Inmitten von haussierenden Aktienkursen gerät die klassische Dividendenstrategie in den Hintergrund. Zu Unrecht, denn die Gewinnausschüttungen sind für Aktionäre nicht nur eine attraktive Einkommensquelle, sondern die Spendierfreudigkeit sorgt auch für stabile Kurse. Beispiel Roche: Mit einer Dividendenrendite von 3,2 Prozent liegt der SMI-Titel klar über dem Durchschnitt. Und auch der Aktienkurs hat, anders als der Gesamtmarkt, die Delle von 2008/2009 längst mehr als wettgemacht.
Bereits vor mehr als 70 Jahren entwickelte der US-Wirtschaftswissenschaftler Benjamin Graham die Theorie, dass Anleger nur jene Aktien kaufen sollten, bei denen Jahr für Jahr eine hohe Ausschüttung erfolgt. Ist die Dividende zudem durch viel Substanz sowie hohe Cashflows abgesichert, nimmt die Attraktivität weiter zu. «Die Annahme, dass Firmen mit einer Politik der hohen Dividendenausschüttungen ihr Wachstum begrenzen, ist falsch», stellt Andreas Utermann von Allianz Global Investors klar.
2014 wird ein Dividendenjahr
Wird 2014 ein Dividendenjahr? Mit Blick auf die erwarteten Ausschüttungen kann die Frage mit Ja beantwortet werden. Die Bank J. Safra Sarasin rechnet damit, dass die Dividenden aller SMI-Mitglieder von der bisherigen Bestmarke 2013 mit 32,1 Milliarden Franken dieses Jahr auf 33,7 Milliarden Franken ansteigen werden.
«Allein die drei SMI-Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis werden Dividenden von 20 Milliarden Franken ausschütten», schätzt Aktienanalyst Patrick Hasenböhler von J. Safra Sarasin.
Aktueller Dividendenstar: Swiss Re
Der aktuelle «Dividendenstar» ist Swiss Re. Hasenböhler errechnet für den Rückversicherungskonzern eine Ausschüttungsrendite von 7,7 Prozent. «Neben einer normalen Kapitalrückzahlung von 4 Franken je Aktie, die wiederum gegenüber dem Vorjahr um 50 Rappen erhöht werden dürfte, erwarten wir erneut eine Sonderausschüttung von 2 Franken», so Hasenböhler. Nicht nur er verleiht dem Titel ein «Buy»-Rating, auch der Durchschnitt der Analysten glaubt an eine Outperformance der Swiss-Re-Aktie.
Unter Dividendengesichtspunkten interessant sind im SMI zudem Nestlé und Roche. Sie überzeugen mit einer aktuell attraktiven Rendite jenseits der 3-Prozent-Marke. Aber nicht nur das: Bei den beiden Valoren handelt es sich auch um zwei Paradebeispiele für «Dividenden-Aristokraten». Das sind Unternehmen, die ihre Gewinnausschüttungen stetig anheben oder stabil halten, sie aber nie senken.
Roche mit höchster Dividende in den vergangenen 25 Jahren
Bei Nestlé liegt das durchschnittliche jährliche Dividendenwachstum zwischen 1987 und 2012 bei 11,1 Prozent. Roche weist gar mit 17,7 Prozent über die letzten 25 Jahre die höchste jährliche Steigerungsrate aller SMI- Aktien auf. Aber auch abseits der Grosskonzerne sind echte Dividendenperlen zu finden. Zu Hasenböhlers Favoriten zählen etwa die Bank BCV und die Immobilienfirma Mobimo.
Dass es sich lohnt, auf die Elite der Dividendenzahler zu setzen, zeigt eindrucksvoll der S&P 500 Dividend Aristocrats Index. Er kletterte seit Ende 1989 um über 1300 Prozent und schlug den S&P 500 um Längen. Den Index bildet der SPDR-ETF S&P US Dividend Aristocrats eins zu eins ab. Für die Schweizer Dividendenstars existiert das Zertifikat EFG Swiss Dividend Evergreen Index. Das Produkt vereint 21 heimische Konzerne, die eine lange Dividendenhistorie haben.