Rohstoffe stehen vor ihrem schlimmsten Quartal seit der weltweiten Finanzkrise 2008, und Morgan Stanley warnt, dass noch weitere Verluste kommen könnten. Die Märkte sollten sich auf einen weiteren Schock einrichten, da die US-Notenbank eine Zinsanhebung vorbereite, schrieb Morgan Stanley in einer Studie
«Eine Reihe makroökonomischer Ereignisse hat die Rohstoffpreise deutlich fallen lassen», hiess es. «Ein mögliches Aufwärtspotenzial für die Preise im vierten Quartal wird durch mindestens einen äusseren Schock eingegrenzt – den Beginn des Zinsanhebungszyklus’ in den USA, der nach allgemeiner Erwartung im Dezember erfolgen wird.»
Prognose gesenkt
Die Bank senkte ihre Langfristprognose für Metalle um bis zu zwölf Prozent. Nach dem Preisboom, der von der hohen Nachfrage aus China getrieben war, sollten Investoren Kraftwerkskohle und Aluminiumoxyd meiden. Morgan Stanley bevorzugt weiterhin Basismetalle wie Nickel, Kupfer oder Zink gegenüber Massengütern, für die die Bank ihre Schätzungen um bis zu 25 Prozent senkte.
Das optimistische Szenario von Morgan Stanley sieht Potenzial für Infrastrukturprogramme in den USA und China vor dem Hintergrund einer Erholung des Wachstums. Im pessimistischen Szenario wertet die chinesische Währung weiter ab und eine zunehmende Inflation in den USA löst höhere Zinsen aus und stärkt den Dollar, was die Rohstoffnachfrage drückt.
Tiefere Alu-Preise
Die Bank senkte ihre Prognose für die Aluminiumpreise für 2016 um 17 Prozent auf 1631 Dollar je Tonne aufgrund anhaltenden Überangebots. Zwar seien die Kapazitätssenkungen in Aluminiumschmelzen ein Schritt in Richtung eines Marktgleichgewichts, aber die Volumeneinschnitte seien anderswo in China durch neue Kapazitäten mehr als ausgeglichen worden, während sich der Nachfrageausblick abschwäche, so Morgan Stanley.
Morgan Stanley senkte auch seinen Ausblick für Platin für das kommende Jahr um zwölf Prozent auf 1032 Dollar je Unze. Produktionszunahme und möglicherweise hohe Lagerbestände drückten auf die Preise. Zudem gebe es Sorgen, dass die Nachfrage von Autoherstellern nachlassen könnte, wenn der VW-Skandal weitere Kreise ziehe. Etwa 42 Prozent des Platins wird laut Morgan Stanley für Abgasregeleinrichtungen in Dieselmotoren nachgefragt.
Eisenerz muss bluten
Damit nicht genug: Auch die Preisprognose für Eisenerz wurden nach unten angepasst.
In den kommenden zwölf Monaten wird noch mehr Eisenerz auf den Markt kommen, während die Nachfrage aus China und weltweit nachlässt, erklären die Banker den Schritt. Der Preis werde dieses Jahr bei durchschnittlich 58 Dollar je Tonne liegen und bis einschliesslich 2018 auf diesem Niveau verharren.
Morgan Stanley folgt Citi
Zuvor hatte bereits Citigroup geäussert, dass die meisten Rohstoff-Preise bis Jahresende noch weiter fallen dürften. Dabei sind die Preise von vielen Rohstoffen bereits zweistellig gesunken in diesem Jahr. Die Ölpreise mussten am meisten Federn lassen, aber auch alle anderen Rohstoffe wie Kupfer oder Weizen verloren mehr als zehn Prozent, weil spekuliert wird, dass das Angebot die Nachfrage übertreffen wird.
Diese Marktentwicklung führte dazu, dass Investoren massenhaft Geld aus Rohstofffonds abzogen. Aktien von Ölfirmen, Bergbaufirmen und Rohstoffhändlern sanken massiv. So bemüht sich beispielsweise der Zuger Konzern Glencore, den Ausverkauf einzudämmen, der seine Aktien an einem einzigen Tag um 30 Prozent einbrechen liess.
(bloomberg/ise/ama)