kurzzeitig um rund 10 Prozent. Doch diese Scharte ist längst ausgebügelt.

Seit Mitte November zieht es den IPC wieder nach oben und die alten Hochs sind fast erreicht. Auf Sicht von einem Jahr bringt der Index mit seinen 35 Mitgliedern ein Plus von rund 11 Prozent und in den letzten fünf Jahren kletterte die Börse in Mexiko-Stadt sogar um 25 Prozent. 

Handelsüberschüsse gen Norden

Dabei sollte die Börse Mexikos eigentlich vor Schreck erstarren. Die USA sind mit einem Anteil von 81 Prozent an allen Exporten der mit Abstand wichtigste Handelspartner des lateinamerikanischen Landes.

Und da gleichzeitig nur 54 Prozent aller Importe aus den Staaten kommen, erzielen die Mexikaner im Handel mit dem nördlichen Nachbarn Jahr für Jahr gewaltige Überschüsse. 

Unübliche Handelsbeziehung

War der Handel mit den Staaten in den 90er-Jahren bis zur Jahrtausendwende in etwa ziemlich ausgeglichen, so verbucht Mexiko seither einen Jahr für Jahr beständig steigenden Überschuss. Inzwischen sind das bereits fast 100 Milliarden Dollar jährlich. Erstaunlich übrigens: Vom Rest der Welt importieren die Mexikaner weit mehr, als sie ausführen: Mit diesen Handelspartnern besteht nämlich ein Handelsdefizit von deutlich über 100 Milliarden Dollar jährlich. 

Mit Anteilen von rund 25 und 20 Prozent sind Autos und Autoteile sowie elektrische Maschinen und entsprechendes Zubehör die beiden wichtigsten Exportgüter Mexikos in die USA. Während der Elektro-Bereich in den letzten zehn Jahren dabei nur vergleichsweise bescheiden zulegen konnte, hat sich die Auto-Sparte dagegen auf ein Exportvolumen von rund 100 Milliarden Dollar im Jahr fast verdoppelt. 

Exporteure im Börsenindex untervertreten

Entsprechend wichtig ist die Autoindustrie für Mexiko. Die Zahl der im Land produzierten Fahrzeuge stieg in den letzten zehn Jahren um rund drei Viertel auf etwa 18 Millionen Stück im Jahr und 81 Prozent der Fahrzeuge werden exportiert. Ein noch vor wenigen Wochen von Trump ins Spiel gebrachter Importzoll für alle Waren aus Mexiko von 20 Prozent hätte entsprechend verheerende Wirkung insbesondere auf Auto-Aktien. 

Allerdings: Im IPC finden sich keine Autos. Der Index umfasst dagegen andere Bereiche, die nicht unbedingt von Strafzöllen betroffen wären. Neben Nahrungsmittel- und Handelsgruppen – darunter beispielsweise Wal-Mart de Mexico, Coca-Cola FEMSA – oder einem Hygienespezialisten wie Kimberly-Clark de Mexico, die teils annähernd 100 Prozent der Umsätze in Mexiko erzielen sind das auch Versorger und Rohstoff- oder Telekom-Titel wie America Movil oder Infrastructura Energetica Nova die ebenfalls nicht so sehr am Export nach USA hängen. 

Zementkonzern im Hoch

Und so zählen nach der Übertreibung im November nach unten jetzt Aktien wie Wal-Mart Mexico oder Kimberly-Clark de Mexico mit Kursgewinnen von 15 bis 20 Prozent in nur vier Wochen zu den Top-Performern im IPC. 

Stark zulegen konnte zuletzt auch Cemex. Der Zulieferer der Bauindustrie und zweitgrösste Zementkonzern der Welt könnte sogar vom Bau einer Mauer zwischen USA und Mexiko oder vom geplanten Ausbau der US-Infrastruktur profitieren. Immerhin berichtete der Konzern aus Monterrey erst vor wenigen Tagen auch über den höchsten Gewinn seit 2007.

Groupo Mexico – von Kupfer bis Eisenbahn

Im Aufwind ist auch Groupo Mexico. Die Aktie hat sich in den letzten zwölf Monaten fast verdoppelt und das viertgrösste Unternehmen des Landes ist auch breit aufgestellt: Der Konzern ist einer der grössten Kupferproduzenten weltweit und betreibt das grösste Eisenbahnnetz des Landes. Groupo Mexico will aber im Infrastrukturbereich künftig weiter zulegen und mittelfristig stark vom erwarteten Nachfrageüberhang am Kupfermarkt profitieren. 

Anleger, die breit gestreut auf den mexikanischen Markt setzen wollen, greifen zum ETF auf den IPC (ISIN: IE00B5WHFQ43). Denn möglicherweise bricht der Index bald nach oben aus. Der Widerstand bei 48'000 Punkten ist fast erreicht und dann könnten auch die obere Begrenzungslinie des langfristigen Aufwärtstrends sowie die wichtige psychologische Marke von 50'000 Punkten ganz schnell drin sein.

Mittelfristig verspricht die Wirtschaft Mexikos ohnehin weitere Kurssteigerungen. Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD erwartet für 2018 ein Wachstumsplus von 2,4 Prozent und die Arbeitslosenquote ist mit derzeit rund 3,5 Prozent gering. Und die trumpschen Drohgebährden könnten sich vielleicht schon bald in Luft auflösen.

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