Tesla birgt Risiken: Der Hersteller von Elektroautos schreibt Verlust und ist dennoch enorm hoch bewertet. Die Aktie kostet mit über 30 Milliarden Dollar mehr als viele renommierte Autobauer. Der französische Traditionskonzern Peugeot beispielsweise bringt es nur auf einen Börsenwert von 10 Milliarden Euro. Und der Konsens der Analysten erwartet für Tesla für dieses Jahr ein 210er-KGV, und 2017 soll die Bewertung auch nur im Bereich eines 75er-Gewinnmultiples liegen.

Angesichts dieser phantastisch hohen Bewertung ist der Kurseinbruch in den ersten sechs Wochen 2016 um 40 Prozent auch keine grosse Überraschung. Doch vom Kurstief Anfang Februar bei 145,20 Dollar – tiefster Stand seit zwei Jahren – hat sich der Titel überraschend schnell erholt. So kletterte der Aktienkurs des Konzerns aus Palo Alto in Kalifornien seither um 70 Prozent und hat damit nicht nur die Verluste seit dem Jahresbeginn ausgeglichen, sondern bereits den höchsten Kurslevel seit September 2015 erreicht.

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Der Verlust hat sich vervielfacht

Da die Aktie jetzt nicht mehr allzu weit unter ihrem Allzeithoch vom September 2014 bei 291,42 Dollar notiert, fragen sich Anleger: Kommt jetzt der nächste Kursrückschlag oder geht die Rally auf über 300 Dollar weiter? Zuerst einmal: Wie von uns erwartet, reisst die gewinnseitige Negativserie in der Bilanz noch nicht ab. Bei rund 50'000 ausgelieferten Fahrzeugen – 14'000 davon im vierten Quartal – stieg der Umsatz für ein Wachstumsunternehmen mit noch vergleichsweise geringer Ausgangsbasis doch eher nur um bescheidene 26,5 Prozent auf 4,0 Milliarden Dollar.

Was aber explodiert ist, ist der Verlust. Er verdreifachte sich nämlich im vergangenen Jahr auf 888,7 Millionen Dollar oder von -2,36 auf -6,93 Dollar je Aktie. Dabei war die Aktienzahl sogar von 124,6 auf 128,2 Millionen Stück gestiegen und liegt inzwischen bei 131,4 Millionen Anteilen. Kapitalerhöhungen hat Tesla auch bitter nötig. Immerhin investiert der Elektroauto-Experte massiv in neue Werke, in das Vertriebs- und Servicenetz sowie in die Produktion von Batterien in der Gigafactory. In diesem Jahr will Firmenchef Elon Musk dafür insgesamt 1,5 Milliarden Dollar bereitstellen.

Ausblick hat den Kurs nach oben gezogen

Nun waren aber nicht nur die gesamten Jahreszahlen tiefrot, auch das vierte Quartal brachte keine Besserung. Der Verlust zwischen Oktober und Dezember war mit -320,4 Millionen Dollar dreimal so hoch wie im Vorjahreszeitraum und noch grösser als erwartet. Seit der Vorlage der Daten von Mitte Februar allerdings geht es mit der Aktie steil nach oben. Grund waren weniger die 2015er-Ergebnisse, sondern der Ausblick, den Manager Musk den Aktionären gegeben hat. So sollen in diesem Jahr bereits 80'000 bis 90'000 Teslas ausgeliefert werden, und schon im ersten Quartal sollte es einen Absatzschub um 60 Prozent auf 16'000 Elektro-Autos geben. Zudem hatte Musk vor sechs Wochen auch den Sprung in die Gewinnzone im Schlussquartal angekündigt.

Das alles begeisterte Börsianer, und der schnelle Kursschub ist so leicht erklärt. Dieser wurde zusätzlich befeuert von veröffentlichten Vorbestellungen für das neue Modell 3. Dieses preisgünstige Elektroauto soll 2017 an den Start gehen und mit einem Preis ab 35'000 Dollar den Massenmarkt erschliessen. Anfang April berichtete Musk schon über 276'000 Vorbestellungen für das neue Fahrzeug in nur drei Tagen.

Startquartal hinter den Erwartungen

Nun allerdings kommen erneut Zweifel auf. Das Startquartal lief nämlich nicht so gut wie geplant. Der Absatz kletterte zwar um 50 Prozent, blieb mit 14'800 ausgelieferten Fahrzeugen aber unter dem 16'000er-Ziel zurück. Tesla leidet dabei unter Engpässen ihrer Zulieferer. Kritische Anleger fragen sich deshalb nicht nur, ob das für 2016 genannte Absatzplus von 60 bis 80 Prozent erreicht werden kann, sondern auch, ob Musk die Nachfrage nach Model 3 überhaupt bedienen kann. Angesichts dieser Schwierigkeiten gibt es auch beim mittelfristigen Ziel einer Jahresproduktion von 500'000 Elektro-Fahrzeugen im Konzern bis 2020 grosse Fragezeichen.

Möglicherweise muss Musk nun für noch mehr Kapazitäten noch mehr Geld in die Hand nehmen, um seine Ziele erreichen zu können. Das könnte heissen: Möglicherweise wird die Zahl der Aktien weiter steigen und den künftigen Gewinn verwässern, und vielleicht wird aus einem angestrebten Plus im Schlussquartal 2016 nichts. Hohes erwartetes Wachstum und hohe Bewertung bedeutet eben für Anleger immer auch hohes Risiko. Liegt ein solches Unternehmen mit dem Wachstum nur knapp daneben, müssen die schönsten Pläne über Bord geworfen werden, und es kann sein, dass der Kurs der Aktie steil nach unten gehen wird.

Technisch orientierte Anleger setzen auf einen Kursschub

Vor diesem Hintergrund warten konservative und fundamental orientierte Anleger eine erneute Korrektur bei Tesla in den Bereich um 180 Dollar ab. Sollte allerdings angesichts der aktuellen starken Kursdynamik jetzt schnell der Widerstand im Bereich von 280 Dollar fallen, spekulieren technisch orientierte Anleger mit einem Call (ISIN: CH0313798578, Laufzeit endlos, Basis und Knock-out jeweils 193,73 Dollar, Hebel 3,5) auf einen weiteren Schub und auf den schnellen Sprung über die 300-Dollar-Marke.

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