Seit Jahren versucht die Assekuranz sich als attraktive Branche für Berufsein- oder -umsteiger zu positionieren. Der Erfolg scheint eher mässig, woran liegt das?
Die Assekuranz gilt in manchen Augen vielleicht immer noch als etwas verstaubt – dabei stimmt dieses Bild gar nicht mehr, im Gegenteil: Die Branche ist unglaublich spannend. Als attraktive Arbeitgeber bieten die Versicherer eine Vielzahl unterschiedlichster Berufsprofile und aufgrund der Breite ihres Tätigkeitsfeldes tolle Entwicklungsmöglichkeiten. 

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Im Vergleich zu anderen Branchen wurden in den vergangenen Jahren vielleicht zu wenig Mittel investiert, um das angemessen in die Breite zu tragen. Aber ich denke auch, dass sich das Bild gerade stark wandelt und die Arbeitgeberattraktivität steigt – Versicherungen sind wieder in. 

Was machen die Versicherer, um sich gegenüber Einsteigerinnen und Einsteigern als attraktiv darzustellen? 
Die Branche investiert in ihre Mitarbeitenden und unterstützt sie in ihrer beruflichen Entwicklung. Ausserdem bietet sie sehr zeitgemässe und flexible Arbeitsmodelle, wie sie in der Corona-Krise unter Beweis gestellt hat. So ermöglicht sie ihren Mitarbeitenden, ihre berufliche Entwicklung und die persönlichen Pläne aufeinander abgestimmt zu verwirklichen. 

Gibt es ein oder mehrere positive Beispiele?
Natürlich, davon gibt es viele! Wenn ich allein auf die Allianz Suisse blicke: Da bieten wir jungen Nachwuchskräften nach der Schule oder der Universität attraktive Einsteigerprogramme an. Sie durchlaufen mehrere abwechslungsreiche Praxiseinsätze im Unternehmen und erhalten so einen breiten Einblick in das Versicherungsgeschäft. Zudem sind wir auch auf Berufsmessen oder sozialen Medien wie Youtube und Instagram präsent – wir begegnen den jungen Talenten also auf Augenhöhe und geben ihnen auch ein klares Commitment für eine Weiterbeschäftigung nach der Ausbildung. Und wer gerne einmal ein Austauschjahr im Ausland absolvieren möchte, ist bei uns richtig. 

«Wir suchen vor allem Nachwuchskräfte und Umsteigerinnen oder Umsteiger mit hohem Qualitätsbewusstsein.»

Und welche Rolle kommt dem SVV zu, ist eine Charme-Initiative geplant?
Die neue SVV-Strategie 2020–2024 gewichtet die Rolle als Arbeitgeber stärker. Dazu gehören klassische Arbeitgeberfragen. Wir wollen aber auch die Berufs- und Arbeitswelt mitentwickeln. Und wir wollen die Möglichkeiten, die sich in der Versicherungsbranche bieten, breiter bekannt machen. So hat der SVV nach fünf Jahren die Online-Plattform startsmart.ch neu lanciert. Auf dieser können sich Jugendliche über Lehrberufe und Ausbildungswege in der Versicherungswirtschaft informieren. Die wenigsten sind sich bewusst, wie viele unterschiedliche Berufe es bei Versicherern überhaupt gibt – oder dass sie während der Lehre die Möglichkeit haben, ein Jahr im Ausland zu verbringen.

Welches sind die grössten Konkurrenzunternehmen im Kampf um den Nachwuchs?
Im War of Talents kämpfen innovative und agile Unternehmen um die besten Mitarbeitenden. In diesem Umfeld und angesichts der demografischen Entwicklung gibt es natürlich viel Konkurrenz. Gerade weil die Assekuranz eine Vielzahl unterschiedlicher Berufsbilder anbietet, steht sie mit den unterschiedlichsten Unternehmen und Branchen im Wettbewerb um die besten Köpfe – hier natürlich insbesondere mit der Technologiebranche. Aber auch bei uns gibt es einen Digitalisierungs-Push, der künftig tolle Perspektiven bietet. 

Welchen Nachwuchs und welche Umsteiger braucht die Branche?
Wir suchen vor allem Nachwuchskräfte und Umsteigerinnen oder Umsteiger mit hohem Qualitätsbewusstsein. Ebenso gefragt ist die Bereitschaft, out of the box zu denken. Mitarbeitende mit MINT-Kompetenzen stehen natürlich besonders hoch im Kurs. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Zurzeit erheben wir im Ausschuss Bildungs- und Arbeitgeberpolitik die fachlichen und transversalen Skills der Zukunft für die Assekuranz. So haben wir die Möglichkeit, Einfluss auf die Schwerpunkte unserer inländischen Ausbildung zu nehmen.