Ein Mann verliebt sich in ein Betriebssystem. Er wird aber von der Software versetzt, weil diese einen hyperintelligenten Computer reizvoller findet. So weit, so absurd beschreibt der Hollywoodfilm «Her» das Zusammenleben von Mensch und Maschine in naher Zukunft. Und macht bei allen Extremen plausibel: Künstliche Intelligenz kann bald intensiv alle Lebensbereiche des Menschen prägen.

Nicht umsonst hat das Weltwirtschaftsforum das Thema Industrie 4.0 zum diesjährigen Motto erhoben. Auch für Physiker Stephen Hawking ist das Potenzial der Umwälzung kaum zu unterschätzen. Er warnte mehrfach davor, dass künstliche Intelligenz sogar die Menschheit überrunden und damit in ihrer Existenz bedrohen könnte. Fest steht: Das Geschäft mit Robotern und lernenden Maschinen steht erst am Beginn seines Booms. Anbieter von Investprodukten nennen die Entwicklung einen Megatrend und wollen Anleger daran beteiligen.

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Kundeninteresse hoch

Wird die Debatte über Automatisierung und lernende Roboter geführt, werden schnell gigantische Wachstumsprognosen zitiert. So auch jetzt: Ein Potenzial von über 14 Billionen Dollar Umsatz bis zum Jahr 2025 sieht die Unternehmensberatung McKinsey für das Segment. «Für die ersten zwei Jahre treffen die Aussagen zu», sagt Jonathan Cohen zu der Studie von 2013. Er ist Fondsmanager von RoboCap, einem Themenfonds, dessen Registrierung in der Schweiz aktuell läuft.

Ein Wachstum, vier Mal so schnell wie das der Weltwirtschaft, erwartet wiederum Pictet für Industrie 4.0 und bezieht sich dabei auf eine Studie von Boston Consulting. Die Genfer Privatbank ist auf Themenfonds spezialisiert und hat im Oktober 2015 ein solches Produkt für Robotik lanciert. «Normalerweise müssen wir unsere Produkte den Kunden näher bringen», sagt Fondsmanager Karen Kharmandarian von Pictet. «Diesen haben wir auf Nachfrage initiiert.» 250 Millionen US-Dollar sind bisher in den Fonds geflossen.

Rasante Entwicklung birgt Risiken

Mit RoboCap und Pictet erweitern sich die Möglichkeiten der Anleger beim Investment in Industrie 4.0, die jetzt ihr Geld auch in die aktiv gemanagten Fonds geben können. Zuvor hatten einige ETF und Indizes das Thema abgebildet – zum Beispiel ein Index von der UBS oder das erste Produkt dieser Art, der Index von Robo Global. Bei Pictet setzt sich das Portfolio dabei aus Unternehmen zusammen, die mindestens 20 Prozent ihres Umsatzes mit Robotik und künstlicher Intelligenz machen, bei RoboCap müssen es 40 Prozent sein.

Ein Ausfallrisiko ist dennoch gegeben, gesteht Pictet-Manager Kharmandarian zu. Die Technologie sei so schnell in der Entwicklung, dass Erfolg oder Versagen eines Konzerns nicht garantiert vorherzusagen sei. «Einige werden untergehen», sagt Kharmandarian. Diesem Risiko sind auch die Fonds ausgesetzt. RoboCap macht in der Anfangsphase ausserdem die Volatilität der Märkte zu schaffen, wie Cohen sagt. Doch gelten für beide Fonds die Regeln zur Diversifizierung, nach denen kein Emittent Übergewicht im Portfolio bekommen darf.

Das Versprechen der Robotik-Branche

Für Kharmandarian ist entscheidend, ob sich das Versprechen der Robotik-Branche erfüllt. Er sieht politische Massnahmen als mögliches Hemmnis für den Boom – etwa strikte Vorschriften für selbstfahrende Autos oder Interventionen am Arbeitsmarkt, um Arbeitsplätze vor dem Ersatz durch Roboter zu schützen. In der Schweiz etwa, so hat Deloitte im Herbst berechnet, wird innert 20 Jahren jeder zweite Arbeitsplatz durch Automatisierung ersetzt.

In diesem Punkt treffen sich die Interessen der Fondsmanager mit denen der Weltenretter am WEF: Auch dort stehen die Veränderungen am Arbeitsmarkt im Vordergrund der Diskussion über Industrie 4.0. Anders als komplizierte Liebesbeziehungen zwischen Mensch und Software dürften diese Problematiken absehbar real werden.