Das ist rekordverdächtig! In den letzten zehn Jahren hat sich der Aktienkurs von Novartis verdoppelt, jener von Straumann verdreifacht und die Titel von Lonza sind auf das Dreieinhalbfache gestiegen. Wirft man alle Titel des Sektors Medizin und Gesundheit in den Topf des SPI Healthcare, zeigt sich ebenfalls eine starke Kursperformance: Der Sektor lieferte in den letzten zehn Jahren ein Plus von 175 Prozent. Das ist viel mehr, als beim viel beachteten Schweizer Aktienindex SMI drin lag. Der brachte es im selben Zeitraum nur auf 60 Prozent.

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Im Ausland

Gesundheitsaktien sind aber auch in anderen Ländern gefragt. So kletterte zwar schon der S&P 500 in den letzten zehn Jahren um 175 Prozent, doch der Subindex Health Care legte 225 Prozent zu – eine jährliche Outperformance von 1,7 Prozentpunkten. «Die Nachfrage nach gesundheitlichen Leistungen wird unter anderem bestimmt vom Bevölkerungswachstum, der Altersstruktur und der Einkommensentwicklung», sagt Henning Vöpel, Direktor des Weltwirtschaftsinstituts in Hamburg. Und alle drei Faktoren zeigen nach oben.

Die Weltbevölkerung wächst um 75 Millionen Menschen oder rund 1 Prozent pro Jahr. Die Einkommen in den bevölkerungsreichen Schwellenländern wie Indien und China steigen pro Jahr etwa um 6 Prozent. Mit dem höheren Einkommen haben aber auch immer mehr Menschen Zugang zu staatlichen Gesundheitssystemen und medizinischer Versorgung.

Dann das Alter: Nach Schätzungen der EU wird der Anteil der Menschen in Europa über 65 Jahren bis 2030 um rund 50 Prozent auf 23 Prozent zulegen. Auch in China soll das Durchschnittsalter bis 2050 von 35 auf 46 Jahre klettern. Für die Gesundheitsbranche bedeutet das Mehreinnahmen, denn mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der chronisch Kranken in (oft teurer) Dauerbehandlung.

Die Novartis-Aktie

In diesem Umfeld mit mehreren Wachstumstreibern sind Aktien von grossen Pharmaunternehmen wie Novartis vielversprechend. Stieg das Umsatzvolumen des globalen Pharmamarkts zwischen 2013 und 2017 jährlich um 3,6 Prozent, so soll der Markt bis 2022 sogar 4,5 Prozent im Jahr zulegen. Für Fantasie sorgen bei Novartis neue Medikamente und Erfolge bei der Zulassung neuer Arzneimittel in den USA.

Darüber hinaus wird der Verkauf von Unternehmensbereichen wie etwa bei Generika und Dermatologie erwartet. Das spült Geld in die Kasse, das für die Entwicklung neuer Präparate benötigt wird. Wegen im Voraus nicht planbarer Entwicklungsfortschritte oder -erfolge weisen Pharmaunternehmen in der Regel aber einen deutlich volatileren Kursverlauf auf als Titel des Bereichs Health Care.

Novartis im Vergleich

Mit geschätztem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 auf Basis des geschätzten Gewinns im Jahr 2020 ist Novartis aber nicht teuer. Zudem notiert die Aktie aus charttechnischer Sicht nach dem jüngsten Rücksetzer an der unteren Begrenzungslinie ihres Aufwärtstrends aus dem Jahr 2018. Kurzfristig orientierte Anleger setzen auf einen schnellen Rebound nach oben, mittelfristig ausgerichtete Börsianer legen sich den Titel wegen günstiger Bewertung als Basisinvestment ins Depot.

Die Aktien von Abbott Laboratories  

Ein absoluter Überflieger im Sektor Gesundheit ist Abbott Laboratories. Der Hersteller von Pharmazie- und Nahrungsergänzungsprodukten sowie von Klinik und Laborbedarf deckt die Wertschöpfungskette von der Prävention über die Diagnose bis zur Behandlung ab. Die breite Aufstellung macht das Unternehmen relativ krisenfest. In den letzten vier Jahren kletterte der Umsatz um 50 Prozent auf 30,6 Milliarden Dollar. Die Aktie ist seit drei Jahren im steilen Aufwärtstrend.

Medizinische Geräte

Besonders gut läuft es in der Sparte der medizinischen Geräte. Im nächsten Jahr ist der Health-Care-Spezialist mit 23er-KGV zwar nicht ganz billig, aber Analysten trauen der Aktie weitere Steigerungen zu. Die Schweizer Lonza ist ebenfalls nicht zu bremsen. Seit 2012 hat sich der Kurs des Zulieferers von Wirkstoffen und Zwischenprodukten für die Pharma-, Gesundheits- und Life-Science-Industrie verzehnfacht.

Auch beim Konzern aus Basel zahlt sich die breite Aufstellung mit Kunden aus verschiedenen Sparten aus. So kletterte der Umsatz in den letzten fünf Jahren um 55 Prozent auf 5,5 Milliarden Franken. Die Ziele sind vielversprechend. In den nächsten drei Jahren sollen die Erlöse um 30 Prozent auf 7,1 Milliarden Franken klettern.

Die Medtech-Firma Straumann

Da ist ein Ergebnis je Aktie im Bereich von 18 Franken drin. Bei einem geschätzten 17er-KGV im Jahr 2022 besitzt die Aktie auf Sicht von wenigen Jahren 50 Prozent Potenzial. Im steilen Aufwärtstrend befindet sich auch die Medtech-Firma Straumann. Seit 2013 ist der Titel auf das Siebenfache hochgeschossen.

Zwar ist die Firma stark auf Produkte und Lösungen für Zahnersatz und Zahnerhalt fokussiert, legt aber ebenfalls enorm zu. So konnte Straumann den Umsatz in den letzten vier Jahren auf 1,4 Milliarden Franken verdoppeln. Der Dentalspezialist profitiert zum einen vom hohen Wachstumstempo am Markt für Implantate mit Zuwachsraten von 4 bis 5 Prozent pro Jahr und kauft zudem beständig zu – insbesondere im Ausland.

Investieren in die Schönheitsklinik

Mit einem erwarteten 30er-KGV im nächsten Jahr ist die Aktie zwar nicht ganz billig. Aber Straumann ist mit einem Marktanteil von 25 Prozent Weltmarktführer und wächst jährlich mit 15 Prozent, also dreimal so schnell wie die Branche. Trotzdem kann es wegen der aktuell etwas hohen Bewertung zwischenzeitlich zwar zu Korrekturen kommen, aber mittelfristig sind deutlich höhere Kurse drin.

Bei Straumann mit seinen Implantaten geht es auch um Schönheit, und dieses Thema ist ein ganz grosses Geschäft. Insbesondere auch mit Schönheits-OPs wie Brustvergrösserung, Fettabsaugen oder mit Botox- und Hyaluronbehandlungen. Das Geschäft boomt.

Schweiz

In der Schweiz beispielsweise stieg die Zahl der Schönheitseingriffe in den vergangenen zehn Jahren um rund 50 Prozent auf geschätzt 60000. Allerdings sind im Bereich Schönheitsoperationen die Investmentvehikel für Privatanleger rar. Denn die Schönheitseingriffe werden überwiegend von Ärzten in deren Praxen oder Privatkliniken durchgeführt und der Markt ist stark fragmentiert. Aber immerhin bietet sich Anlegern in dem Bereich die börsennotierte M1 Kliniken.

Das Unternehmen aus Berlin ist auf Schönheits-OPs fokussiert und kann durch diese Spezialisierung Skaleneffekte nutzen und OPs relativ günstig anbieten. Das kommt bei Konsumenten an und M1 wächst rasant. In den letzten zwei Jahren stieg der Umsatz um 81,1 Prozent auf 65,2 Millionen Euro.

Erreicht werden die Zuwächse durch den Ausbau der Zahl der Behandlungszentren sowie des Leistungsspektrums etwa um ästhetische Zahnkorrektur. Infolge einer forcierten internationalen Expansion – beispielsweise mit Behandlungszentren in Grossbritannien, den Niederlanden oder in der Schweiz – will M1 Kliniken die Zahl der Standorte bis Ende 2020 auf fünfzig verdoppeln. 2023 könnte es schon hundert Schönheitszentren geben. Mit 17er-KGV auf Basis 2020 bietet die Aktie bei mittlerem Zeithorizont noch deutliches Potenzial.

Hörgeräte für Anleger

Ein Frage der Schönheit und Ästhetik sind auch Hörgeräte. Dort gibt es starkes Wachstum: Als Spezialist für Hören und drahtlose Kommunikation konnte Sonova den Umsatz in den letzten vier Jahren um 35,8 Prozent auf 2,8 Milliarden Franken steigern und die Aktie hat sich seit 2016 fast verdoppelt. Wie Straumann und andere Firmen aus dem Bereich Gesundheit profitiert Sonova – das Unternehmen ist in hundert Ländern aktiv – vom weltweit steigenden Einkommen und einer stark wachsenden Mittelschicht.

Während dem Segment der Hörgeräte ein jährliches Wachstum von 4,5 Prozent vorausgesagt wird, konnte Sonova in den letzten Jahren mit 8,0 Prozent fast doppelt so schnell wachsen. Neue Produkte im Bereich Hörgeräte mit einer neuen Bluetooth-fähigen Plattform, aber auch bei Hörimplantaten für Gehörlose versprechen weiteren Schwung. Mit 25er-KGV ist die Aktie angesichts der guten Perspektiven nicht teuer und für mittelfristig orientierte Anleger noch lange nicht ausgereizt.