Die Kapitalflüsse in Infrastruktur bleiben angesichts des grossen Interesses institutioneller Anleger rege und haben 2020 den zweithöchsten Wert überhaupt erreicht. Dass die Portfolioanteile dieser Anlageklasse wachsen, ist unter anderem der starken Performance während der Finanzkrise geschuldet. Doch trotz einem Jahrzehnt mit starken Mittelflüssen bleiben die globalen Allokationen von Pensionskassen und Versicherungen von 1 bis 3 Prozent deutlich hinter den Immobilien zurück, welche bei institutionellen Anlegern mit rund 10 Prozent vertreten sind. 

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Autoren:
Roland Hantke, Leiter Multi-Managers Infrastructure;
Andreas Toscan, Leiter Institutional Client Coverage; beide UBS Asset Management, Zürich.

Bei Schweizer Vorsorgeeinrichtungen fällt der Anteil von Infrastrukturanlagen im Vergleich zu den Pensionskassen anderer Länder derzeit noch geringer aus. Die durchschnittliche Immobilienquote liegt für Pensionskassen hierzulande über 20 Prozent. Die robuste Entwicklung des Infrastruktursektors in der Covid-19-Krise gegenüber anderen privaten Anlageklassen wie Immobilien und Private Equity dürfte weiterem Wachstum starken Vorschub leisten.

Drei bedeutende Renditetreiber

Das Erzielen hoher und wiederkehren der Renditen durch defensive Anlagen geniesst die Gunst vieler institutioneller Anleger. Auch die jüngsten Veränderungen im BVV 2 unterstreichen die Wichtigkeit der Infrastrukturanlageklasse und der Möglichkeit für Pensionskassen, den «dritten Beitragszahler», nämlich die Kapitalmärkte, optimal in Anspruch zu nehmen, um künftige Renten zu optimieren.

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Die Erträge kamen bislang aus traditionellen Infrastruktursektoren wie Strom- und Wasserversorgung, Strassen, Häfen und öffentlich-privaten Partnerschaften. Ein grosses Wachstum ergibt sich aus drei Langfristtrends, namentlich aus den «drei D»: Dekarbonisierung, Digitalisierung und demografischer Wandel. Diese sorgen im Infrastruktursektor für Anlagechancen. Das Wachstumsprofil dieser Trends hat auch einen positiven Einfluss auf die Rendite von Infrastrukturanlagen.

Zum einen ist Dekarbonisierung ein grundlegender Zukunftstrend: 60 Prozent aller Länder, 20 Prozent der 2000 grössten Unternehmen sowie Vermögensverwalter, auf die ein Vermögen von 37000 Milliarden Dollar entfällt, haben sich gemäss der «Financial Times» dem Ziel von Netto-null-Emissionen angeschlossen. Der Europäische Green Deal und Reformen des EU-Emissionshandelssystems (ETS) werden diesen Wandel weiter beschleunigen.

Die Pandemie hat die Politik veranlasst, vermehrt auf ökologische Technologien zu setzen. Anleger im Bereich Infrastruktur waren im Bereich der Energietransformation besonders aktiv und machten in den letzten fünf Jahren rund 40 Prozent aller Transaktionen aus.
Der Trend zur Digitalisierung spiegelt sich im hohen Wachstum der Datenvolumen und des Internets der Dinge. Dieser Langfristtrend wurde durch die Pandemie weiter beflügelt. Die Zunahme von Heimarbeit schafft die Notwendigkeit für mehr Glasfasernetze und Rechenzentren. Der Ausbau von Glasfaserverbindungen hat sich zu einem wichtigen Anlagesegment innerhalb von Infrastrukturfonds entwickelt.

Booster Gesundheitswesen

Noch ein Blick auf den demografischen Wandel: Wir alle werden älter – und laut den Vereinten Nationen wird bis 2050 in den Industriestaaten jeder Dritte ein Rentner und jeder Zehnte über achtzig Jahre alt sein. Hierdurch wird ein riesiger Bedarf an Altenpflegeheimen, Seniorenwohnanlagen, privaten Spitälern und medizinischen Geräten entstehen. Die Pandemie hat Defizite im Gesundheitssektor zutage gefördert und sie zu einer politischen Priorität gemacht. Gleichzeitig sind die Staatsfinanzen stark beansprucht, sodass Chancen für private Anleger entstehen.

Hebel für Nachhaltigkeit

Mit der im März 2021 in Kraft getretenen EU-Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten (SFDR) wurde ein Rahmen für nachhaltige Produkte geschaffen. Die «drei D» besitzen positive ESG-Attribute. Zudem ist der Sektor gut positioniert, um Produkte zu liefern, welche die Nachhaltigkeit der Realwirtschaft durch Infrastrukturanlagen verbessern.