Mit Aktien von Versicherern lässt es sich ruhig schlafen. Einmal bieten sie traditionell hohe Dividendenrenditen. Ausserdem sichern diese die Papiere gegen heftige Kursverluste ab. So rentieren Swiss Re mit 5,7 Prozent, mit Zurich Insurance sind sogar 6,1 Prozent zu holen. Die Kehrseite der Medaille: Bei beiden Versicherungskonzernen läuft das Geschäft so lala. Das schlägt sich auch in den Aktienkursen nieder. Die Papiere der Zurich legten über die letzten drei Jahre gerade mal mickrige sechs Prozent zu, mit Swiss Re war praktisch nichts zu verdienen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Umgekehrte Vorzeichen dagegen bei der Nummer drei: Die Dividendenrendite von Swiss Life liegt mit 3,9 Prozent tiefer als bei den Konkurrenten, dafür gewannen die Aktien über die letzten drei Jahre gegen 50 Prozent an Wert. Das kommt nicht von ungefähr. Der Lebensversicherer liefert laufend bessere Erträge; in den ersten sechs Monaten 2018 nahm der Gewinn um 7,1 Prozent zu.

Auch die Aussichten sind erfreulich. Das Lebensversicherungsgeschäft wurde erfolgreich umgebaut, um die Abhängigkeit von den Zinsen zu mildern. Erkleckliche Gewinnanteile liefern das Kundenberatungsgeschäft sowie das Asset Management. Zwar wollen sich weder VR-Präsident Rolf Dörig (61) noch CEO Patrick Frost (50) zur Dividende äussern, doch dürfte diese spürbar erhöht werden.

Wer auf Rendite Wert legt, hält sich an Zurich und Swiss Re. Performance-orientierte Investoren setzen auf Swiss Life.

Rolf Dörig, VR-Präsident von Swiss Life.

Ungebremst runter

Da hatte ich das Gefühl, Kudelski habe endlich das Schlimmste hinter sich. Und dann das: Für das erste Semester meldet das Technologieunternehmen einen Verlust von 37 Millionen Dollar – siebenmal so viel wie im selben, auch nicht gerade gloriosen Vorjahreszeitraum. Der grösste Teil sind Restrukturierungskosten. Eine Geschichte ohne (sichtbares) Ende, der Umbau will und will nicht aufhören. Das klassische Geschäft mit der TV-Verschlüsselung schrumpft, und die neuen Tätigkeitsgebiete, Beratung bei Cybersecurity und dem Internet der Dinge, benötigen noch viel Geduld.

CEO, VR-Präsident und Mehrheitsaktionär André Kudelski (58) zeigt sich zwar zuversichtlich fürs zweite Halbjahr. Vorderhand glaube ich allerdings nicht daran, dass die Durststrecke schon bald vorbei ist. Auch die Börse zweifelt, die Aktien haben alleine in diesem Jahr mehr als ein Viertel ihres Werts verloren. Der Kurszerfall ist noch nicht ausgestanden. Zuwarten!

André Kudelski

André Kudelski: Der Umbau nimmt kein Ende.

Quelle: Keystone

Musik ins Depot?

Hunderte von CDs sowie weit über 500 Schallplatten, fein säuberlich sortiert, verstauben in meinem Wohnzimmer. Ich höre Musik fast nur noch über Spotify, wo ich für wenig Geld über das Internet Zugriff auf 35 Millionen Titel habe. Keine Angst, das wird kein Werbespot für den Streamingdienst aus Stockholm. Doch ich wollte aufzeigen, weshalb Spotify, obwohl gerade mal zwölf Jahre alt, derart beliebt ist und 180 Millionen User, davon 83 Millionen zahlende, vorweisen kann.

Die Firma erzielte 2017 einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro, doch stellte sich der Betriebsverlust auf happige 378 Millionen. Das hielt Gründer Daniel Ek (35) nicht davon ab, Spotify im April via Direktplatzierung an die New York Stock Exchange zu bringen. Der Erfolg hat sogar Optimisten überrascht: Hatte die NYSE damals den Referenzpreis auf 132 Dollar festgelegt, schossen die Titel seither um 45 Prozent nach oben. Der Jungspund wird mit 34 Milliarden Dollar bewertet.

Worauf fusst die Hausse? Viele Anleger hoffen, dass Spotify sich als weitere Kursrakete des digitalen Geschäfts entpuppt wie Amazon, Facebook oder Google. Ich hege da meine Zweifel. So rasch werden kaum schwarze Zahlen anfallen; im Gegenteil steigen die Verluste dieses Jahr. Zudem ist das Geschäftsmodell wenig innovativ. Die Schweden sind zwar im Musikstreaming die Nummer eins, doch die Konkurrenten Apple und Amazon haben einen langen Atem. Ich liebe Spotify – auf meinem Handy, nicht im Portfolio.

Daniel Ek

Daniel Ek: Spotify ist heute 34 Milliarden Dollar wert.

Quelle: Dia Dipasupil / Getty Images

Wachstumsfreudig

Ende Jahr kommt es bei Siegfried zum Machtwechsel; der langjährige CEO Rudolf Hanko (63) übergibt an Wolfgang Wienand (46). Unter Hankos Leitung ist der Pharmazulieferer kräftig aufgeblüht; seit seiner Amtsübernahme 2009 ist der Umsatz um gegen das Dreifache gestiegen, der Verlust von 35 Millionen Franken wandelte sich in einen Gewinn von 40 Millionen, der Aktienkurs hat sich mehr als versiebenfacht. Und das Wachstum setzt sich fort; im ersten Halbjahr 2018 stieg der Reingewinn um 41 Prozent.

Hankos Erfolgsstory basiert auf vielen Massnahmen, so der Fokussierung auf aktive Pharmawirkstoffe, einer Verstärkung des Produktmixes und einer besseren Auslastung der Kapazitäten. Ein cleverer Zug war die Übernahme diverser Produktionsstandorte von BASF. Wienand ist bei Siegfried für Strategie sowie Übernahmen und Fusionen zuständig, was Gerüchte über eine weitere Grossakquisition befeuert. Der Neue wird den Erfolgskurs zweifellos fortsetzen. Damit bleiben die Aktien attraktiv. Nach einem Kursgewinn von 40 Prozent in diesem Jahr stellt sich das für 2019 geschätzte KGV auf knapp 23. Das schränkt das kurzfristige Kurspotenzial etwas ein. Siegfried eignen sich nur für mittelfristig disponierende Anleger.

Rudolf Hanko

Erfolgsjahre: Rudolf Hanko hat Siegfried auf Vordermann gebracht. Nun tritt er ab.

Quelle: Keystone

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch