Die Währungshüter reagieren damit auf den von US-Präsident Donald Trumpangezettelten Handelskonflikt, der zusehends auf die globale Konjunktur und auch die heimische Wirtschaft durchschlägt. Trump setzt die politisch unabhängige Fed seit langem unter Druck, die Zügel zu lockern - zuletzt kurz vor der Fed-Sitzung mit der Forderung nach einer massiven Senkung.

Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell, der sich bei der Geldpolitik nicht von der Politik hineinreden lassen will, blieben mit ihrem Schritt nun hinter dieser Forderung zurück. Sie halten jedoch die Tür für eine weitere Lockerung offen. Denn sie erklärten, angemessen handeln zu wollen, um das Wachstum zu stützen. Händler gehen davon aus, dass die Fed mit grosser Wahrscheinlichkeit im September mit den Zinsen weiter nach unten gehen wird.

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Nicht alle waren sich einig

Der jüngste Beschluss fiel jedoch nicht einstimmig. Der Präsident des Fed-Bezirks Boston, Eric Rosengren, und seine Kollegin aus Kansas City, Esther George, plädierten dafür, das Zinsniveau beizubehalten. «Die Entscheidung von Fed-Chef Powell und seinen Kollegen ist keine Reaktion auf Trumps verbale Interventionen, sondern auf seine folgenschwere und für die USA hochgradig schädliche Handelspolitik», sagte Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer Institut ZEW.

Mit dem niedrigeren Leitzins verstärkt die Fed einen globalen Trend hin zu einer lockereren Geldpolitik: Asiatische Notenbanken von Indien bis Südkorea haben bereits vorgelegt, die EZB in Frankfurt könnte schon bald folgen. Die Währungshüter reagieren damit auf verstärkte konjunkturelle Risiken. Die amerikanische Konjunktur musste zuletzt Federn lassen.

Im Frühjahr fiel der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,1 Prozent um einen vollen Prozentpunkt niedriger aus als zu Jahresbeginn: Insbesondere eine Exportflaute im Sog des Handelskonflikts drückte das Wachstum.

«Sicher ist, dass die heutige Entscheidung den amerikanischen Präsidenten nicht zufriedenstellen wird. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass Donald Trump den politischen Druck auf die Fed und ihren Präsidenten aufrechterhalten und eine weitere Zinssenkungen fordern wird», meint Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank.

Die US-Aktienmärkte reagierten kaum auf den Zinsentscheid. Eine Senkung um einen Viertelpunkt galt an der Wall Street als ausgemachte Sache. 

(reuters/dhü)