Strukturierte Produkte zählen zu den erfolgreichsten Finanzinnovationen der letzten Jahre. Mit zunehmender Verbreitung am Markt regt sich aber auch die Kritik von Anlegern allem voran der Vorwurf, dass Banken für die Vehikel zu hohe Margen berechnen.

«Die Preisstruktur strukturierter Produkte hängt stark von der jeweiligen Ausgestaltung der einzelnen Produkte ab», sagt Eric Wasescha, Geschäftsführer des Schweizer Verbandes für Strukturierte Produkte (SVSP). «Bei jedem Produkt gibt es neben dem Basispreis mehrere Variablen, die während der Laufzeit Einfluss auf die Preisgestaltung des strukturierten Produktes haben können. Man kann daher die Preisstruktur der verschiedenen Produktkategorien nicht miteinander vergleichen.»

Auch interessant
 
 
 
 
 
 

Auch die Banker spekulieren

Die Margen hängen mit drei Faktoren zusammen: Der Komplexität der Produkte, den Handelsrisiken und den Dividendenrisiken. Bei einfachen Produkten prüft lediglich ein Computerprogramm, ob die Produktpalette ausreicht oder ob Lücken gefüllt werden. Bei komplizierten Produkten muss eine Investmentbank dagegen viel Know-how für die Entwicklung und die Absicherung einsetzen. Erst am Verfalltag weiss die Investmentbank, wie viel mit einem bestimmten Produkt wirklich verdient wurde, weil dann keine Handelsrisiken mehr bestehen. Und auch, ob die Dividenden (sie werden gegenüber dem Kunden einbehalten, um die Optionen bei strukturierten Produkten zu finanzieren) auch tatsächlich der teilweise Jahre vorausberechneten Höhe entsprochen haben. Folgende Beispiele geben Einblick, wie die Banker rechnen:

Ein einfaches strukturiertes Produkt besteht aus zwei Komponenten: Einem Zero-Coupon-Bond (Anleihe ohne Zinscoupons, die bei Fälligkeit zu 100% zurückbezahlt wird), der auf der Basis von 3,5% abdiskontierter Zinsen heute für 84% des Preises gehandelt wird. Hinzu kommt eine Option, welche die Partizipation des Anlegers an Kursgewinnen des Index ermöglicht. Weil der Zero-Coupon-Markt hoch transparent ist, kann die Investmentbank keine Marge aufschlagen – die Retailbank würde sich einen anderen Partner un- ter den Investmentbanken aussuchen. Der Wettbewerb findet bei der Option statt.

Für die Option und die Vertriebsmargen bleiben bei diesem Beispiel 16% des Endverkaufspreises. Die Marge für die Investmentbank hängt davon ab, ob und wie günstig sie eine Option konstruieren und hedgen kann. Einfache Optionen bringen laut den Schätzungen von JP Morgan als Marge weniger als 1% des Endverkaufspreises ein, bei komplexeren sind es etwas mehr.

Das sieht auf den ersten Blick nicht nach viel aus. Aber bei näherer Betrachtung wird diese Marge am Anfang der hier auf fünf Jahre ausgelegten Laufzeit in den Endverkaufspreis einberechnet. Ausserdem kommen, anders als bei Fonds, in der Regel keine weiteren Managementgebühren hinzu. Damit liegen typische Kosten bei 1% pro Jahr, mit kleineren Schwankungen nach unten und nach oben. Das deckt sich auch mit den Einschätzungen von Experten.

Keine TER für Strukis

Rino Borini, CEO der Financialmedia AG in Zürich, hält 0,5 bis 1,5% pro Jahr für angemessen. «Bei einfachen Produkten sollten die Kosten eher an der unteren Grenze dieser Spanne sein. Bei komplexeren Strategien sei es vertretbar, wenn sie an der oberen Grenze lägen. Bei Fonds, die mit strukturierten Produkten konkurrieren, ist man dazu übergegangen, Vergleiche mit der Total-Expense-Ratio-Kennzahl (TER) vorzunehmen. Doch der SVSP hält solches wegen der Unterschiedlichkeit der Produkte für wenig sinnvoll.