Gemeinderating 2022: Das sind die besten Gemeinden der Schweiz

Achtung: Das neue Gemeinderating der Handelszeitung ist da! Sie wollen sehen, wie ihre Gemeinde 2023 abschneidet? Dann schauen Sie sich das aktuelle Rating an und klicken Sie hier auf diesen Link. Zum zweiten Mal publiziert die «Handelszeitung» exklusiv das grosse Gemeinderating der Schweiz. Es ist die einzige Studie der Schweiz, welche die Attraktivität von Gemeinden in allen Kantonen misst. Mit diesem Ergebnis: Gemeinden aus dem Kanton Zug stehen ganz oben auf der Siegertreppe. In die Top 20 schafften es auch Gemeinden aus den Kantonen Schwyz, Zürich, Luzern und Nidwalden. Unter den Top 100 findet man die Kantone Thurgau, Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden, Aargau, Basel-Landschaft, St. Gallen und Obwalden. 50 Kriterien untersucht Das Beratungsunternehmen Iazi analysierte für das Rating 944 von den insgesamt 2145 Gemeinden, die es in der Schweiz gibt. Viele Ortschaften sind zu klein und daher schlecht vergleichbar. Deshalb fanden nur Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnerinnen und Einwohnern Eingang in das Rating. Alle Kriterien, die das Leben in einer Gemeinde attraktiv machen – über fünfzig an der Zahl –, wurden für das Rating bewertet – unter anderem Wohnqualität, Steuern, Erreichbarkeit, Versorgung, Sicherheit oder Arbeitsplatzsituation. Basis für die Erhebung waren öffentliche Statistiken. In jedem Faktor erhielt jede Gemeinde eine Rangierung von 1 bis 944. 1 ist der beste Rang, 944 der schlechteste. Der Durchschnitt aller Ergebnisse führte zur Endrangierung einer Gemeinde. Basis sind Statistiken Erstmals wurde auch die Umweltfreundlichkeit gemessen. Acht Kriterien wurden dafür erhoben, so zum Beispiel erneuerbare Stromproduktion, politisches Engagement oder CO2-Emission aller Gebäude der Gemeinde. Dank einer Erhebung von Iazi kann erstmals die durchschnittliche CO2-Emission von Gebäuden berechnet werden. Alle CO2-Emissionen zusammengerechnet ergeben die Umweltbelastung auf Gemeindeebene. So eine Erhebung ist einzigartig und gab es bislang in der Schweiz nicht. Gemeinden stehen im Wettbewerb Das Rating liefert all jenen Hilfestellung, die einen neuen Wohnort suchen. Da man sich immer wieder in unterschiedlichen Lebensphasen befindet, lösen häufig neue Kriterien die bisherigen ab, für die man eine Gemeinde bisher schätzte (Bildungsangebote, Kindertagesstätten, Altersbetreuung). Zudem liefert das Rating eine Basis für Vergleichs- und Verbesserungsmöglichkeiten für die kommunale Politik. Natürlich sind gewisse Faktoren gegeben. «Ein hohe Wohnqualität, tiefe Steuern und eine gute Erreichbarkeit erhöhen die Attraktivität von Gemeinden», sagt Studienleiter Christof Zöllig. «Doch auch Gemeinden, die beispielsweise abgelegener sind, können punkten, indem sie etwa die Infrastruktur vor Ort unterstützen, Tagesstrukturen für Schulen fördern oder gute Rahmenbedingungen für Unternehmen schaffen.» Denn Gemeinden stehen heute nicht nur im eigenen Kanton im Wettbewerb, sondern auch national und international. Cham (ZG) auf Platz 1 Sieger des diesjährigen Ratings ist Cham im Kanton Zug. Wer durch die Stadt spaziert, spürt die Dynamik einer Stadt, die im Aufbruch ist. Selbst wenn die Chamerinnen und Chamer noch immer von ihrem Dorf sprechen, das längst keines mehr ist mit seinen über 17’000 Einwohnern und Einwohnerinnen. Cham will wachsen und prosperiert dabei. Zahlreiche Firmen und Vermögende sind dank den tiefen Steuern, die man im Kanton zahlt, hierhergezogen und liefern im Gegenzug reichlich Steuern ab (bis zu einem Gemeindekassenplus von 15 Millionen im Jahr 2021). Die Politikerinnen und Politiker sind sich des Wohlstands der Gemeinde bewusst. «Bei uns macht niemand Dienst nach Vorschrift, in den Behörden herrscht eine ausgeprägte Dienstleistungsmentalität», sagt Georges Helfenstein (57), Gemeindepräsident im Teilzeitamt und selbstständiger Berater für das Baugewerbe. «Wir können nicht Unternehmen und Leute anziehen und diesen nichts bieten. 61 Millionen Franken werden zwischen 2022 und 2026 in neue Projekte fliessen.» Zum Beispiel in neue Schulen, Sportanlagen, Zentrumsentlastung und strukturelle Projekte für Jung und Alt. Bis in 15 bis 20 Jahren soll sich die Investitionssumme gar auf 160 Millionen belaufen. Meilen (ZH) bietet Angebot einer Stadt Den 1. Platz im Kanton Zürich und den 7. Gesamtrang belegte Meilen. Am rechten Ufer des Zürichsees gelegen, auch Sonnenufer genannt, ist Meilen bekannt als Magnet für Unternehmerinnen, Manager und Reiche. Die CEO von ABB und Siemens wohnen ebenso hier wie die Unternehmerin Magdalena Martullo-Blocher. Logisch, gelangt man doch mit der S-Bahn vom pulsierenden Zürich innert zwölf Minuten ins wesentlich beschaulichere Meilen, auch wenn dieses in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist – auf mittlerweile 15’000 Einwohnerinnen und Einwohner. Trotzdem ist hier von Hektik keine Spur. Auf dem See schaukeln die Boote, im Meilener Dorfbachtobel lässt es sich im Schatten wandern, im Zentrum findet sich alles, was man für den Alltag braucht: zahlreiche Läden zum Einkaufen, Restaurants, ein Parkhaus, einen Gemeindeplatz, auf dem man sich trifft. Und den See säumen alte Patrizierhäuser, die unter Schutz stehen. «In Meilen kennt man sich noch, man grüsst sich auf der Strasse, feiert gemeinsam Quartierfeste», sagt Gemeindepräsident Christoph Hiller (62), im Hauptamt Jurist in der Stadtverwaltung Zürich. «Meilen ist keine Schlafstadt wie andere Gemeinden in der Agglomeration. Wir haben ein aktives Dorfleben und das Angebot einer Stadt.» Das sei das Geheimnis des Erfolgs. Abseits der Verkehrsachsen in Bottighofen (TG) Im Aufstieg befindet sich die Gemeinde Bottighofen (Gesamtrang 37). Die Nummer 1 im Kanton Thurgau ist beliebt bei Wohnungssuchenden wie kaum eine andere Gemeinde. Abseits der Verkehrsachsen, ruhig und idyllisch am Ufer des Bodensees gelegen, mit schaukelnden Booten in der Marina und einem Naherholungsgebiet in Gehdistanz, verzeichnete Bottighofen im vergangenen Jahr einen Bevölkerungswachstum von 8,4 Prozent, während der kantonale Durchschnitt im Jahr 2021 bei 1,4 Prozent lag. «Früher zügelte man von Zürich nach Winterthur, später ging es weiter Richtung Osten, Frauenfeld – heute entdeckt man Bottighofen», sagt Matthias Hofmann (58), Gemeindepräsident im 50-Prozent-Pensum, zudem selbstständiger Zahnarzt. Distanz spielt kaum eine Rolle mehr. Zudem liegt der Autobahnanschluss vor der Haustür: Innert 45 Minuten erreicht man den Flughafen Zürich, in 30 Minuten Frauenfeld, und in 7 Minuten ist man mit dem Fahrrad im deutschen Konstanz. Allerdings wirkt sich die starke Nachfrage auf die lokalen Immobilienpreise aus – die Eigenheimpreise sind hier in den vergangenen drei Jahren um 25 Prozent gestiegen. Doch noch immer lebt es sich günstiger in Bottighofen als in den Ballungszentren: Eine Eigentumswohnung kostet rund 890’000 Franken, ein Einfamilienhaus 1,5 Millionen Franken. Unverbaubare Seesicht in Meisterschwanden (AG) Auf Rang 49 und den 1. Platz im Kanton Aargau schaffte es Meisterschwanden. «Meisterschwanden ist für viele attraktiv, da es ländlich geblieben ist und gleichzeitig den dritttiefsten Steuersatz im Kanton hat», sagt Gemeindepräsident Ueli Haller (56), hauptberuflicher Kapitän und Geschäftsführer der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee. 140’000 Passagiere befördert sein Unternehmen während der Sommersaison mit fünf Schiffen – eine ganze Menge für den vergleichsweise kleinen See. An der Ostseite des Sees liegt Meisterschwanden, eingebettet zwischen See- und Naherholungsgebiet, Anziehungspunkt für Neuzuzügerinnen und Tagestouristen. Ebenfalls schon seit langer Zeit, seit 1965, lebt Marianne Hayek hier, die Witwe von Nicolas Hayek, des Swatch-Gründers. «Hier hat man eine 100-Prozent-Garantie, dass einem niemand die Seesicht wegnehmen und etwas vor die Nase bauen kann», so Ueli Haller. «Die Landwirtschaftszonen, in denen dies theoretisch noch möglich wäre, dürfen aufgrund des Hallwilerseeschutzdekrets nicht eingezont werden.» Gut für die Neuen, die hierherziehen. Obwohl die Gemeinde etwas abgelegen und die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln eher bescheiden ausgebaut ist, ist die Nachfrage nach Wohnraum gross. Idylle in Biel-Benken (BL) Wer auf der Suche nach Idylle ist, findet diese in Biel-Benken, Nummer 81 im Gesamtrang und Nummer 1 im Kanton Basel-Landschaft. Die 3500 Einwohner und Einwohnerinnen der Gemeinde am Ende des Leimentals, direkt an der Grenze zum Elsass, geniessen einen grandiosen Fernblick auf weite, unverbaute Landstriche. Im Ort gibt es prächtige Häuser, die an vergangene Zeiten erinnern, und Bauernhofläden bieten frisches Gemüse vom Feld, was an den Wochenenden zahlreiche Leute aus der Stadt Basel anlockt. «Viele Pendlerinnen und Pendler wohnen in Biel-Benken, da es geografisch abgesetzt ist von anderen Gemeinden und vom Trubel der Stadt», sagt Peter Burch, Gemeindepräsident (64). «Hier findet man Ruhe und Beschaulichkeit.» Er war vor seiner Pensionierung im Hauptamt als Posthalter tätig, ein Beruf, den es heute nicht mehr gibt, aber durch den er so gut wie alle Leute im Dorf kennt – und alle kennen ihn. Er steht dazu. «Biel-Benken ist eine Pendler- und Schlafgemeinde, und das ist gut so.» In den 1960er Jahren, als die Chemie- und die Pharmabranche in Basel zu florieren begannen, wurde auch Biel-Benken entdeckt. Zahlreiche Manager dieser Firmen zogen hierher. Ein Trend, der noch immer anhält. Gutverdienende in Muri-Gümligen (BE) Auf den Podestplatz im Kanton Bern schafft es Muri-Gümligen mit Gesamtrang 136. Die Gemeinde liegt direkt an den Ausläufern der Bundeshauptstadt, hat rund 13’000 Einwohnerinnen und Einwohner, ist malerisch an der Aare gelegen, beherbergt stolze Villen hinter hohen Thujahecken und Einfamilienhäuser mit schmucken Gärten. Gerade Besserverdienende aus der Hauptstadt, die die gute Anbindung an Bern mit dem Tram und die grüne Umgebung schätzen, zieht es in diese Gemeinde. «Innerhalb des Kantons Bern, dessen Steuergesetzgebung wir nicht beeinflussen können, versuchen wir, steuerlich attraktiv zu bleiben», sagt der hauptberufliche Gemeindepräsident Thomas Hanke (66), ehemals Notar und Anwalt. «Hier zahlt man nicht nur weniger, man bekommt auch ein wenig mehr.» Während des Studiums war der gebürtige Berner hierhergezogen, weil er keine Wohnung in Bern gefunden hatte. Nächstes Jahr will er das Amt in jüngere Hände geben. Bis es so weit ist, widmet er sich dem Thema Ressourcenabhängigkeit. «Muri soll bei den eigenen Liegenschaften künftig eine Vorreiterrolle gegenüber der Bevölkerung einnehmen.» Ein hehres Ziel, das wir überprüfen werden. Urbanität in Chur (GR) Zu den Aufsteigern gehört auch Chur, mit Platz 177 im Gesamtranking (ehemals Rang 414) und auf dem 1. Rang der Bündner Gemeinden. Besonders auf die Jugend wurde hier ein Augenmerk gelegt. Sporthallen wurden gebaut, Musik- und Sportevents werden unterstützt, seit 2014 stellt die Stadt Flächen für legale Graffitis zur Verfügung. Acht Wände wurden seither bemalt sowie der 42 Meter hohe Mühleturm, das neue kreative Wahrzeichen der Stadt. Und natürlich Chur, die Bildungsstadt: Zahlreiche höhere Schulen in Chur ermöglichen es den Jungen, vor Ort zu studieren, anstatt nach Zürich oder St. Gallen zu gehen. «Chur ist das urbane Graubünden», sagt Urs Marti (55), Stadtpräsident im Vollamt, ehemals Unternehmer und Präsident einer Hochschule und höherer Fachschulen. «Wir wollen jungen Menschen das Signal geben, dass sie, wenn sie Urbanität suchen, in keine andere Stadt ziehen müssen.» Dabei steckte die Stadt noch vor ein paar Jahren in tiefroten Zahlen. «Wir sparen, um zu investieren», war Urs Martis Credo. Aus einem Defizit von 10 Millionen wurde ein Plus von 20 Millionen im vergangenen Jahr. Die Schlusslichter Logisch, können nicht alle Gemeinden in der Championsleage mitspielen. An letzter Stelle steht die Gemeinde Mümliswil-Ramiswil (SO), nach Tramelan und Valbirse (BE). Das gesamte Ranking der 944 Gemeinden finden Sie unter: Die vollständige Liste des Gemeinderatings 2022, von Aarau bis Zweisimmen. Mehr dazu: Die Methodik: So wurde das Gemeinderating erstellt Die vollständige Liste des Gemeinderatings 2022: von Aarau bis Zweisimmen Die Top-3-Gemeinden aller Kantone