Schwellenländer bieten grosses Potenzial – insbesondere Lateinamerika lohnt eines genauen Blickes, etwa in das lange Zeit von Anlegern gemiedene Argentinien. Wichtig ist ein langfristiger Ansatz: makroökonomische Trends müssen richtig erkannt und einzelne Zyklen gemeistert werden. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Die Wahl von Mauricio Macri zum Präsidenten Argentiniens im Jahr 2015 war eine äusserst positive Entwicklung für das Land und setzte seiner Isolierung seit dem Staatsbankrott im Jahr 2001 ein Ende. Seine grössten Herausforderungen waren die Zahlungsbilanz und das historische Haushaltsdefizit. Argentinien hatte jahrelang so sehr mit Dollarknappheit zu kämpfen, dass es sich schlussendlich veranlasst sah, Kapitalkontrollen einzuführen, um eine Verschlechterung einer bereits schwierigen Situation zu verhindern.

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Attraktives Argentinien durch bessere Fundamentaldaten

Mauricio Macris Regierung hat ihre Versprechen eingehalten – mit bisher positiven Folgen, die in den kommeden Jahren anhalten dürften. So wurden etwa 2011 auferlegte Beschränkungen im Hinblick auf Devisentransaktionen beseitigt, der Wechselkurs liberalisiert, die Primärdefizit des Landes gesenkt und die Subventionen verringert. All dies verbesserte die ökonomischen Fundamentaldaten des Landes erheblich.

Das BIP-Wachstum beschleunigt sich und die Industrieproduktion sowie die Bauwirtschaft verzeichnen ein jährliches Wachstum von 6 beziehungsweise 20 Prozent. Durch die restriktive Haltung der Zentralbank ging auch die Inflation zurück und die Zahlungsbilanz zeichnet ein positives Bild: Die Kapitalbilanz ist nach hohen Portfoliozuflüssen und ausländischen Direktinvestitionen sehr stark.

Rising Star: Argentinische Banken

Auf Sektorebene stellen argentinische Banken beispielsweise eine der besten Wachstumschancen innerhalb des lateinamerikanischen Finanzsektors dar. In der Tat bietet die regulatorische Normalisierung des Finanzbereichs gemeinsam mit einem fragmentierten Bankensystem mit geringer Durchdringung hohe Wachstumschancen. Privatkredite machen in Argentinien lediglich 15 Prozent des BIP aus.

Im Vergleich zu anderen Schwellenländern ist dieser Anteil vernachlässigbar. Angesichts eines steigenden BIP, einer fallenden Inflation und sinkender Zinsen kann man davon ausgehen, dass die Kreditdurchdringung in den kommenden Jahren deutlich ansteigen wird – was argentinischen Banken zugutekommen wird.

Vorsichtig optimistisch in Mexiko

Diese positive Entwicklung in Lateinamerika beschränkt sich nicht nur auf Argentinien. Mexiko litt letztes Jahr beispielsweise extrem unter dem Wahlsieg von Donald Trump. Heute kann man vor dem Hintergrund eines rückläufigen Marktumfelds und einer abgewerteten Währung davon ausgehen, dass der Markt ihn in den falschen Hals bekommen hat. Die USA brauchen Mexiko, und  die Trump-Regierung hat begriffen, dass das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) für die USA von Vorteil ist. Daher kann man durchaus vorsichtig, aber optimistisch gegenüber Mexiko vorsichtig eingestellt sein.

Brasilianischer Anleihenmarkt interessant

Brasilien ist ein komplizierterer Fall, da seine Währung eher teuer und sein Aktienmarkt nicht besonders attraktiv ist. Jedoch ist sein Anleihenmarkt interessant – er bietet eine der höchsten Schwellenländer-Renditen sowie deutlich gestiegene Fundamentaldaten.

* Xavier Hovasse ist Leiter Schwellenmärkte-Aktien bei Carmignac Risk Managers.