Als einige Schweizer Banken versuchten, ihre Aktivitäten auf das Versicherungswesen auszudehnen, waren die Ergebnisse der sogenannten Allfinanz ernüchternd. Nun präsentiert die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) seit April zwei Versicherungsprodukte für die eigenen Hypothekarkunden. Ist das nicht auch eine Art Allfinanz?

John Häfelfinger: Nein. Wir verkaufen keine Versicherungen. Es handelt sich um das Angebot von Produkten der Basler Versicherungen als Vertragspartnerin. Der Vertrieb erfolgt über die Servicehub, eine neue Tochter der BLKB. Die Versicherungsberatung wird ihrerseits von der Firma Anivo, dem ersten Schweizer Online-Broker für Privatversicherungen, sichergestellt und über dessen Plattform technologisch unterstützt. Uns geht es konkret darum, dass wir in einem Bereich, der unser Kerngeschäft ist, spezifische Risiken unserer Kunden adressieren wollen. Das ist der wesentliche Unterschied zur Allfinanz.
 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Was bieten die neuen Versicherungslösungen?

Bei beiden Produkten, die gemeinsam durch die Bank und durch die Basler Versicherungen entwickelt worden sind, geht es um eine Deckung von Risiken aus dem Erwerb und Besitz von Wohneigentum. Wir hatten in einer ersten Phase mit unseren Kunden gesprochen, um ihre Sorgen besser verstehen zu können. Das Produkt Baloise-Gebäudeschutz dient als Ergänzung zu den kantonalen Gebäudeversicherungen und versichert Bauten und bauliche Anlagen gegen Sachschäden und Garantieleistungen. Das zweite Produkt, der Baloise Familienschutz, enthält Leistungen bei unerwarteten Lebensereignissen. Dazu zählen Todesfall, unverschuldete Arbeitslosigkeit und Trennung. Die Basler Versicherungen bieten bei Todesfall mit Life Coach zusätzlich Betreuungs-, Beratungs- und Organisationsdienstleistungen im Wert von maximal 10 000 Franken an. Übrigens ist in allen Hypotheken und Baukrediten der BLKB die Erdbebenversicherung automatisch enthalten.
 

Was hat die Bank zu diesem neuen Angebot geführt?

Für uns ist das Hypothekargeschäft mit einem Ertragsanteil von rund zwei Dritteln ein Kerngeschäft. Der Hauskauf ist aber immer mit Risiken verbunden. Mit der Vermittlung der neuen Versicherungslösungen im Immobilienbereich wollen wir die Risikofähigkeit unserer Kunden erhöhen und ihnen schlaflose Nächte ersparen. Ein Pilotversuch hat das Interesse der Kundschaft für diese innovativen Produkte bestätigt. 


Haben Sie vor, weitere Versicherungslösungen einzuführen?

Ja. Die zwei neuen Produkte sind ein erster Schritt. Wir sehen weitere Produkte zur Abdeckung von Immobilienrisiken vor, so im Zusammenhang mit unerwarteten Vorfällen wie etwa beim Ausfall der Heizung. Gleichzeitig sollen über die Servicehub auch andere Retailbanken den Zugang zum Angebot erhalten. Wir stehen bereits mit mehreren Banken in Kontakt.
 

Ihre Bank verfolgt eine aktive Digitalisierungsstrategie. Spiegelt sie sich in diesen neuen Versicherungen?

Auf jeden Fall. Der digital unterstützte Beratungsansatz ist unseres Wissens in der Schweiz neuartig. Per Videochat stellt die Bank den Kontakt zu den Experten der Servicehub her, wobei ein entsprechender Vertrag mit den Basler Versicherungen direkt und papierlos abgeschlossen werden kann. Der ganze Vorgang ist absolut transparent und einfach zu handhaben.
 

Wie steht es sonst mit dem Ausbau digitalaffiner Dienstleistungen?

Die von Apps unterstützte Innovation spielt für uns wie auch für die Kundschaft eine immer grössere Rolle. Mit der Einführung unseres neuen E-Bankings vor einem Jahr haben wir die Voraussetzung geschaffen, um in Zukunft weitere digitale Leistungen integrieren zu können. Diese ersetzen den persönlichen Kontakt aber nicht. Während wir das traditionelle Schaltergeschäft reduziert weiterführen, findet eine grossangelegte Neuausrichtung der Niederlassungen statt, die die Beratung weiter verstärkt. In drei Jahren werden wir über 18 lokale Beratungsbanken und vier Selbstbedienungsfilialen verfügen.
 

Zur Digitalisierung zählt auch Ihre Online-Vermögensverwaltung Digifolio. Was ist besonders daran?

Digifolio wurde im vergangenen Juli in Zusammenarbeit mit dem Online-Vermögensverwalter True Wealth lanciert. Für Kunden mit einem E-Banking-Vertrag  läuft alles digital, angefangen mit der Eröffnung des Depots und der Erstellung eines Risikoprofils. Vermögen ab 5000 Franken werden aufgrund der Anlagebedürfnisse in kostengünstige und nachhaltige ETFs investiert und professionell verwaltet. Die Jahresgebühr beträgt 0,75 Prozent. Nebst für dieses digitale Angebot ist die Bank nach wie vor in der klassischen Vermögensverwaltung tätig, und zwar mit Private-Banking-Dienstleistungen für Affluent-Kunden ab 500 000 Franken und HNW-Vermögen ab 5 Millionen Franken.
 

In welchen weiteren Bereichen treibt die BLKB die Digitalisierung voran?

Auch der Crowdfunding-Sektor befindet sich im Ausbau. Im vergangenen November haben wir unsere Aktivitäten durch einen eigenen Channel in Partnerschaft mit der Crowdfunding-Plattform Wemakeit gestärkt. Damit transferieren wir einen Teil unseres Sponsorings in die digitale Welt. Und zusammen mit dem Fintech-Start-up-Unternehmen Advanon bieten wir unseren KMU-Kunden den Dienst KMUcash zur Online-Vorfinanzierung offener Debitorenrechnungen. 
 

Der allgemeine Aufbau der Digitalisierung geht ins Geld. Ihre Bank leidet unter anhaltend tiefen Zinsen und steigenden Kosten. Sind die hohen Ausgaben für die Digitalisierung zu verkraften?

Sie sind es. Der Boden für ein weiteres Wachstum der Bank und für weitere Investitionen ist geschaffen. Das gilt besonders für die Modernisierung der Infrastruktur und für die Digitalisierung.