Cybervorfälle gehören gemeinsam mit Betriebsunterbrechungen zu den grössten Geschäftsrisiken – weltweit und auch in der Schweiz. Das zeigt das Allianz-Risk-Barometer 2019, das Ranking der Allianz Global Corporate & Specialty zu den wichtigsten Unternehmensrisiken weltweit. Grosse Überraschung dieses Jahr: Erstmals rangieren beide Risiken im Ranking nahezu gleichauf an der Spitzenposition– damit setzen Cyberrisiken ihren kontinuierlichen Aufstieg im Ranking fort. Die Sorge vor rechtlichen Veränderungen im Wirtschaftsumfeld, zum Beispiel hervorgerufen durch Handelskriege, Zölle, Wirtschaftssanktionen oder die noch unsicheren Brexit-Verhandlungen, nimmt erstmals Platz drei im Schweizer Ranking ein und rangiert damit gleichauf mit der Gefahr von Naturkatastrophen. Neu unter den ersten zehn Plätzen ist die Sorge vor einem Fachkräftemangel und einem Reputationsverlust.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

«Das Umfeld für Unternehmen ist unberechenbarer geworden, die Risiken sind gestiegen», weiss Gregor Huber, Leiter Unternehmensversicherungen der Allianz Suisse. Umso wichtiger sei es, die Risikopotenziale im Unternehmen frühzeitig zu erkennen und zu handeln. Jo Willaert, Präsident der Federation of European Risk Management Associations Ferma, doppelt nach: «Es ist wichtig, dass sich Unternehmen der Zusammenhänge bewusst sind, die zwischen verschiedenen Bedrohungen bestehen.» Es sei die Aufgabe von Risikomanagern, das Bewusstsein und das Handeln über alle Funktionen hinweg zu koordinieren, damit das Unternehmen unabhängig von der Art der Bedrohung belastbar sei.

Wachsendes Bewusstsein, wachsende Verluste

Die zunehmende Besorgnis über Cybervorfälle folgt auf ein Jahr mit zahlreichen Datenskandalen, Hackerangriffen und IT-Pannen. «Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem Cyber für Unternehmen genauso wichtig ist wie die traditionellen Risiken», erklärt Jens Krickhahn, Practice Leader Cyber, AGCS Zentral- und Osteuropa. Cyberkriminalität kostet heute gemäss dem Center for Strategic and International Studies schätzungsweise 600 Milliarden Dollar pro Jahr, gegenüber 445 Milliarden Dollar im Jahr 2014. Demgegenüber steht ein durchschnittlicher wirtschaftlicher Schaden von 208 Milliarden Dollar aus Naturkatastrophen über die vergangenen zehn Jahre – also nur rund ein Drittel. Während Kriminelle innovativere Methoden für Datenklau, Online-Betrug oder Cybererpressung einsetzen, wächst auch die Bedrohung durch Hackergruppen, die eng mit Nationalstaaten verbunden sind. Sie zielen darauf ab, Betreiber kritischer Infrastruktur zu attackieren oder wertvolle Daten oder Geschäftsgeheimnisse von ausländischen Unternehmen zu rauben.

Mehr Ursachen, höhere Schäden

Betriebsunterbrechungen (BU) führen das Allianz-Risk-Barometer im siebten Jahr in Folge an. Die Szenarien und Auslöser werden jedoch immer vielfältiger und komplexer. Nebst Feuer und Naturkatastrophen führen immer öfter auch IT-Ausfälle, Produktrückrufe, Qualitätsprobleme, Terrorismus, politische Unruhen oder Umweltverschmutzung zum Betriebsstillstand.

Eine aktuelle Schadenanalyse der AGCS verdeutlicht die wachsende Bedeutung von Betriebsunterbrechungen: Fast alle grossen Sachschäden beinhalten demnach inzwischen ein BU-Element, das in der Regel den grössten Teil des Schadens ausmacht. Auffällig ist zudem, dass Cyber- und BU-Risiken zunehmend miteinander verknüpft sind, da Ransomware-Angriffe oder IT-Ausfälle oft zu Betriebs- und Serviceunterbrechungen führen. So sind Cybervorfälle laut Allianz-Risk-Barometer der am meisten gefürchtete Auslöser von Betriebsunterbrechungen, gefolgt von Feuer/Explosion und Naturkatastrophen.

Rechtliche Veränderungen

2018 war ein Wendepunkt für den Welthandel – entsprechend sorgen sich Unternehmen auch zunehmend über rechtliche Veränderungen im Wirtschaftsumfeld. Der Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China, steigende Zölle und Wirtschaftssanktionen (Russland, Iran) belasten den Aussenhandel. Im Jahr 2019 zeichnen sich durch die anstehenden Wahlen in Europa, geringere Wachstumsaussichten für die Eurozone und für die USA sowie durch den unsicheren Ausgang der Brexit-Verhandlungen weitere Risiken ab.