Herr Heller, kaum ein Gespräch, in dem der rasante Aufstieg des Bitcoin-Kurses nicht thematisiert wird. Wann platzt die Spekulationsblase?
Die Preiskurve von Bitcoin sieht schon extrem aus, und einige Indizien deuten auf eine Blase hin. Ob es sich tatsächlich um eine handelt, wird man allerdings erst im Nachhinein sagen können. Der Kurs kann jederzeit kollabieren. Er kann aber zunächst noch auf 50'000 Dollar oder mehr steigen.

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Wie viel ist ein Bitcoin aus der Sicht eines Finanzexperten wert?
Er liegt eher bei null als bei 100'000 Dollar. Der wirkliche Wert ist nicht bekannt. Bitcoins kann man nicht bewerten. Bei Bitcoins habe ich nur die Hoffnung, dass mir jemand mehr zahlt, als ich es getan habe.

Das erinnert an ein Schneeballsystem?
Schneeballsystem impliziert Betrugsabsicht. Die sehe ich nicht. Aber es ist definitiv ein hochriskanter Markt für Spekulanten.

Thomas Heller verantwortet bei der Schwyzer Kantonalbank (SZKB) die Finanzmarktanalyse und ist Anlagechef. Heller hat zuletzt eine Studie über Bitcoin verfasst.

Thomas Heller
Quelle: ZVG

Schliesslich ist es ja auch eine Wette auf eine Zukunft als Parallelwährung. Ist die Verbreitung als Zahlungsmittel für den Erfolg eines Investments in Bitcoins entscheidend?
Ja, aber hier stehen wir noch immer am Anfang. Ich kenne einige Leute, die Bitcoins gekauft haben, aber niemanden, der sie zum Einkauf verwendet hat. Das Blatt würde sich wenden, wenn etwa Amazon Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptieren würde.

Kann eine auf 21 Millionen Stück begrenzte Währung wie Bitcoin langfristig überhaupt funktionieren?
Nur bedingt. Wächst die Wirtschaft und ist die Geldmenge fixiert, muss ein einzelnes Produkt in dieser Währung immer weniger kosten. Die Kaufkraft der Währung steigt. Sie wird so zum gefragten Gut und gehortet. Das Ergebnis ist eine Deflation mit all ihren negativen Begleiterscheinungen.

Manche Beobachter sprechen bei Bitcoin-Investments von einer Einbahnstrasse. Ein falsches Bild?
Irgendwann ist die Musik aus, und alle stürmen zum viel zu kleinen Ausgang. Dann purzeln die Preise. Das war schon bei der Dotcom-Blase und auch bei der berühmten Tulpenblase vor bald 400 Jahren nicht anders. Da hatte man dann wenigstens noch die Tulpenzwiebel, bei Bitcoin habe ich gar nichts. Meine Befürchtung ist, dass schlussendlich viele enttäuschte Anleger zurückbleiben.

Dieses Interview erschien in der Januar-Ausgabe 01/2018 der BILANZ.

Erich Gerbl
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