Das war heftig. Vor wenigen Tagen, am 24. August, verlor der Dow Jones kurzzeitig 1000 Punkte oder mehr als 5 Prozent. Bis zum Handelsende erholte sich der Index zwar wieder merklich, aber ein solch starker Absacker innert kürzester Zeit sorgt für Verunsicherung. Zumal die Notierungen schon an den beiden Handelstagen zuvor deutlich gefallen waren und es auch am Tag danach noch einmal nach unten gegangen ist. So verlor der S&P 500 Index in den Sitzungen vom 20., 21., 24. und 25. August 2,1, 3,2, 3,9 und 1,4 Prozent. Insgesamt summierten sich die Einbussen dadurch in nur vier Handelstagen auf mehr als 10 Prozent.

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Das sind Rückschläge in einer Grössenordnung, die Anleger nervös machen. Doch der Blick zurück in die Vergangenheit mahnt auch bei schnellen Verlusten in dieser Höhe eher zu Gelassenheit. Zumindest legen diesen Schluss Berechnungen von Barclays Research zurück bis ins Jahr 1940 nahe. Dabei wurden jene zehn Fälle untersucht, in denen der S&P 500 wie eben geschildert in nur vier Handelstagen Verluste von mindestens 10 Prozent kassiert hatte. Im Durchschnitt betrugen laut Barclays-US-Aktien-Stratege Jonathan Glionna dann nämlich nach fünf weiteren Handelstagen die Gewinne 4,3 Prozent, und nach 250 Handelstagen stand ein Plus von 20,1 Prozent zu Buche.

Schnelle Kursverluste – hohe Wahrscheinlichkeit auf einen starken Rebound

Der letzte Fall dieser Art ereignete sich übrigens im August 2011. Damals wurden die Kurse aus Angst vor einer Zahlungsunfähigkeit der USA und vor einem damit einhergehenden Verlust des dreifachen A-Kreditratings des Landes nach unten gedrückt. Aber auch damals erholten sich die Kurse schon kurzfristig, und langfristig betrachtet legten die Notierungen zu. Dieses Kursverhalten war auch bei fast allen anderen Beispielen zu beobachten. Nur einmal, im Jahr 1940, sackten die Notierungen in den folgenden fünf Handelstagen (das Minus betrug damals 11,1 Prozent) noch weiter ab. In allen anderen neun Fällen kam es hingegen zu einem Rebound. Im Schnitt legten die Kurse um 4,3 Prozent zu.

Überzeugend fällt auch die Bilanz nach 250 Handelstagen aus. Ein negativer Ausreisser war erneut die Verlustperiode im Jahr 1940. Denn auch nach 250 Handelstagen stand damals ein Minus von 7 Prozent zu Buche. Das ändert nichts daran, dass insgesamt im Durchschnitt ein deutliches Plus von 20,1 Prozent eingefahren wurde. Das lässt mit Blick auf den jüngsten Kurseinbruch hoffen. Zumal der S&P 500 Index auch im jetzigen Fall in den fünf folgenden Handelstagen schon ein Plus von 2,5 Prozent einfahren konnte. Wie die Vergangenheit zeigt, sind volatile Ausschläge in kurzer Zeit jedenfalls kein zwingender Grund für Panikattacken.

Schwacher August – ab September geht es wieder nach oben

Das gilt auch trotz der Tatsache, dass der S&P 500 Index im August ein Minus von 6,3 Prozent ausweist. In dem seit 2009 laufenden Bullenmarkt kassierte der US-Leitindex bereits drei Mal Einbussen in diesem Monat von zumindest 3 Prozent. Im restlichen Jahresverlauf zeigten sich die Anleger davon aber unbeeindruckt, denn in den betroffenen Jahren, 2010, 2011 und 2013, kletterten die Notierungen danach unbeirrt von September bis zum Jahresende im Durchschnitt um 12,1 Prozent. Ähnliches bestätigt eine langfristige Untersuchung von Bespoke Investment. Demnach stiegen die Kurse seit 1928 in jenen Fällen, in denen der S&P 500 Index im August um mindestens 3 Prozent gefallen ist anschliessend bis zum Jahresultimo wieder um durchschnittlich 3,0 Prozent.

Die Kurserholungen nach Schwächephasen dürften auch darauf zurückgehen, dass bei Kursrückschlägen zittrige Hände, also Anleger mit schwachen Nerven, abgeschüttelt werden. Und genau das dürfte auch jetzt wieder passiert sein. So wurde am 24. August das zweithöchste Handelsvolumen aller Zeiten an der Wall Street verzeichnet. Höher war das Umsatzvolumen nur im Zuge der Lehman-Pleite am 18. September 2008.

«Sei gierig, wenn andere Angst haben!»

Das deutet auf einen Ausverkauf hin, ebenso wie die Verdreifachung der Volatilität im S&P 500 innert weniger Tage oder ein hohes Put-Call-Ratio. Ein Zeichen von Angst sind auch die hohen Mittelabflüsse am Tag nach dem Blitz-Crash vom 24. August. Laut Bank of America Merrill Lynch wurden am 25. August 19 Milliarden Dollar an Kapital aus Aktienfonds abgezogen. Seit Beginn der Aufzeichnung dieser Daten entspricht das dem zweithöchsten Wert. Antizyklisch betrachtet könnten solche Entwicklungen als Kaufsignal interpretiert werden. «Sei gierig, wenn die anderen Angst haben, und ängstlich, wenn sie gierig sind», sagt in solchen Fällen US-Börsenlegende Warren Buffett.

Die Analysten von Barclays Research bleiben vor diesem Hintergrund jedenfalls bei ihrer Prognose eines Anstiegs des S&P 500 Index bis zum Jahresende auf 2100 Punkte, entsprechend einem Plus von rund 10 Prozent, vom aktuellen Niveau aus betrachtet. Was die Aussichten der europäischen Börsen angeht, zeigen sich auch die Morgan-Stanley- Research-Analysten zuversichtlich. Sie stufen die jüngsten Kursturbulenzen als temporär ein, auch, weil sie davon ausgehen, dass die konjunkturelle Schwäche in China und in den anderen Schwellenländern die Wirtschaft in Europa nicht nach unten ziehen wird. Kurzfristig könnte es zwar volatil bleiben, auf Sicht von drei Monaten werden die Chancen auf höhere Kurse aber als sehr hoch eingestuft.

V-förmige Erholung ist zu erwarten

Wie die Morgan Stanley-Analysten errechnet haben, hat der MSCI Europe seit Mitte April mit einem Minus von bis zu rund 18 Prozent bereits mehr an Boden verloren als üblich. Klammert man die grossen Bärenmärkte der Jahre 1972 bis 1975, 2000 bis 2003 und 2007 bis 2009 aus, beliefen sich die im Durchschnitt in den vergangenen 40 Jahren bei Korrekturen erlittenen Einbussen auf 16,1 Prozent. In der Regel kam es dann aber anschliessend zu einer V-förmigen Erholung. Nach drei Monaten legte der MSCI Europe Index demnach im Durchschnitt um 12,6 Prozent zu, nach sechs Monaten waren es 18,7 Prozent und nach zwölf Monaten sogar 22,5 Prozent.

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