Früher waren das sichere Witwen- und Waisenpapiere mit bewährtem Geschäftsmodell und nachhaltig hohen Dividenden. Jetzt dagegen wird oft nur noch gejammert. Die Zinsen sind im Keller, das ist schlecht für das Geschäft – so lautet eine der Kernaussagen vieler Versicherungskonzerne. Tatsächlich haben es die Finanzgesellschaften im aktuellen Tiefzinsniveau schwer ihren Kunden attraktive Konditionen für ihre Vorsorgeprodukte zu bieten. Vielen Firmen des Sektors bereiten die in besseren Zeiten vereinbarten hohen Zinskonditionen arge Kopfschmerzen.

Immerhin sind die Zinsen seit 2011 fast im freien Fall. So ging die Rendite von Staatsbonds mit erstklassiger Bonität etwa der Eidgenossenschaft oder der Bundesrepublik Deutschland in den letzten fünf Jahren um 2,5 bis 3,0 Prozentpunkte zurück. Und wenn dadurch am Obligationenmarkt bei wirklich sicheren Bonds nur noch Renditen von 0,0 oder 1,0 Prozent im Jahr erwirtschaftet werden können, wird es schwer die bei Altverträgen vereinbarten Renditen von 3,0 oder auch 4,0 Prozent abzuliefern.

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Fünfjahresüberblick – Zinsrückgang war keine Katastrophe

Obwohl die Zinsen in Schweiz und Euroraum seit Jahren im Rückwärtsgang sind, zeigen die Versicherungskonzerne in den letzten fünf Jahren keine wirklichen Krisenzeichen. Das bestätigt ein Blick auf den Fünfjahreszeitraum zwischen 2011 und 2015. Swiss Life beispielsweise steigerte die verdienten Nettoprämien in dem Zeitraum um 18,7 Prozent auf 13,8 Milliarden Franken und konnte den Gewinn dabei überproportional um 44,9 Prozent auf 878 Millionen Franken ausbauen. Oder Swiss Re. Die Prämien im Fünfjahreszeitraum kletterten kräftig um 41,7 Prozent auf 30,2 Milliarden Dollar und das Ergebnis machte zwischen 2011 und 2015 einen Sprung um 75,1 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar.

Nicht viel anders sieht es bei deutschen Versicherungskonzernen aus. Bei Allianz kamen die Umsätze in den letzten fünf Jahren um 20,8 Prozent auf 125,2 Milliarden Euro voran und das Ergebnis je Aktie hat sich von 5,74 auf 14,56 Euro fast verdreifacht. Bei Münchner Rück stagnierten die Beiträge zwar im Bereich von 50 Milliarden Euro, doch dafür gab es nachhaltig Gewinn auf hohem Niveau und einstellige KGVs.

Dividende – Anleger achten auf die Nachhaltigkeit der Zahlung

Die italienische Generali-Gruppe stagnierte in den fünf Jahren zwar ebenfalls auf einem Beitragsvolumen von rund 69 Milliarden Euro, doch der Gewinn verdreifachte sich im Zeitraum auf 2,3 Milliarden Euro und es gab hohe Dividenden von über sechs Prozent. Wie bei Zurich Insurance. Das SMI-Mitglied war zwar zuletzt im Krisenmodus und Umsatz sowie Gewinn fielen im vergangenen Jahr um 8,7 Prozent und das Ergebnis halbierte sich wegen Sonderbelastungen aus Grossschäden und Naturkatastrophen. Doch die Prämien lagen mit 68,0 Milliarden Dollar auf dem Niveau von 2011 und auch der Finanzkonzern aus Zürich verwöhnt die Anleger mit hohen Dividenden.

Trotz Zinsflaute und Krisenangst ist die hohe Ausschüttung nach wie vor das klare Kaufargument für Anleger zum Einstieg in den Sektor. Die Dividendenhistorie der Konzerne überzeugt auf breiter Front. Bei einem aktuellen Kurs von 251 Franken hat Zurich Insurance beispielsweise in den letzten zehn Jahren 155 Franken in Form von Dividenden ausgeschüttet. Wichtig bei Dividenden: Die Zahlung sollte weiter fliessen, also nachhaltig sein. Börsianer nehmen sich deshalb die Halbjahreszahlen der Branche unter die Lupe und verschaffen sich so Einblick in die Dividendenperspektiven.

Allianz – hohe Dividende und Chance auf schöne Kursgewinne

Kaum gefährdet scheint die Zahlung bei Allianz. Der Versicherungskonzern aus München verbuchte zwar im ersten Halbjahr einen Umsatzrückgang von 4,7 Prozent auf 64,8 Milliarden Euro und der operative Gewinn rutschte um 10,3 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Doch das war Folge von Belastungen aus höheren Schäden und Naturkatastrophen und des Entfalls von Verkaufsgewinnen einer Tochter im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr erwartet Firmenchef Oliver Bäte ein operatives Ergebnis zwischen 10,0 und 11,0 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es 10,7 Milliarden Euro.

Zumindest eine Dividende von 7,30 Euro je Aktie – Rendite 5,4 Prozent – wie für 2015 dürfte deshalb wieder drin sein. Bricht die Aktie jetzt auch noch aus dem Abwärtstrend nach oben aus – die obere Linie des Trendkanals verläuft bei rund 140 Euro – dann könnten dazu sogar noch schöne und schnelle Kursgewinne von zehn bis 20 Prozent hinzukommen.

Swiss und Munich Re – zwei Fünfprozenter

Gut unterwegs sind auch die beiden Rückversicherer Swiss Re und Munich Re. Zwar mussten die beiden Konzerne im ersten Halbjahr Belastungen aus zahlreichen Grossschäden stemmen und der Gewinn fiel bei Swiss Re von 2,3 auf 1,9 Milliarden Dollar und bei den Münchnern von 1,9 auf 1,4 Milliarden Euro. Doch eine Dividende auf erneut hohem Niveau dürfte wieder drin zu sein. Anleger kalkulieren bei den beiden Titeln mit 4,60 Franken und 8,25 Euro entsprechend Renditen von 5,5 und 5,0 Prozent.

Swiss Life – steuerfreie Zahlungen

Zwar meldete Swiss Life für das erste Semester einen Rückgang bei den Prämieneinnahmen in lokaler Währung um neun Prozent. Aber das war vor allem Folge der im Konzern verfolgten Profitabilität und Kapitaleffizienz – anders ausgedrückt: kein Umsatz um jeden Preis. Und so kletterte der Gewinn des SMI-Mitglieds in den sechs Monaten von 493 auf 500 Millionen Franken. Eine Ausschüttung wie im Vorjahr von 8,50 Franken dürfte sicher sein.

Die Rendite ist zwar mit 3,4 Prozent vergleichsweise gering, doch könnte diese wie schon in den Vorjahren auch für 2016 steuerfrei aus den Reserven für Kapitaleinlagen fliessen. Charttechnisch gesehen steht die Aktie vor dem Ausbruch. Der Titel notiert an der oberen Begrenzungslinie seines kurzfristigen Abwärtstrends. Fällt die Hürde, könnte ganz schnell das Achtjahreshoch von Dezember 2015 bei 272,90 Franken erreicht sein.

Zurich Insurance – der Umbau kommt voran

Auch wenn die Zahlung bei Zurich Insurance keinen steuerfreien Vorzug bietet, so ist der Versicherer doch ein echter Dividendenrenner. In den letzten fünf Jahren flossen dort Jahr für Jahr 17 Franken je Aktie und nach dem Kursverfall seit Sommer 2015 waren das jährlich 6,8 Prozent Rendite. Zwar verzeichnete das Unternehmen im Halbjahr nochmals einen Rückgang beim Gewinn von 12,99 auf 10,55 Franken.

Doch darin enthalten waren unter anderem Restrukturierungskosten und auch eine erhöhte Steuerquote. Ansonsten kommt der Finanzkonzern beim Umbau gut voran und auch die Schaden-Kosten-Quote hat sich klar verbessert. Die Ankündigung einer hohen Dividende wie in den Vorjahren dürfte den Kurs spätestens Anfang 2017 deutlich antreiben.

Generali – hohes Kurserholungspotenzial

Hohe Dividenden und dazu noch schöne Turnaroundphantasie bietet Generali. Bei einer Ausschüttungsquote von über 50 Prozent bekamen Anleger des Versicherungskonzerns aus Triest für 2015 eine Zahlung von 0,72 Euro je Aktie – Rendite 6,1 Prozent. Zwar verzeichnete Generali im ersten Halbjahr einen Rückgang beim operativen Gewinn um 10,5 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro und auch das Ergebnis je Aktie fiel im Gleichschritt von 0,84 auf 0,76 Euro.

Doch der Kursverfall seit Jahresstart um ein Drittel scheint da deutlich übertrieben. Generali notiert nun 25 Prozent unter Buchwert und bei einem erwarteten 8er-KGV sowie einer Dividende von etwa sieben Prozent besitzt der Titel enormes Kurserholungspotential. Anleger setzen darauf, dass die Aktie schon bis zur Vorlage der Neunmonatszahlen am 10. November wieder in Richtung der starken Trading-Zone um 15 Euro nach oben schiesst.

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