Mit einem Anstieg von knapp 20 Prozent zählt in diesem Jahr der STOXX Europe 600 Food & Beverage zu den stärksten Sektoren auf dem alten Kontinent. Die grossen Kurstreiber sind aber nicht ausschliesslich Brauereien, bei denen sich gerade das Übernahmekarussell dreht. Auch Titel wie Unilever, Kerry oder Lindt & Sprüngli glänzen mit einer deutlichen Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt und dem Sektor.

Nahrungsmittelaktien eilt generell ein besonderer Ruf voraus. Sie gelten als defensiv, krisensicher und wenig schwankungsanfällig. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Egal, ob sich die Welt gerade in einer Rezessions- oder Boom-Phase befindet, gegessen werden, muss immer. Ablesen, lassen sich die positiven Eigenschaften der «Food»-Valoren am besten beim Weltmarktführer Nestlé (ISIN CH0038863350). Um satte 157 Prozent legte der Titel seit dem Jahrtausendwechsel zu, beim SMI stehen gerade mal 18 Prozent Plus zu Buche.

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Nestlé – Branchenprimus hat Probleme

Allerdings erweist sich der Nahrungsmittelriese mit Marken wie Nesquik oder Nespresso derzeit etwas als Bremse für den Sektor. Der Blue Chip, der seit vielen Jahren mit solidem Wachstum überzeugen konnte, scheint im Moment an Tempo zu verlieren. Nach drei Quartalen im laufenden Jahr kürzte Nestlé überraschend die Prognose. Neben einem schleppenden Geschäft in China macht dem Konzern auch ein Lebensmittelskandal um Fertignudeln in Indien zu schaffen. Firmenchef Paul Bulcke geht nun für 2015 von einem organischen Wachstum von rund 4,5 Prozent aus, statt wie bislang von rund 5 Prozent. Am längerfristigen Ziel von 5 bis 6 Prozent Wachstum pro Jahr hielt Bulcke aber fest.

Anleger reagierten zuerst mit Abschlägen auf die neue Nachricht. Die Aktie konnte die Verluste aber inzwischen wieder aufholen und notiert aktuell auf dem Niveau vom Jahresanfang. Der schwächere Wachstumsausblick, gekoppelt mit der üppigen Bewertung, – das 2016er-KGV liegt bei stolzen 21 – könnte das Kurspotenzial in absehbarer Zeit begrenzen.  

Unilever – Wachstum über den Erwartungen

Deutlich besser schlagen sich im laufenden Jahr die Konkurrenten Unilever (ISIN NL0000009355) und Danone (ISIN FR0000120644). Vor allem die Lust auf Eis hat den niederländischen Konzern im Sommerquartal Auftrieb gegeben. Der Hersteller von Speiseeis der Marke Magnum konnte die Erlöse von Juli bis September um 9,4 Prozent steigern, das ist deutlich mehr als von Analysten erwartet. Zwar ist weltweit das Geschäftsumfeld, insbesondere in Schwellenländern, schwierig, doch lässt sich Unilever davon nicht unterkriegen und rechnet für das Gesamtjahr mit einem bereinigten Umsatzplus am oberen Ende der Spanne von 2 bis 4 Prozent.

«Der Konsumgüterhersteller hat ein exzellentes drittes Quartal hingelegt und im operativen Geschäft die Talsohle hinter sich gelassen», urteilt Berenberg-Analyst James Targett. Angesichts der beschleunigten Umsatzdynamik sowie der verbesserten Chance auf Margensicherheit rät der Experte zum Kauf der Aktie. Charttechnisch ist die Unilever-Aktie gerade auf ein neues Allzeithoch ausgebrochen.

Danone – gute Geschäfte mit Wasser, Babynahrung und medizinischer Ernährung

Auch Danone hat nur noch ein kleines Stück bis zum Allzeithoch. Die Franzosen konnten im dritten Quartal ebenfalls überzeugen. Trotz leichtem Gegenwind von der Währungsseite legte der Umsatz um 4,2 Prozent zu. Wachstumstreiber aus regionaler Sicht war Europa, wo die Erlöse um 5,1 Prozent zunahmen. Aus Sicht der Sektoren beflügeln die drei Bereiche Wasser, Babynahrung und medizinische Ernährung das Geschäft von Danone.

Insgesamt erwartet das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2015 einen organischen Anstieg beim Umsatz von 4 bis 5 Prozent sowie eine leichte Zunahme der operativen Marge. Auch, wenn die Bewertungen von Unilever und Danone mit einem KGV von rund 20 ambitioniert zu sein scheinen, das positive Momentum – charttechnisch wie auch fundamental – spricht für das Duo.

Risiko breit streuen mit einem ETF

Die Experten der UniCredit räumen dem Food-&-Beverage-Sektor weiterhin gute Outperformance-Chancen ein. Insbesondere das robuste Gewinnwachstum stimmt sie zuversichtlich. «Niedrige Energie- und Rohstoffkosten, vor allem für Rohmilch, Gemüse sowie Getreide und Fleisch, unterstützen die Margenentwicklung», schreiben die Analysten in einer neuen Researchnote.

Die Branche können sich Anleger mit dem ComStage ETF auf den STOXX Europe 600 Food & Beverage Index (ISIN LU0378435803) ins Depot holen. Der passive Fonds kommt mit einer günstigen jährlichen Gebühr von 0,25 Prozent p.a. aus. Dominiert wird der Basiswert von Schweizer Valoren, die sich für einen Drittel der Kursbewegung des Index verantwortlich zeigen. Performancespitzenreiter ist dabei Lindt & Sprüngli, die im laufenden Jahr bis dato schon um rund einen Viertel gestiegen ist. Bereits in unserer stocksDIGITAl-Ausgabe von vergangener Woche hatten wir Ihnen den «Schoggi»-Titel als «Überflieger» ans Herz gelegt.

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