US-Technologiewerte wirken derzeit wie ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite haben 85 Prozent der bereits offengelegten Quartalsbilanzen in der laufenden Berichtssaison in diesem Sektor die Gewinnerwartungen übertroffen. An der Börse büssen die Tech-Valoren aber dennoch ihren jahrelangen Vorsprung gegenüber dem Gesamtmarkt zunehmend ein. Seit Silvester schnitt der S&P 500 Information Technology um rund 1,5 Prozentpunkte schlechter ab als der S&P 500.

Dass eine Underperformance besteht, liegt wohl daran, dass grosse Konzerne wie IBM und Apple, obwohl sie mit den vorgelegten Zahlen die Erwartungen erfüllen konnten, mit enttäuschenden Ausblicken die Investoren verschreckten. Hinzu kommt, dass es bei Large-Cap-Internetwerten wie Ebay oder Netflix zu schwachen Ergebnissen gekommen ist. Der Kurznachrichtendienst Twitter setzte in Sachen Hiobsbotschaften noch einen drauf. Vier Top-Manager verliessen überraschend den Konzern und versetzen dem bereits taumelnden Konzern einen weiteren Schlag.

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Apples Wachstumskurve neigt sich gen Süden

Wie bereits eingangs erwähnt, bekommt auch die jahrelange Erfolgsgeschichte von Apple (ISIN US0378331005) zunehmend Risse. Zwar erreichten Umsatz und Gewinn mit jeweils einem Plus von knapp 2 Prozent neue Bestmarken, doch schwächeln wichtige Bereiche, wie iPhone. Im Schlussviertel 2015 erzielte Apple bei ihren Smartphones nur ein mickriges Plus von 0,4 Prozent. Der Ausblick auf das laufende Quartal fällt noch schwächer aus. Der Konzern geht nun nur noch von 50 bis 52 Millionen verkauften Geräten aus – das wären rund zehn Millionen weniger als im Vergleichszeitraum.

«Das wäre der erste Rückgang seit der Markteinführung des Gerätes im Jahr 2007», sagt Analyst Daniel Ives von der Investmentfirma FBR Capital Markets. Konzernweit sieht es nicht viel besser aus. Von Januar bis März wird Apple erstmals seit 13 Jahren einen Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Da neue, durchschlagende Produkte wie einst das iPhone und iPad nicht in Sicht sind, welche dem Wachstum wieder neuen Schwung verleihen könnten, dürfte auch das Kurspotenzial der Aktie begrenzt sein. Wer bereits investiert ist, muss aber nicht panisch verkaufen. Aktienrückkäufe sowie eine Dividendenrendite von über 2 Prozent können den Titel möglicherweise vor grösseren Rückschlägen schützen.

Nvidia: Raus aus dem Schatten der Riesen

Was Apple im Smartphonebereich, ist Intel im Halbleitersektor. Der weltweit grösste Chiphersteller hat im vergangenen Quartal zwar die Erwartungen des Marktes übertroffen, unter dem Strich geht es mit den Gewinnen aber nach unten. Dies gilt ebenso für den Erzrivalen AMD, der das fünfte Quartal in Folge einen Umsatzrückgang verbuchen musste. Ganz anders ist die Lage derzeit beim kleineren Branchenkollegen Nvidia (ISIN US67066G1040). Der Halbleiterspezialist für die Visualisierung zeigt dank einer hohen Nachfrage aus dem Automobil- und Gaming-Bereich starkes Wachstum.

Im letztgenannten Segment, der Kernbereich von Nvidia, legten die Umsätze im dritten Quartal um 44 Prozent zu. Der Konzerngewinn kletterte im Jahresvergleich um 42 Prozent. Zuletzt liess das Unternehmen mit seiner Partnerschaft mit Alibaba aufhorchen. Zusammen mit den Chinesen möchte Nvidia die erste GPU-basierende, hochleistungsfähige Computer-Cloud im Reich der Mitte entwickeln. Das Potenzial ist enorm gross, Alibaba möchte aus ihrer «AliCloud» in den kommenden Jahren ein Milliardenbusiness machen. Damit dürfte sich auch die Erfolgsgeschichte Nvidia weiter fortsetzen. Anleger können die aktuelle Schwäche zum Einstieg nutzen.

Facebook: Phänomenales Wachstum

Eine erfolgreiche Investmentstory im Technologiebereich schreibt weiterhin auch Facebook (ISIN US30303M1027). Das zeigt sich einmal mehr in den Zahlen für das vierte Quartal. Aufgrund eines florierenden Werbegeschäfts kletterte der Umsatz des Social-Media-Spezialisten um 52 Prozent, und der Gewinn kam mit plus 124 Prozent mehr als doppelt so schnell voran. «Es ist phänomenal, dass sie ihr Wachstum auf dieses Tempo beschleunigen», meint Rob Sanderson vom Analysehaus MKM Partners. Die Basis für den Erfolg liefert der starke Ansturm der Werbekunden auf die Mobil-Angebote von Facebook.

Neben der sozialen Plattform zählen unter anderem auch der Messenger WhatsApp und die Foto- und Video-App Instagram zum Internet-Imperium von Mark Zuckerberg. Auch sind die Kunden inzwischen bereit, deutlich mehr Geld für eine Anzeige zu zahlen. Der Durchschnittspreis legte um etwas mehr als einen Fünftel zu. Diese Preissetzungsmacht zeigt klar, dass man an Facebook derzeit nicht vorbeikommt. Das gilt auch an der Börse, wo die Aktie mittlerweile den dreistelligen Kursbereich erobert hat. Trotz der guten Performance ist der Titel nicht teuer. Der Analystenkonsens rechnet für 2016 und 2017 mit einem Gewinnwachstum von jährlich einem Drittel, das 2017er-KGV liegt hingegen auf einem vergleichsweise günstigen Niveau von 26.

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